Während die Stadt in der Boxbergstraße und in der Berliner Straße weitere Flüchtlingsunterkünfte vorbereitet, hat sich der Konflikt mit den Anwohnern in Übigau um die Turnhalle Thäterstraße offenbar versachlicht. Innenminister Markus Ulbig (CDU) und CDU-Stadtrat Veit Böhm haben sich um eine Vermittlung bemüht. Die Turnhalle liegt im Landtagswahlkreis von Ulbig. Dem hatte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) 400 Flüchtlinge zusätzlich abgenommen, damit sie aus dem Zeltlager in der Bremer Straße, das eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ist, umgesiedelt werden können. Gestern noch ist Hilbert dafür von der Dresdner CDU attackiert worden.
Heute erklärte Böhm nach einem Treffen mit den Anwohnern, dass diese an einer „sachlichen Auseinandersetzung interessiert sind und konstruktiv auf Lösungen drängen“. Auch Ulbig will sich an dem Dialog beteiligen. Die Übigauer haben bisher den Zugang der Feuerwehr und der Hilfskräfte zur Turnhalle mit Blockaden verhindert.
Dachdeckermeister Henry Miertschink aus Übigau erklärte dazu, dass weder er noch die „anderen Übigauer rechtsradikal oder ausländerfeindlich seien. „Wir möchten keine Zustände wie in Heidenau oder Freital“, so Miertschink. Die Anwohner fordern ein Sicherheitskonzept, einen Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung, eine funktionierende Straßenbeleuchtung und die regelmäßige Präsenz der Sicherheitsbehörden. Die an dem Gespräch beteiligten Anwohner wollen sich nun dafür einsetzen, dass die Hilfskräfte Zugang zur Turnhalle bekommen.
Leerstehendes Schulgebäude wird Flüchtlingsunterkunft
Am Schulstandort Boxberstraße 1/3 sollen ab 9 Oktober rund 150 Flüchtlinge untergebracht werden, teilte die Stadtverwaltung heute mit. Das GEbäude stehe bis Sommer 2016 leer. Das Nachbargebäude wird noch bis Februar 2016 von der 89. Grundschule genutzt. Deren Gebäude in der Sosaer Straße werden saniert und erweitert. Zwischen beiden Gebäuden wird im Schulhof ein Zaun errichtet, heißt es in der Pressemitteilung. Für die sensiblen Bereiche gebe es zusätzlich einen Sichtschutz. Bürgermeister Peter Lames (SPD) will sich mit Elternsprechern sowie der Leitung von Schule und Hort treffen.
„Für mich wird damit eine rote Linie überschritten“, kritisierte CDU-Stadträtin Heike Ahnert die Entscheidung. Die gemeinsame Nutzung eines Schulgeländes durch Asylbewerber und Grundschüler sei nicht akzeptabel. Sie forderte eine andere Lösung von Lames und Kristin Kaufmann (Linke), die am 1. Oktober ihr Amt als Sozialbürgermeisterin angetreten hat.
Familien mit Kindern ziehen vom Zelt in ehemaliges Hotel
42 Flüchtlinge werden noch heute in ein ehemaliges Hotel in der Berliner Straße einziehen, kündigte die Stadtverwaltung an. Dabei handele es sich ausschließlich um Familien mit Kindern, die bisher in Zelten in der Bremer Straße untergebracht waren. Das ehemalige Hotel sei der Stadt von der Deutschen Annington Aktiengesellschaft zur Verfügung gestellt worden und bestehe aus möblierten Ein- bis Zweiraumwohnungen mit Küche und Bad. „Wir sind der Deutschen Annington für ihre Unterstützung sehr dankbar. Mit der Nutzung der Berliner Straße bleibt den Flüchtlingsfamilien eine Unterbringung in Turnhallen erspart“, kommentierte Rathaus-Sprecher Kai Schulz das Angebot.
Insgesamt reiche der Platz für rund einhundert Flüchtlinge. Schulz kündigte an, dass die Mieter des restlichen Karrees noch heute durch den Eigentümer über den Einzug der neuen Mitbewohner informiert werden. Auch die Initiativen und Netzwerke der Friedrichstadt seien bereits durch das Ortsamt einbezogen worden.