„Ich bin Ostwestfale“, begründet der Inhaber des portugiesisch-spanischen Lebensmittelgeschäfts MercaSito seine zurückhaltene Art. Ein Lächeln fürs Foto? Tja, das liege dem Ostwestfalen nicht so. „Bom Dia!“ Ein Pärchen betritt unterdessen seinen Laden und es startet ein lebhafter Smalltalk auf Portugiesisch. Der Kunde geht hinter zu den Frischetheken mit Käse, Wurst und Fisch. Der Ladenchef kommentiert die Auswahl und packt Waren ein. „Das ist mein Vorteil, ich spreche vier Sprachen – Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch“, sagt der 41-Jährige auf meinen erstaunten Blick hin. Zwar geboren und aufgewachsen im deutschen Minden – 15 Jahre Jugendchor inklusive -, besitzt er nämlich einen spanischen Pass und einen spanischen Namen: Nemesito Gonzalez-Blanco. Seine Eltern kamen in den 1960er Jahren mit der ersten Gastarbeiter-Welle aus dem spanischen Galizien nach Deutschland. Und der Dialekt der Galizier wiederum ist dem Portugiesischen sehr ähnlich.
Bei ihm persönlich war es nicht die Aussicht auf eine gute Arbeit,weswegen er wiederum seiner ostwestfälischen Heimat den Rücken kehrte. Die Liebe hat Nemesito Gonzalez-Blanco ins sächsische Dresden gelockt. Hier lebt er mit Frau und Tochter in Löbtau. Zwischen Minden und Dresden liegen einige Zwischenstationen. Zuletzt Hamburg, wo Gonzalez-Blanco im Großhandel arbeitete, davor zehn Jahre Spanien. „Ich war in der Gastronomie und Hotellerie tätig“, erzählt er. Unter anderem auf der Urlaubsinsel Fuerteventura auf den Kanaren. Vor einem Jahr eröffnete der Familienvater seinen ersten Feinkosthandel mit spanischen und portugiesischen Spezialitäten, zuerst in der Neustadt auf der Bautzner Straße, seit diesem Herbst in Pieschen auf der Oschatzer Straße. 800 Artikel, darunter spanischen Kaffee, getrocknete Feigen und Oliven mit verschiedenen Füllungen, kann man bei ihm kaufen.
Es gibt tausend und eine Art, Stockfisch zu essen
Ein Mann reckt plötzlich seinen Kopf in den Laden, fragt etwas auf Portugiesisch. Ein kurzer Wortwechsel und der Kopf verschwindet. „Er hat nach dem Preis für Seehecht gefragt und es war ihm zu teuer“, erklärt Gonzalez-Blanco. Da tritt der Mann doch ein, kauft ein paar Biere. Mit Billigpreisen kann und will er nicht aufwarten, betont der Einzelhändler. Einen Preiskampf mit den Discountern könne man nur verlieren. Sein Geschäft punkte bei den Kunden mit Qualität. „Vernünftiges Olivenöl, das auch schmeckt, gute Weine – darunter eine sehr gute Portweinauswahl -, Thunfisch von den Azoren, Sardinenpastete und Oliven erster Güte“, gibt der 41-Jährige ein paar Beispiele. „Ich bin ein Genießer und ein Weinliebhaber“, erklärt er dazu. Passend zu dem galizischen Spruch, der besagt, das man gut essen müsse, um vernünftig zu arbeiten.
Jetzt in der Weihnachtszeit ist bei seinen portugiesischen Kunden der Stockfisch gefragt. „Man wässert ihn zwei Tage und dann gibt es traditionell genau 1001 Variante, ihn zuzubereiten,“ so der Ladenbesitzer. Mehr als 200 Kilo Stockfisch gingen bei ihm im vergangenen Jahr allein in der Weihnachtszeit über die Theke.
Ein paar Unterschiede zwischen dem deutschen und spanischen Lebensgefühl möchte ich Gonzalez-Blanco entlocken. Mit seiner spanischen Seite in ihm sehe er nicht alles so bierernst, würde nicht immer auf sein Recht pochen, sondern auch mal Fünfe gerade sein lassen, sagt er. Es gibt allerdings eine Ausnahme, denn der Besitzer des MercaSitos ist ein großer Fußballfan. „Ich habe ein großes Laienwissen“, trumpft er auf. Man könne mit ihm also beim Einkaufen auch über Fußball fachsimpeln? „Ja, sehr gut… wenn man Ahnung hat.“
- Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag 10-12.30 Uhr und 13-19.30 Uhr
- Dienstag 10-15 Uhr
- Sonnabend 10-17 Uhr
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