Die Landesdirektion Sachsen will am Flughafen in Klotzsche eine weitere Erstaufnahme-Unterkunft für 500 Flüchtlinge errichten. Dafür sollen bis zu 14 Leichtmetallhallen auf dem ehemaligen Parkplatz P4 aufgebaut werden, erklärte heute LDS-Sprecher Holm Ferber. Die Fertigstellung sei für November geplant. Ferber schloss aus, dass bestehende Gebäude des Flughafens genutzt werden. Die Lage sei nach wie vor angespannt. Allein im September wären 8.000 neue Asylbewerber nach Sachsen gekommen.
CDU mit wenig Verständnis
Mit wenig Verständnis hat heute die Dredner CDU auf die kurzfristige Belegung von vier Turnhallen für Flüchtlinge reagiert. Bereits im August habe die Stadtratsfraktion auf die drohende Lage reagiert und einen Antrag eingebracht, mit dem der Zugriff auf Schulturnhallen verhindert werden sollte. Seitdem sei wertvolle Zeit verstrichen, kritisierte der Pieschener CDU-Stadtrat Veit Böhm. Ärgerlich sei für ihn auch die Informationspolitik der Stadt. Nur einen Tag vorher die Schließung mitzuteilen, „ist nicht zu akzeptieren“, so Böhm. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Jungen Union, Heike Ahnert, forderte er, dass die Unterbringung kein Dauerzustand sein dürfe. „Statt wortgewaltige Reden über Dresden als Vorzeige-Integrationsstadt zu halten, sollte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) die Flüchtlingsunterbringung tatsächlich zur Chefsache machen“, forderte Ahnert.
Netzwerk in Plauen will helfen
Hilbert hat sich am frühen Nachmittag in Plauen über die Vorbereitungen zur Flüchtlingsaufnahme in der Turnhalle Schleiermacherstraße informiert. 70 Feldbetten stehen dicht an dicht, darauf liegen noch verpackt Bettwäsche und Decken, auch Handtücher sind bereits verteilt. Trennwände gibt es nicht. Man rechne mit einer reinen Männerbelegung, sagt Johanniter-Sprecher Danilo Schulz. Die Hilfsorganisation hat die Betreuung in drei der vier kurzfristig belegten Turnhallen übernommen. Am Terrassenufer wird die Heilsarmee tätig sein.
Im benachbarten Schulgebäude ist ein Raum für die Versorgung der Flüchtlinge vorbereitet. Das Essen ist bereits geliefert, erzählen die Johanniter-Helfer. Sie würden jeden Moment mit dem Eintreffen der Belegung rechnen.
Ortamtsleiterin Irina Brauner ist auch vor Ort. Sie ist froh, dass sich das Netzwerk „Dresden-Plauen Miteinander“ in der ehrenamtlichen Betreuung der Flüchtlinge engagieren will. Am 9. Oktober treffen sich alle Mitwirkenden im Netzwerk, um über die konkrete Hilfsarbeit zu reden. Neben den Flüchtlingen in der Turnhalle Schleiermacherstraße sind weitere 600 in Sporthallen der TU Dresden in der Nöthnitzer Straße und mehr als 200 in dezentralen Wohnungen untergebracht. Das Netzwerk will Sprachkurse, Alltagsbegleitung, Sportangebote oder Kinderbetreuung organisieren. Dabei könne man von vielen guten Erfahrungen anderer, schon länger arbeitender, Initiativen profitieren, sagte ein Netzwerk-Sprecher.
Hilbert stellt sich aufgebrachten Anwohnern
Die Turnhalle in der Schleiermacherstraße wird, so Hilbert bei seinem Vor-Ort-Termin, ohnehin nur befristet belegt. Spätestens im April soll sie frei geräumt sein, damit sie, wie geplant, abgerissen werden kann. An dem Standort werde neu gebaut. Er verstehe, dass viele Mitglieder der betroffenen Sportvereine enttäuscht seien, sagte er. Es sei aber höchste Zeit gewesen, die Zelte in der Bremer Straße zu räumen. Er versuche, mit denen, die gegen die Entscheidung der Stadt protestieren, ins Gespräch zu kommen, erklärte Hilbert. Als er Mittags unverhofft in Übigau in der Thäterstraße auftauchte, fand er allerdings kaum Gehör. Immer wieder wurde er unterbrochen, vor Ort war auch die Ex-OB-Kandidatin Tatjana Festerling. Sie hatte den Pegida-Wählern im Sommer noch die Unterstützung von Hilbert im zweiten Wahlgang bei der OB-Wahl empfohlen. „Es waren weniger Fragen als eher Botschaften“, meinte Hilbert danach. Es herrsche eine Stimmung, des es auch künftig nicht leicht machen werde. Er bleibe aber weiter gesprächsbereit.
Hilbert erklärte, dass die Stadt von Einwohnern und Unternehmen gern weitere Vorschläge für die Unterbringung von Asylbewerbern entgegennehme. Eine bei Bürgermeister Hartmut Vorjohann eingerichtete Arbeitsgruppe prüfe ständig mögliche Objekte.