Nachdem am Wochenende 270 Flüchtlinge in der Offizierschule des Heeres untergebracht wurden, rechnet Innenminister Markus Ulbig (CDU) mit einem Bedarf von weiteren 700 Plätzen „in den nächsten Stunden und Tagen“. Der Freistaat bereite darum ein zusätzliches Notlager für die Erstaufnahme in Dresden vor. Die Arbeiten in dem Areal zwischen Strehlener Straße/Schnorrstraße und Gutzkowstraße/Franklinstraße haben bereits begonnen, sagte Ulbig heute Mittag bei einem Pressetermin in der Offizierschule.
In drei Großzelten sollen hier – voraussichtlich bereits ab morgen – bis zu 600 Flüchtlingen untergebracht werden. Derzeit bereitet das THW Dresden eine Fläche für das erste Großzelt vor. Dafür wird auf der Wiese mit schwerem Gerät Schotter breitgeschoben und planiert. Bis heute Abend soll alles fertig vorbereitet sein, damit das 20 mal 50 Meter große Zelt aufgebaut werden kann, sagte ein Sprecher der THW Dresden vor Ort. Parallel sorgen weitere Firmen und Mitarbeiter der Drewag für Wasser und Stromanschlüsse. Die Unterbringung in Zelten ist aus Witterungsgründen zeitlich begrenzt. Ende Oktober, so Ulbig, „sollen alle Zelte wieder abgebaut sein“.
Ulbig hatte sich heute über die Situation der Flüchtlinge in der Offizierschule des Heeres informiert und als erstes den Soldaten und Helfern von THW und DRK gedankt. Als „sensationell“ bezeichnete Helmut Baumgärtner, Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, die „zivil-militärische Zusammenarbeit“. Knapp 20 Soldaten, die am Wochenende in der Kaserne waren, hätten mit den Helfern von THW und DRK eine handwerkliche Meisterleistung abgeliefert. Ab 18 Uhr wurden die große Mehrfelderhalle und eine Einfeldhalle mit Flies ausgelegt, Betten aufgebaut, eine Essenausgabe eingerichtet. Als gegen 2 Uhr in der Nacht die Busse mit den Flüchtlingen aus Saalfeld eintrafen, „da waren wir aufnahmebereit“, so Baumgärtner.
Ulbig bezeichnete die Aktion am Wochende als „nicht erwartbar“. Erst am Sonnabend seien die Länder von der Bundesregierung in einer Schaltkonferenz der Innenminister gebeten worden, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, um den Ankunftsbahnhof in München zu entlasten. Erstmals sei jetzt eine Einrichtung der Bundeswehr genutzt worden. Vereinbart seien 14 Tage, sagte Ulbig und schränkte gleichzeitig ein: „Über Zeitraum und Personenzahl ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
Bis heute Mittag hatten die DRK-Mitarbeiter die 271 Flüchtlinge, die überwiegend aus Syrien und dem Irak kommen, registriert. Überraschend viele Familien seien darunter, mit 80 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, sagte Lars Rohwer, DRK-Kreischef. Im Laufe der nächsten Tage müssen alle zur medizinischen Untersuchung und zum Anlegen der elektronischen Akte nach Chemnitz. Täglich würden nun Listen ausgehängt, damit jeder weiß, wann sein Bus fährt. Rohwer bedankte sich bei den Firmen, die zeitlich begrenzt ihre Beschäftigten für die ehrenamtliche Arbeit beim DRK freistellen würden. „Samt Lohnfortzahlung“, betonte er und hofft, dass das Beispiel in der gerade sehr angespannte Situation Schule macht. „Das ist eine große Hilfe für uns“, meinte Rohwer. Zwei hauptamtliche und zehn ehrenamtliche Helfer seien für die Betreuung rund um die Uhr in der Offizierschule eingesetzt. Hinzu kämen eine Sicherheitsfirma und die Volkssolidarität für die Essenausgabe. In den rückwärtigen Diensten wie Logistik, Lager, Spendenannahme seien weitere 250 ehrenamtliche und hauptamtliche DRK-Helfer im Einsatz. In der Offizierschule soll jetzt noch ein Kinderspielbereich eingerichtet werden. Zum Glück, so Rohwer, seien keine akuten Krankheitsfälle unter den angekommenen Flüchtlingen zu beklagen.
Zu der Ankündigung der Bundesregierung, jetzt 6 Milliarden Euro für die Flüchtlungsunterbringung zur Verfügung zu stellen, sagte Ulbig: „Geld ist nicht alles“. Er erwarte, dass die Bearbeitung der Asylanträge der gerade eingetroffenen Flüchtlingen schnell erfolge. „Es darf jetzt keine 5,4 Monate dauern“, meinte er. Der zügige Umzug in eine Wohnung und die Integration in den Arbeitsmarkt würde die lange Belastung der Kommunen deutlich reduzieren.
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