Das war knapp: Stefan Johannson musste noch ein wenig trockenwischen, um dann mit fünfminütiger Verspätung anfangen zu können. Denn kurz vor der Eröffnung der diesjährigen Schlössernacht hatte ein Gewitter den Dresdner Norden gesteift und Regen über das Areal geschickt. Doch so sehr die Verantwortlichen zuvor gebangt hatten, so erleichtert konnten sie kurz nach 17 Uhr aufatmen: Petrus hielt nicht nur weiteren Regen zurück, sondern schickte sogar noch einmal Sonne – und sommerwarme Temperaturen bis spät in die Nacht. Deshalb konnte auch der schwedische Songwriter Stefan Johannson auf seiner Open-Air-Bühne an der Nordseite des Schlosses Albrechtsberg seinen Folk an die Besucher bringen – im Wechsel mit der Jeanine Vahldiek Band, einem Duo, dass mit Gesang, Harfe und Percussion beeindruckte.
Gänsehautgefühl am Teich
Auf andere Art knapp war es für den Sänger der Bee Fees. Kurz vor dem ersten Auftritt wurde er von einer Biene in die Zunge gestochen und sofort ins Krankenhaus gebracht. Zum zweiten Set war er wieder da – Stachel raus, Zunge gekühlt und weiter ging´s. „Ein schönes Beispiel dafür, mit welchem Herz und Engagement die Künstler auch bei der verflixten 7. Auflage dabei sind“, zeigte sich Sylvia Grodd, künstlerische Leiterin der Schlössernacht, beeindruckt.
Wie auf der Bühne am ersten der drei Elbschlösser, so ging das Konzept auch auf allen anderen 14 Spielflächen auf: Im Wechsel präsentierten sich 400 Künstler mit verschiedensten Stilen und Tönen – von Schlager bis Salsa, von Rock bis Klassik und Tango bis Jazz.
Eine ganz besondere Stimmung verbreitete Martin Schmitt mit seiner Stimme Am Teich. Seine Bühne schwamm samt weißem Flügel auf dem Wasser. „Merci Chérie – Eine Hommage an Udo Jürgens“ war eine der besten Ideen der Veranstalter. Man musste nur in die Gesichter der Zuhörer, Mitsinger und Tanzpaare schauen. „Ein unbeschreibliches Gänsehautgefühl“, hatte da auch Veranstalter Mirco Meinel, Geschäftsführer der First Class Concept GmbH. Dunkelheit und die stimmungsvolle Illumination machten vor allem den zweiten Auftritt von Martin Schmitt zu einem emotionalen Schlössernacht-Highlight.
„Das Dach ist voll“
Dennoch: Alles zu erleben, war logistisch kaum möglich. Zum perfekten Genießen blieben zwei Varianten: erstens eine gute Vorauswahl unter Berücksichtigung der Wegezeiten im riesigen Areal oder zweitens ein entspanntes Sich-Treiben-Lassen mit dem Nachteil, einiges zu verpassen. Großen Andrang gab es beispielsweise am Aufstieg auf die Dachterrasse des Lingnerschlosses. „Das Dach ist voll“, verkündete die Aufsicht, welche wartende Menschenschlange besänftigen und die Dach-Besucherzahl – es dürfen maximal 100 Gäste zeitgleich hinauf – im Auge behalten musste. Wer gewartet hatte, wurde mit einer grandiosen Aussicht über das im nächtlichen Abendhimmel pulsierende Dresden und einem Blick über das bunt-grüne Festgelände belohnt. Von oben konnte man auch gut die rockigen Klänge der Joe Cocker Band Brno und der Band U12, die sich am Schweizer Haus abwechselten, hören.
Höhepunkt Höhenfeuerwerk
Ab halb elf Uhr abends suchte dann jeder nach der bestmöglichen Aussicht auf den Himmel über der Elbe. Feuerwerker Matthias Kürbs hatte für dreiviertel elf ein fulminantes Spektakel angekündigt – und bereicherte die Schlössernacht mit eindrücklichen Bildern aus Licht, passend zu berührender Musik wie etwa „Gabrielles Sing“ aus dem Film „Wie im Himmel“. Wer mit den „Feuerwerks-Ahs“ und „Ohs“ im Ohr zum Ausgang strebte, konnte diese dann am Schloss Albrechtsberg noch einmal neu aufgelegt hören: Dort war die Fassade mit einer 3D-Video-Mapping-Technik illuminiert.
Beliebte Fotoobjekte waren – neben den Künstlern – die Paare in ihren historischen Kostümen. Immer wieder konnte man Köpfe von Besucherinnen sehen, die von einem phantasievollen Blumenkranz geschmückt waren – ein Werk der Kinder der JugendKunstschule, die ihre Ideen auf ihrem eigenen Weg präsentieren konnten.
Die nächste Schlössernacht ist für den 16. Juli 2016 geplant. Zeit genug, um den nächsten Pakt mit Petrus vorzubereiten.
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