Höchste Qualität bei der Raumakustik und eine hohe Verweilqualität für alle Besucher sollen dem Dresdner Kulturpalast eine sichere wirtschaftliche Zukunft bescheren. Während der Anspruch an den Klang im neuen Konzertsaal keine internationalen Vergleiche scheuen muss, wird um einige Dinge, die den erwarteten eine Million Besuchern pro Jahr das Verweilen zum Vergnügen werden lassen, noch heftig gerungen.
Nachhallzeit bei 2,2 Sekunden
Der Saal mit seiner Klangqualität „wird in Deutschland und international für Furore sorgen“, zeigt sich Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie, sicher. Nach den Vorgaben der Experten vom niederländischen Akustikbüro Peutz Consult haben die Architekten den Konzertsaal in seinen Proportionen „radikal verändert“, sagte Stephan Schütz von den gmp Architekten. Die Hexagon-Form bleibe erhalten, an den Seiten wurde der Saal jedoch entschieden schmaler. Vor allem die Decke ist jetzt deutlich höher, erklärt Akustikexpertin Margriet Lautenbach. So konnte das Raumvolumen des Konzertsaals vergrößert werden. Ist das Volumen zu klein, wirke der Raum zu laut, sagt sie.
Die gefalteten Elemente an der Decke und den Seitenwänden würden für eine optimale Streuung der Schallwellen sorgen. Nach Vorgabe der Akustiker haben die Gipselemente eine Masse zwischen 40 und 100 Kilogramm pro Quadratmeter. „Die Wände und die Decke müssen hart sein, sie dürfen nicht mitschwingen“, so Lautenbach.
Die Nachhallzeit im neuen Konzertsaal „liegt bei durchschnittlich 2,2 Sekunden“, erklärt die Akustikexpertin aus Holland. Damit biete man im internationalen Vergleich Spitzenwerte. Wie wichtig die Nachhallzeit ist, zeigt die Sanierung der Staatsoper unter den Linden in Berlin.
Nachhallzeiten:
- 2,2 Sek – Konzertsaal Kulturpalast
- 1,6 Sek – Semperoper Dresden
- 1,6 bis 1,8 – Scala Mailand
- 1,7 bis 2,0 – Metropolitan Opera New York
- 1,7 bis 2,0 Osloer Oper
Chefdirigent Daniel Barenboim hatte sich eine Vergrößerung des Klangvolumens gewünscht, um die Nachhallzeit von 1,1 auf 1,6 Sekunden zu vergrößern. Darum wurde die Saaldecke nach einem Kompromiss mit den Denkmalschützern um vier Meter angehoben. Wie schwer Kompromisse zwischen Denkmalschützern und der Bauaufsicht zu erzielen sind, zeigt in Dresden der Konflikt um die 700 Meter Treppengeländer.
Die Akustiker haben für ihre Berechnungen ein 1:10 großes Saalmodell angefertigt und mit modernsten physikalischen Messmethoden gearbeitet. Auch die Zuschauersitze wurden vielfältigen Tests unterzogen, um zu erreichen, dass sich ein leerer Platz so wenig wie möglich auf die Akustik auswirkt. Wichtig, so Lautenbach, sei auch, dass die Musiker auf der Bühne sich gegenseitig optimal hören. Für Michael Sanderling, Chefdirigent der Dresdner Philharmonie, steht fest: „Die Akustik ist das Wesen des neuen Konzertsaals, und eine gute Akustik gehört zu den entscheidenden Bedingungen für die erfolgreiche Arbeit eines jeden Dirigenten“.
Aufenthaltsqualität für ein Million Besucher
Etwa eine Million Besucher werden im neuen Kulturpalast pro Jahr ein – und ausgehen. Den Großteil machen die Leser der Städtischen Bibliothek aus. Sie ist mit ihren 6.000 Quadratmetern eine der größten kommunalen Bibliotheken in Deutschland, sagte Architekt Schütz. Für Intendantin Roth, die für das gesamte Haus verantwortlich ist, wünscht sich für die vielen Besucher ein gastronomisches Angebot. Das war bisher nicht geplant, wird aber nun möglich, weil die Touristinformation nicht in die für sei geplanten Räume einziehen will. Sie möchte an ihrem Standort am Neumarkt bleiben. Gastronomie mache den Bau teurer, warnt Axel Walther, KID-Geschäftsführer, und rechnet mit etwa 300.000 Euro. Die Kommunale Immobilien Dresden sind nicht nur Bauherr, sondern auch Eigentümer des Kulturpalastes und an einer sicheren wirtschaftlichen Zukunft des Gebäudes interessiert. Derzeit, so Walther, würden verschiedene Alternativen für die freigewordene Fläche geprüft. Kinderbetreuung, ein Zentrum für Baukultur oder Kunsthandel seien mögliche Optionen. „Service und Gastronomie sind wichtig, damit der Kulturpalast von den Besuchern angenommen wird“, betont Roth ihre Prioritäten. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) unterstützt das Anliegen. Sie wisse, dass das Baubudget Grenzen setze. „Aber es sollte gelingen, Gastronomie in das Haus zu holen“, sagte Klepsch.
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