Thema: Asyl in Dresden

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Überraschendes Happy End in der Polizeiwache – Syrer findet vermisste Schwester

Ein syrischer Dolmetscher hat in der Wache der Dresdner Bundespolizei völlig unerwartet seine vermisste Schwester wieder getroffen. Die Beamten hatten den 46-Jährigen, der schon seit 1988 in Deutschland lebt, als Übersetzer für ein Asylbegehren angefordert. „Ich hatte schon ein seltsames Gefühl“, berichtete N. Amairi. „Da war etwas anders als sonst“, meinte er, als er den Vernehmungsraum betrat. „Was sich dann abspielte, war ein sehr bewegender Moment, der sich noch lange in den Köpfen der Bundespolizisten in Dresden halten wird“, berichtet der Polizei-Sprecher über das eher seltene Erlebnis im Beamtenalltag,  das sich bereits am 25. September zugetragen hatten. Die ganze Geschichte beschreibt die Polizei so:

„An der Bundespolizeiwache im Hauptbahnhof Dresden meldete sich eine 27-jährige Syrerin mit den Worten „Help me“. Natürlich wurden die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet und die Frau zur polizeilichen und asylrechtlichen Bearbeitung zur Dienststelle in der Schweizer Straße gebracht, ein Dolmetscher angefordert und die Registrierung durchgeführt. Doch als der Dolmetscher eintraf war plötzlich alles ganz anders…

Herr AMAIRI, N. (46) kam als ältester von 7 Geschwistern bereits 1988 nach Deutschland. In diesem Jahr wurde seine jüngste Schwester geboren. Ab 1989 studierte er in Dresden Wirtschaftsinformatik und lebt seitdem in der Landeshauptstadt. Ab 1998 war Herr AMAIRI als Dolmetscher für den Bundesgrenzschutz und nach der Umbenennung weiterhin für die Bundespolizei tätig. Seine Angehörigen verblieben in Damaskus/Syrien, aber der Kontakt blieb immer bestehen. Auch als 2011 die Situation in seinem Heimatland eskalierte und er im Dezember aus den Nachrichten erfuhr, dass der elterliche Wohnblock nach heftigen Bombardierungen völlig zerstört worden war. Die Angehörigen kamen zunächst in der Nähe von Damaskus unter.

Die Situation in Syrien wurde jedoch immer prekärer, seine Geschwister hatten „genug mit sich selbst zu tun“ und so überlegte Herr AMAIRI, wie er seine Mutter und seine jüngste Schwester auf legalem Wege nach Deutschland holen konnte. Aufgrund der deutschen Bestimmungen musste Herr AMAIRI sich jedoch entscheiden – entweder für seine 26 Jahre alte Schwester oder seine mittlerweile erkrankte Mutter. Die schwere Entscheidung fiel auf seine Mutter.

Seine Schwester hielt sich weiterhin „über Wasser“ und arbeitete so gut es ging in ihrem Beruf als Computerfachfrau. Nachdem der Bereich um Damaskus komplett durch Militär gesperrt wurde, entschied sich Frau AMAIRI ebenfalls den schweren Weg nach Europa anzutreten. „Es war einfach nicht mehr sicher“ schilderte Frau AMAIRI. Sie nutzte wie tausende andere ebenfalls die Ostbalkanroute und gelangte von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. Während der gesamten Flucht nutzte die gelernte Computerspezialistin alle Möglichkeiten, um mit ihrem Bruder in Kontakt zu bleiben. Doch nachdem sie Österreich erreicht hatte, war plötzlich „Funkstille“. Über mehrere Tage gab es kein Lebenszeichen mehr. Herr AMAIRI sagte „Ich wollte noch 24 Stunden warten und dann eine Vermisstenanzeige aufgeben. Ich habe sogar befreundete Dolmetscher angerufen, aber niemand hatte etwas gehört!“

Als Herr AMAIRI an jenem schicksalhaften 25. September 2015 die Dienststelle der Bundespolizei Dresden betrat, berichtete er von einem „seltsamen Gefühl“. „Da war etwas anders als sonst“…und dann betrat er den Vernehmungsraum.

Als Herr AMAIRI seine Schwester erkannte, die er zuletzt vor 4 Jahren bei der Beerdigung ihres Vaters gesehen hatte, gab es kein Halten mehr. Beide umarmten sich überglücklich. Die zunächst verdutzten Beamten staunten nicht schlecht, als Herr AMAIRI ihnen die Situation erklärte. „Es war eine bewegende Szene“ sagten die Bundespolizisten. Und Herr AMAIRI ergänzt: „Als ich die Nachricht an meine Mutter und meine Familie übermittelte, wollten alle sofort zur Dienststelle der Bundespolizei gekommen. Aber ich habe gesagt, dass wir später gemeinsam nach Hause dürfen“.

Bruder und Schwester wurde natürlich etwas Zeit eingeräumt, bevor die notwendigen polizeilichen und asylrechtlichen Maßnahmen durchgeführt wurden. Außerdem wurde ein neuer Dolmetscher bestellt, da allen klar war, dass der letzte glückliche Moment mit seiner Schwester, für Herrn AMAIRI schon viel zu lange her war! Frau AMAIRI wohnt jetzt bei ihrem Bruder.“