In der Woche vor dem ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Dresden haben die 363 Kleingartenvereine Post vom Geschäftsführer des Stadtverbandes der Dresdner Gartenfreunde bekommen. Frank Hoffmann übermittelte darin ein Schreiben mit einer klaren Wahlempfehlung für Dirk Hilbert. Das Schreiben stammt aus der Feder des ehemaligen 1. Vorsitzende des Verbandes, Heinz Kasper. Der ist jetzt Mitglied des Vereins „Unabhängige Bürger für Dresden“, der Dirk Hilbert für die Oberbürgermeisterwahl nominiert hat.
Zwar beteuert Hoffmann in seinem Anschreiben an die Vereine, dass keine Adressdaten an Dritte weitergegeben wurden und auch keine Kosten in der Geschäftsstelle durch den Versand der Briefe entstanden seien – ein Geschmäckle hat die Aktion dennoch. Kapser hat seinen offenen Brief an die Kleingartenfreunde mit einem P.S. versehen: „Ich halte es für empfehlenswert, den Brief auszuhängen.“
Kasper, der von 1992 bis 2003 Chef der Kleingärtner war, weiß natürlich, dass dies gegen die Satzung des Stadtverbandes verstößt. Der jetzige Geschäftsführer weiß dies auch. Dort steht im Paragraf 2, Satz 2: „Der Stadtverband ist eine parteipolitisch sowie konfessionell unabhängige, demokratische und gemeinnützige Vereinigung von Kleingärtnervereinen.“ Ein Aushang mit einer Wahlempfehlung verstößt damit genauso gegen die Satzung wie das Anschreiben selbst. „Mir ging es darum, dass die Leute zur Wahl gehen“, sagte Hoffmann heute im Gespräch. Die Kleingärtner-Zeitung hätte die vier Kandidaten Dirk Hilbert, Eva-Maria Stange, Stefan Vogel und Markus Ulbig vorgestellt.
Nun könnte Hoffmann mit einem nochmaligen Satzungsverstoß wenigstens ein Gleichgewicht der Wahlempfehlungen herstellen, indem er den Kleingärtnern auch Eva-Maria Stange ans Herz legt. Darum hat der Vereinsvorsitzende von „Gemeinsam für Dresden“, Karl-Siegbert Rehberg, in einem Schreiben an Hoffmann gebeten. Bisher jedoch haben weder Rehberg eine Antwort, noch die Kleingärtner ein weiteres Schreiben erhalten. Er habe mit Frau Stange gesprochen und ihr erklärt, dass die Briefe von Herrn Kasper verschickt wurden, meint Hoffmann. Er habe lediglich für die Beschriftung der Briefumschläge gesorgt.
Aus heutiger Sicht, so meinte Hoffmann, würde er die Aktion wohl nicht wiederholen. Auch von einigen Mitgliedsvereinen hätte es kritische Anmerkungen zu der Briefsendung gegeben. Am Ende kann niemand sagen, wie viele von den rund 23.500 Kleingartenbesitzern wirklich erreicht wurden.
Kein Zufall dagegen ist sicher, dass Geschäftsführer Hoffmann fast zur gleichen Zeit, nämlich am 28. Mai, im Stadtrat für die Sache der Kleingärtner werben durfte. Gesorgt dafür hat die FDP. Das ist die Partei, bei der Hilbert nach eigenen Aussagen gerade sein Mitgliedschaft ruhen lässt. Auf Antrag der Fraktion FDP/FB fand eine aktuelle Stunde zum Thema „Zukunft der Kleingärten in der Landeshauptstadt Dresden“ statt. Die FDP hatte ihr Rederecht abgetreten – an Frank Hoffmann. Das sieht im Nachhinein aus wie ein Dankeschön für das Versenden der Wahlempfehlung. Die von Hilbert immer wieder geschwenkte Fahne der Überparteilichkeit seiner Kandidatur hat in dieser Geschichte ganz deutliche blau-gelbe Farben.
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