Ist es die Kälte oder die immer gleiche Leier? Zwischen 4.750 und 5.500 Teilnehmer gingen heute mit dem Pegida-Verein auf die Straße. Nach 12.000 vor zwei Wochen und 8.000 am vergangenen Montag ein erneuter Rückgang, den die Forschungsgruppe durchgezählt heute vermeldete. Den Vorstoß der Dresdner FDP in Richtung Pegida, in der Adventszeit auf Demonstrationen im Stadtzentrum zu verzichten, hatte Pegida-Vereinschef Lutz Bachmann bereits in einem Facebook-Post abgelehnt, auf der Demo verlas er ihn für alle noch einmal: Erst wenn die zentralen Pegida-Forderungen erfüllt seien, könne man darüber reden. Auch mit einer Partei, die – wie die FDP – weder im Bundestag, noch im Landtag sitze, meinte Bachmann. Pegida selbst ist dort auch nicht vertreten und Bachmann schweigt sich darüber aus, wie der Verein dort hinkommen will. Seit der Ankündigung Mitte September, eine Pegida-Partei zu gründen, hat man nicht wieder davon gehört. Statt dessen äußerten Pegida-Demonstranten in Gesprächen, dass sie daran nicht glauben und führen verschiedenste Argumente an. Unter anderem auch, dass Bachmann bei einer Parteigründung Macht abgeben müsste. Das wolle er aber auf keinen Fall. Auch von dem Bürgerbegehren für einen Austritt Sachsens aus dem Rundfunkstaatsvertrag wurden keine Fortschritte vermeldet. Zwar lagen am Rande mancher Pegida-Demonstrationen immer wieder Unterschriftenlisten aus – mehr war über das ohnehin sehr sperrige Vorhaben bisher nicht zu hören. Auch die Ankündigung vom Sommer, dass der Pegida-Verein „nach und nach alle Städte in Sachsen holen will“, müsste wohl inzwischen deutlich relativiert werden.
Dafür will der Verein „Wir sind Deutschland“, der seine Wurzeln in Plauen hat, am Sonntag zum ersten Mal in Dresden demonstrieren. Mit ähnlichen Zielen wie Pegida, aber ohne beleidigend zu sein oder zu hetzen. „Unter dem Motto „Nicht ganz Rechts – nicht ganz Links – Nicht ganz Gutmensch – nicht ganz Pack“ wollen wir als demokratische Bürgerinitiative Jedem die Möglichkeit geben, sich am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen. Nach dem Plauener Konzept soll jede Meinung die Chance haben gehört zu werden, solange diese nicht beleidigend ist oder Hetze darstellt“, heißt es in dem Aufruf der Initiatoren.
In seiner Rede vor dem traditionellen Montags-Umzug bot Bachmann den Teilnehmern wieder einmal Plattheiten über die deutsche Medienlandschaft an. Der deutschlandweit schlechte Ruf von Dresden sei vor allem der einseitigen Berichterstattung von Mopo, DNN und SZ geschuldet, behauptete Bachmann. Weil die überregionalen Medien keine eigenen Korrespondenten hier hätten, würden alle bei den lokalen Zeitungen abschreiben, so seine Logik, der sich die Demonstranten prompt mit dem für sie passenden Sprechchor anschlossen. Ein Blick ins Telefonbuch (gedruckt oder online) oder ins Impressum verschiedener überregionaler Medien ergibt etwas anderes. Die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, der Spiegel oder das Deutschlandradio haben eigene Büros und Redakteure in Sachsens Landeshauptstadt. Das ZDF unterhält ein eigenes Studio, die ARD ist mit dem MDR personell stark vertreten. Das deutschlandweite Bild über Dresden, das kann man beruhigt schlussfolgern, beruht auf vielen und verschiedenen Recherchen und Berichten.
Bachmann musste nach dem Umzug einräumen, dass ein Kamerateam von drei Pegida-Anhängern angegriffen wurde. Das sei nicht in Ordnung. Wie die Polizei berichtete, erlitt ein 43-jähriger Kameramann leichte Verletzungen und musste in einem Krankenhaus untersucht werden. Beamte hätten einen Tatverdächtigen sowie seine zwei Begleiter festgestellt und Ermittlungen wegen Körperverletzung aufgenommen.
Zur Gepida-Gegendemonstration kamen heute Abend etwa 700 bis 850 Teilnehmer auf den Postplatz, deren Zug über den Schloßplatz zum Bahnhof Neustadt führte. Am Schloßplatz stoppten die Teilnehmer für eine Zwischenkundgebung.
Die Polizei hatte heute 399 Beamte im Einsatz.