Rund 200 überwiegend junge Leute sind heute Abend dem Aufruf von Sachsens Grünen und dem Bündnis Dresden Nazifrei gefolgt und haben vor der Flüchtlingsunterkunft in der Schnorrstraße demonstriert. „Wir werden uns dem Nazimob entgegenstellen, egal ob in Dresden, Heidenau, Leipzig oder Großröhrsdorf“, rief Grünen-Landeschef Jürgen Kasek in sein Megafon. Mehrmals krachten im Hintergrund Böller. Obwohl Rechte in den sozialen Netzwerken zu einer Demonstration aufgerufen hatten, fanden sich nur vereinzelt in den Nebenstraßen „Nazispotter“ ein, wie es aufmerksame Beobachter auf Twitter unter dem Hashtag #dd0909 vermeldeten. Gegen 21.30 Uhr zogen die Demonstranten zum Hauptbahnhof.
In dem gestern in Betrieb genommenen Großzelt haben 200 Flüchtlingen Unterkunft gefunden. Die Hälfte von ihnen kommt aus Syrien, sagte DRK-Landessprecher Kai Kranich. Weitere einhundert kämen aus dem Irak, Afghanistan und anderen Ländern. Die Registrierung sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Viele hätten nach den Reisestrapazen zum ersten Mal wieder in Ruhe schlafen können. Vor dem Zelt spielen etwa 40 Kinder, vereinzelt ist Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Der DRK-Sprecher bat um Verständnis, dass keine Lebensmittelspenden angenommen werden können. „Das geht nicht aus hygienischen Gründen, Sicherheit und Gerechtigkeit bei der Verteilung sind weitere Gründe“, sagte er. Eine kleine Ausnahme machte er dann heute Abend doch noch. Kasek und seine Mitstreiter hatten 70 Überraschungseier mitgebracht. „Ich gebe sie dem Caterer. Der kann sie zum Frühstück an jedes Kind verteilen“, ließ sich Kranich auf einen Kompromiss ein.
Das DRK braucht derzeit vor allem Geldspenden. Die Lagerkapazitäten für Sachspenden seien erschöpft, sagte Kranich. Mit dem Geld könnten vor allem Spielgelegenheiten für die vielen Kinder geschaffen werden. Was fehlt noch? Der DRK-Sprecher hofft, dass sich auch an dem Standort an der Schnorrstraße schnell eine Netzwerk von Helfer-Initiativen findet. Ob an dem Standort noch mehr Flüchtlinge untergebracht werden, ist derzeit noch offen. Innenminister Markus Ulbig (CDU) hatte am Montag von bis zu drei Großzelten für insgesamt 600 Flüchtlingen gesprochen.
Die Polizei hat heute Abend rings um die Demonstration Personenkontrollen durchgeführt und einzelne Platzverweise ausgesprochen, teilte ein Polizeisprecher mit. Auch am Rande der Orstbeiratssitzung in Leuben mussten die Beamten eingreifen. Dort ging es um die Einrichtung eines Übergangswohnheimes für Flüchtlinge in der Försterlingstraße. Zehn Platzverweise wurden hier ausgesprochen, so der Polizeisprecher, zwei Männer müssen sich wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Sie hatten sich auf der Hertzstraße mit dem Hitlergruß begrüßt.