Thema: Wahlen 2015

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OB-Wahl in Dresden: Hilbert will gemeinsamer Kandidat der Konservativen im 2. Wahlgang werden

Die Oberbürgermeisterwahl geht in die zweite Runde. Keiner der sechs Bewerber erreichte heute im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit aller Stimmen. Der zweite Wahlgang für die rund 436.500 Wahlberechtigten findet am 5. Juli statt. Für ihre Entscheidung, ob sie dann erneut antreten, haben die Kandidaten jetzt fünf Tage Zeit.

Ergebnis Erster Wahlgang:
36,0% – Eva-Maria Stange
31,7 % – Dirk Hilbert
15,4 % – Markus Ulbig
9,6 % – Tatjana Festerling
4,8 % – Stefan Vogel
2,5 % – Lara Liqueur

Kommunalwahlgesetz Sachsen
>> §44a – Erforderliche Stimmenzahl, zweiter Wahlgang

CDU-Bewerber Markus Ulbig hat bereits heute Abend seinen Konkurrenten Dirk Hilbert zum Gespräch eingeladen. Die beiden wollen sich morgen treffen. „Der Wähler hat uns den Auftrag gegeben, einen Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager zu benennen. Das dürfen jetzt falsche Eitelkeiten nicht verhindern“, sagte Ulbig im Gespräch. Da CDU-Kreisvorsitzender Christian Hartmann „eine klare Niederlage für die CDU“ eingeräumt hat, gehen alle Beteiligten davon aus, dass Ulbig seine Kandidatur zurückzieht und die CDU im zweiten Wahlgang Hilbert unterstützen wird.
Das überraschendste Ergebnis des heutigen Wahltages ist die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung. 2008 hatten sich 42,2 Prozent der Wähler beteiligt, heute waren es 51,1 Prozent.

Konservatives Lager will sich auf einen Kandidaten einigen

Markus Ulbig

Markus Ulbig will Weg frei machen für gemeinsamen Kandidaten im 2. Wahlgang. Foto: W. Schenk

Die zweite Überraschung wollte Tatjana Festerling mit einem „guten zweistelligen Ergebnis“ erreichen. Das hatte sie in unserem Kandidaten-Interview erklärt. Mit 9,6 Prozent blieb sie einstellig und holte 21.306 Stimmen für sich. Das ist deutlich mehr, als die zuletzt rund 3.000 Teilnehmer an den Pegida-Kundgebungen.

Mit ausgelassener Stimmung feierten die Anhänger von Dirk Hilbert im „Barococco“ am Altmarkt das Ergebnis von 31,7 Prozent und den geringen Abstand zu Eva-Maria Stange von 4,3 Prozent. „Ich gewinne im zweiten Wahlgang – jede Wette“, hatte Hilbert in seinem Kandidaten-Interview prophezeit. „Ich freue mich riesig über das Ergebnis und die Wahlbeteiligung“, sagte er heute Abend. Er habe sich über die Einladung von Markus Ulbig zu einem Gespräch sehr gefreut. „Ich möchte die Grabenkämpfe beenden und alle Bürger mitnehmen“, sagte Hilbert.

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Dirk Hilbert, hier mit Ehfrau Su, feiert die guten Aussichten auf den zweiten Wahlgang. Foto: W. Schenk

Für Holger Zastrow, Chef der FDP/FB-Stadtratsfraktion, steht fest, dass die „bürgerliche Seite jetzt gefordert ist“. Anders könne der Linksruck in Dresden nicht verhindert werden, drückte Zastrow seine Hoffnung auf einen gemeinsamen Kandidaten des konservativen Lagers im zweiten Wahlgang aus. Neben Ulbig und der CDU müsste auch AfD-Kandidat Stefan Vogel zugunsten von Hilbert zurückziehen. Das, so sagte Vogel, soll morgen im Kreisvorstand diskutiert werden. Der AfD-Kandidat hat die höhere Wahlbeteiligung im Vergleich zur OB-Wahl 2008 begrüßt, findet aber, dass 51 Prozent für „eine solch entscheidende Wahl sehr ernüchternd sind“. Rein rechnerisch haben das Wahlbündnis von Hilbert, die CDU und die AfD gemeinsam mit 51,9 Prozent der Stimmen eine klare Mehrheit gegenüber dem Bündnis „Gemeinsam für Dresden“ und den Parteien Linke, Grüne, SPD und Piraten, die gemeinsam Eva-Maria Stange zur Oberbürgermeisterin machen wollen.

Stange-Bündnis: Die Sache ist noch nicht gelaufen

Stange selbst zeigt sich über das Ergebnis im ersten Wahlgang „sehr zufrieden“.  „Wir liegen gut im Rennen“, sagte sie und findet es überhaupt nicht selbstverständlich, dass die CDU-Wähler im zweiten Wahlgang Hilbert unterstützen. „Die CDU-Wähler müssen sich im zweiten Wahlgang in vier Wochen neu orientieren“, sagte sie. Hilbert habe sich klar gegen eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft ausgesprochen. Auch bei den Kulturinvestitionen oder den Bildungsthemen würden sich die CDU-Wähler bei Hilbert nicht wiederfinden, sagte Stange. „Die Sache ist noch nicht gelaufen“, stellte SPD-Kreisvorsitzender Christian Avenarius klar. Für die SPD und alle anderen Stange-Unterstützer sei es eine Herausforderung, die Wähler in vier Wochen noch einmal zu motivieren. Stange habe in der kurzen Zeit ihres Wahlkampfes in Dresden eindeutig an Profil gewonnen, sagte Dresdens Grünen-Chef Michael Schmelich. Den Rückzug von Ulbig bezeichnete er als „Insolvenzantrag der Dresdner CDU“. Den CDU-Wählern sollte klar sein, dass Stange die Stadt zum besseren wenden werde, sagte Linke-Chef Tilo Kiesling. Mit Hilbert bleibe es beim Verwalten der Geschäfte wie in den vergangenen Jahren.

Spaßpolitiker entern Wahlparties

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Die Partei und Lara Liqueur enterten erst das Stadtmuseum und dann die Wahlparties von Stange, Hilbert und Ulbig. Foto: W. Schenk

Viel Spaß am Wahlabend hatte Lara Liqueur mit ihren Mitstreitern von Der Partei. Nachdem sie sich aus der offiziellen Wahlpräsentation im Stadtmuseum mit Sprechchören und dem Lied „Die Partei, die Partei hat immer Recht“ verabschiedet hatten, besuchten sie die Wahlkampfparties der Konkurrenten und versuchten dort für kurze Zeit die Stimmungshoheit an sich zu reißen und ausreichend Freigetränke zu ergattern. „Herr Hilbert hat erklärt, dass er für mich zurückziehen wird“, zeigte Lara Liqueur ihr Verständnis für den zweiten Wahlgang.

Die bei menschen-in-dresden.de Anfang der Woche zitierte Wahlbörse von Prognosys lag am Ende dicht am wirklichen Ergebnis. Die größte Differenz gab es beim Ergebnis von Hilbert mit einer ngativen Abweichung von 2,9 Prozent . Ulbigs Chancen bewerteten die Wahlbörsianer um 2,45 Prozent zu positiv. Bei den anderen Kandidaten lag der Unterschied deutlich niedriger als 2 Prozentpunkte.

(P.S. in eigener Sache: Zwischen 18 und 22 Uhr war die Seite menschen-in-dresden.de wegen Überlastung nicht erreichbar. Dafür bitte ich um Entschuldigung und Verständnis. Der Webserver war wegen „massiver Aufrufe völlig überlastet“, teilte der Provider mit und schaltete die Seite vorübergehend ab.)