Janina Kracht ist mit Kunst aufgewachsen. Ihr Vater Friedrich Kracht (1925-2007) war ein bekannter Maler und Grafiker in Dresden. Zusammen mit dem Maler Karl-Heinz Adler hat er Anfang der 90er Jahre den Weg zum Erhalt des Atelierhauses sowie des dazugehörigen Skulpturenparks auf der Gostritzer Straße 10 in Leubnitz-Neuostra für die nachfolgende Generation geebnet.
In einer europaweiten Aktion öffnen Gartenbesitzer ihre Pforten und zeigen ihre privates grünes Reich.
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Blick zurück: 1925 kaufte der Bildhauer Edmund Moeller das Anwesen und ließ darauf das Haus errichten. Das Gelände rings herum gestaltete er zu einem Park und stellte darin einige seiner Werke auf. Nach Moellers Tod erwarb die 1958 gegründete „Produktionsgenossenschaft Bildender Künstler Kunst am Bau“ (heute „Kunst+Bau“) das Anwesen. Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht waren Mitglieder der Genossenschaft. Nach der Wende blieben die Aufträge für „Kunst am Bau“ aus, das Anwesen wurde immer weniger genutzt und drohte zu verfallen.
Janina Kracht interessierte sich frühzeitig für abstrakte Malerei. In der DDR war es ihr nicht vergönnt ein entsprechendes Studium aufzunehmen. Doch sie verfolgte hartnäckig ihr Ziel, ließ sich nicht beirren. Nach dem Abitur jobbte sie einige Jahre in verschiedenen Bereichen, sammelt Erfahrungen in der Volkssolidarität, war einige Zeit im DEFA-Trickfilmstudio tätig. Möglich war dieser Weg wohl nur durch den großen Rückhalt ihres Vaters. „Du musst durchhalten, dich immer wieder bewerben“, hat er sie in dieser Zeit ermuntert. Dann kam die Wende und sie nahm 1990, inzwischen 26-Jährig, ihr Wunsch-Studium in Nürnberg auf, setzte es in Berlin fort, ging für ein Jahr nach Paris und schloss 1995 ihr Studium in Berlin ab.
Seit 1998 lebt sie als freischaffende Künstlerin wieder in Dresden. „Ich habe die ganzen Jahre aus der Ferne die Geschehnisse auf dem Anwesen Gostritzer Straße verfolgt“, so die Künstlerin. „Gemeinsam mit meiner Schwester Jakoba und dem Sohn von Karl-Heinz Adler haben wir entschieden, uns für dieses Anwesen einzusetzen.“ Nach der Sanierung des Gebäudes eröffnete im Jahr 2000 die Genossenschaft „Kunst + Bau“ neun Ateliers. Der inzwischen fast 88-jährige Karl-Heinz Adler, Jakoba und Janina Kracht haben seitdem ihre Ateliers auf diesem Anwesen eingerichtet, weitere Künstler haben sich eingemietet.
Die Rettung des historischen Geländes allein war ihnen nicht genug. „Wir wollen Veranstaltungen und Ausstellungen durchführen, um auch die Öffentlichkeit an diesen Ort zu locken“, so Janina Kracht. 2001 gründeten sie dafür den Verein „Freie Akademie Kunst + Bau“, dessen Vorsitzende sie ist. Gemeinsam arbeiteten sie die Geschichte von Edmund Moeller und dem Atelierhaus auf, brachten 2005 zu seinem 120. Geburtstag ein Buch über ihn heraus. Ein weiteres Buch wird im Herbst dieses Jahres erscheinen. Darin geht es um Kunst im öffentlichen Raum in Dresden, gefördert vom Kulturamt der Stadt Dresden.
Neben Konzerten im Ateliergarten, Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen ist Janina Kracht auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig. Im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms „Kultur macht stark“ geht sie seit 2013 mit ihrem Konzept auf Schulen zu. Aktuell arbeitet sie gemeinsam mit Bildhauer Peter Fiedler mit Schülern der 139. Grundschule sowie der 138. Oberschule in Gorbitz. Einmal pro Woche treffen sie sich mit den Schülern, arbeiten an Keramiken und setzen sie kunstvoll an Steinblöcken zusammen, die dann im Gorbitzer Wohngebiet aufgestellt werden. Einige sind bereits zu sehen.
„Ich bin ganz begeistert, mit welcher Kontinuität und welchem Engagement die Kinder und Jugendlichen dabei sind“, so die inzwischen 50-Jährige. „Ich möchte den Kindern Kunst und Kultur nahe bringen, daher versuche ich bei allen Projekten auch Museumsbesuche einzubauen.“ Ihre eigene Kunst, farbenfrohe abstrakte Malerei, regelmäßig der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist ihr ein wichtiges Anliegen. Ganz in der Tradition ihres Vaters spielen geometrische Formen in ihren Arbeiten eine wichtige Rolle. In der Anfangsphase ihres Schaffens interessierte sie sich für Schrift, Schriftstruktur und die Form des Schreibens. Diese verdichtete sie zu Strukturen. Seit einigen Jahren werden ihre Werke wieder von großflächigen Farbflächen dominiert.
Im Herbst dieses Jahres plant sie eine Ausstellung in der Alten Feuerwache in Loschwitz. Doch zunächst gilt ihr Augenmerk dem Tag der offenen Gartenpforte am 7. Juni von 10 bis 18 Uhr. Dann haben Besucher die Gelegenheit die Ateliers und den Skulpturenpark zu erkunden, bei Bedarf gern auch mit einer Führung.
Um 14 Uhr hält Antje Kirsch vom Verein Freie Akademie Kunst + Bau e.V. einen Vortrag über den Bildhauer Egmar Ponndorf (1929-2015). Von 15 bis 17 Uhr erklingt „Musik im Park“.
Im Rahmen des Projekts „Kunst-Frei-Raum“ lädt der Verein seit 2012 einmal im Jahr Künstler ein, ihre Arbeit im Ateliergarten zu präsentieren. Dazu wird bereits um 11 Uhr eine neue Ausstellung des Bildhauers Matthias Jackisch mit dem Titel „Spur der Steine“ eröffnet. Sieben Werke des Künstlers sind bis zum 31. Juli im Skulpturengarten zu entdecken.
Vom 3. bis 5. Juli findet ein ganzes Veranstaltungswochenende mit Ausstellungen zu Ehren des 90. Geburtstags von Friedrich Kracht sowie des 75. Geburtstags von Jochen Stankowski, einem Weggefährten Krachts, statt.
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