Im Dresdner Uniklinikum wird ab Januar ein Flüchtlingslotse seine Arbeit aufnehmen. Bei schweren Erkrankungen oder komplexen Diagnosen blieb für Flüchtlinge bisher meist nur der Weg über die Notaufnahme der verschiedenen Unikliniken. Das soll sich jetzt ändern. Robert Bitterlich, der heute als erster Flüchtlingslotse am Uniklinikum vorgestellt wurde, soll sich nun um die Anfragen der behandelnden Ärzte kümmern. Er sucht im Uniklinikum nach der Einrichtung und dem Arzt, der den Fall am besten beurteilen kann. Wenn der Arzt entscheidet, dass eine Behandlung im Uniklinikum sinnvoll und erfolgsversprechend ist, nimmt der Flüchtlingslotse Kontakt zur für den Asylsuchenden zuständigen Behörde auf. Denn es sind die jeweiligen Sozial- oder Jugendämter, die darüber entscheiden, ob die Behandlungskosten übernommen werden oder nicht. Stimmt die Behörde zu, organisiert der Lotse die notwendigen Termine sowie einen Dolmetscher. Auch nach der Behandlung bleibt der Case Manager, so heißt der Flüchtlingslotse im Klinikum, der zentrale Ansprechpartner für die Ämter.
Als universitäres Krankenhaus der Maximalversorgung ist die Expertise des Dresdner Uniklinikums immer dann gefragt, wenn Flüchtlinge unter besonders schweren Erkrankungen beziehungsweise Komplikationen leiden. Die meisten dieser Fälle betreffen Kinder, die internistisch, chirurgisch oder psychotherapeutisch behandelt werden. Bei den erwachsenen Flüchtlingen seien bisher vor allem Experten der Kliniken für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, für Dermatologie sowie für Frauenheilkunde und Geburtshilfe konsultiert worden.
Bitterlich bereitet sich derzeit gewissenhaft auf seinen neuen Job vor. Seit einigen Wochen besucht er Erstaufnahmelager, Behörden und Flüchtlingsambulanzen im Einzugsbereich des Dresdner Uniklinikums. Neue Aufgaben hätten ihn schon immer gereizt. Schließlich sei auch seine Arbeit als Case Manager, bei der die Überleitung von Schlaganfallpatienten aus der stationären Akutversorgung in die Rehabilitation oder zurück ins häusliche Umfeld im Mittelpunkt steht, Neuland gewesen. „Ich sehe die Probleme, die Ärzte und Pflegende haben, wenn sie einen Flüchtling behandeln. Viele organisatorische Dinge kann ich ihnen nun abnehmen, so dass mehr Zeit für die Patienten bleibt“, erklärte Bitterlich.
Das Uniklinikum verspricht sich von der neue Stelle eine schnelle Anhäufung von Erfahrungen und Kompetenzen, die sonst im Betreuungsalltag von rund 60.000 stationär und 270.000 ambulant versorgten Patienten untergehen würden. Außerdem seien Asylrecht und die Regularien zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen sehr komplex. Darum müsse die Hilfe für Flüchtlinge so organisiert sein, „dass wir trotz der zusätzlichen Aufgabe dem grundlegenden Auftrag der Hochschulmedizin gerecht werden können“, betonte Klinikum-Vorstand Michael Albrecht.
Die Mittel für die Stelle des Flüchtlingslotsen stammen aus Spenden, die im Oktober mit dem „Run and Roll“ – Benefizlauf gesammelt wurden. „Das Zeichen, das von den mehr als 3.000 Teilnehmerinnen sowie Teilnehmer und ihrer Spendensumme von rund 75.000 Euro ausgegangen ist, hätte kaum schöner sein können“, sagte Luise Mundhenke vom Organisationsteam des Laufs.
Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD), die Run and Roll-Schirmherrin war, dankte allen Beteiligten für ihr Engagement. „Der Spendenlauf hat ganz deutlich gemacht, Dresden kann sich bewegen und Vieles bewirken“ sagte sie.