Thaber Azzawi ist ein Multitalent. Das zumindest meint Gerhard Ehninger, Medizinprofessor und Gründungsmitglied des Vereins „Dresden Place to be“. Ehninger ist Pate des Multitalents und kümmert sich zur Zeit vor allem darum, dass der junge Mann aus Syrien seine Medizinausbildung abschließen kann. Fünf Jahre hat er bereits in seiner Heimat studiert.
Bis die zuständige Behörde in Düsseldorf über die Anerkennung der bisher erbrachten Studienleistungen entscheidet, werde er weiter Deutsch lernen und in einem Labor arbeiten, meint Ehninger. Thaber Azzawi ist auch Musiker und hat bei Banda Internationale mit seiner Oud, einer syrischen Laute, einen festen Platz, neue Freunde und viel Spaß gefunden. Viele Studenten konnten seine Spielfreude vor Kurzem auf der Danke-Party für die Flüchtlingshelfer im Kleinen Haus des Staatsschauspiels live erleben.
Paten finden für ausländische Arbeitnehmer oder Studenten ist das Kernanliegen des Vereins. Er will den Neudresdnern oder Dresdnern auf Zeit helfen, schnell Anschluss und Freunde zu finden. Der 2014 gegründete Verein „Dresden Place to be“ hat sich nicht darauf beschränkt. Im vergangenen Januar, als Pegida mit mehr als 20.000 Anhängern durch die Dresdner Straßen zog, organisierte der Verein unter dem Motto „Offen und bunt – Dresden für alle!“ ein vielbeachtetes Konzert mit tausenden Zuhörern. Es folgten eine Bürgerkonferenz und ein Gastmahl für alle auf dem Altmarkt. Am Sonntag veranstalten Verein und die Staatlichen Kunstsammlungen ein Begegnungsfest unter dem Motto „meet new friends“. Unterstützt werden sie dabei von der Cellex-Stiftung und der #WOD-Initiative für ein weltoffenes Dresden. Vereinschefin Elisabeth Ehninger stellte heute gemeinsam mit Albertinum-Direktorin Hilke Wagner und dem Cellex-Stiftungsratsvorsitzenden Rainer Ordemann das Konzept für das Fest vor.
„Freundschaften sollen im Zentrum der Veranstaltung stehen“, sagte Hilke Wagner. All jene, die den Flüchtlingen in der Stadt helfen wollen, aber noch nicht wissen, wie, könnten sich am Sonntag über die verschiedenen Hilfsangebote informieren oder auch potentielle Partner einer Patenschaft finden. „Wir wollen ein Forum für das öffentliche Kennenlernen bieten“, meinte sie. Viele freiwillige Helfer, wie zum Beispiel junge Wissenschaftler aus verschiedenen Dresdner Instituten, würden die Gäste beim Überwinden der Sprachbarrieren unterstützen, kündigte Elisabeth Ehninger an.
„Das Image der Stadt nimmt enormen Schaden“, sagte Rainer Ordemann von der Cellex-Stiftung. „Wir dürfen den Demagogen und Hasspredigern nicht die Stadt überlassen“, fügte er hinzu. Begegnungen wie im Albertinum können helfen, die Angst voreinander zu mindern. Viele Partner konnten Verein und Stiftung für die Unterstützung von Patenschaften gewinnen. Neu gefundene Tandempartner könnten sich konkret verabreden, um ein Spiel von Dynamo Dresden zu besuchen, um auf den Turm der Frauenkirche zu steigen, in den Dresdner Zoo zu gehen oder das Wildgehege in Moritzburg zu besuchen. Mit dabei seien auch das Thalia Kino oder die Städtischen Bibliotheken, sagte Ordemann.
Stephanie Wienberg ist seit Dezember Patin. Sie hat Wafa el Gibani aus Libyen bei einem Fest an der internationalen Schule kennengelernt. Die junge Frau ist mit ihrer zehnjährigen Schwester und der Mutter noch in der Erstaufnahmeunterkunft in der Hamburger Straße untergebracht. „Wir haben Winterkleidung organisiert und verbringen regelmäßig Zeit miteinander“, sagt Wienberg. Für viele Fragen der Familie sei sie die Ansprechpartnerin und helfe bei der Suche nach Antworten. Auch Laura Protextor ist Patin. Sie hat Darweesh-Darweesh aus dem Irak und Suleiman Najiep Halwani aus Syrien im Montagscafé im Kleinen Haus des Staatsschauspiels getroffen. Seit Oktober treffen sie sich regelmäßig. Die gebürtige Amerikanerin ist selbst erst seit acht Jahren in Dresden und kann den beiden jungen Männern aus eigener Erfahrung erzählen, wie wichtig es ist, die Sprache zu lernen. „Viel reden ist die beste Hilfe“, sagt sie und die beiden nicken zur Bestätigung.
Es wäre schön, wenn am Sonntag neue Patenschaften entstünden, sagte Vereinschefin Ehninger. Am Stand von „Dresden – Place to be“ ist noch eine weitere Aktion geplant. „Wir wollen Wünsche erfüllen“, sagt sie. An einer Tafel könnten Flüchtlinge und Asylbewerber ihre Wünsche öffentlich aushängen. „Es geht nur um erfüllbare Wünsche“, betont Ehninger. Gesucht würden dann Dresdner, die helfen, diese Wünsche zu erfüllen.
Für Erholung in den Konversationspausen sorgen am Sonntag Nachmittag zum Beispiel das Morgenland-Ensemble des Staatsschauspiels, Tichina Vaughn von der Semperoper und die Sängerin und Kabarettistin Anna Mateur. Für die Kinder gibt es einen Mitmachzirkus und andere Überraschungen. Und Banda Internationale wird Musik machen. Dann können sich alle Besucher selbst vom Können des Multitalents Azzawi auf der Oud überzeugen.
WANN: 31. Januar, 15 bis 18 Uhr
WO: Lichthof im Albertinum
WIEVIEL: Eintritt frei
Das könnte Sie auch interessieren …
Mitmachaktionen zum Thema Balance und Geschicklichkeit standen im Mittelpunkt des Sport- und Familientages der Dresdner >>>
Die neue Brücke über den Nesselgrundweg in Klotzsche soll Ende März in Betrieb gehen. Darum wird die Eisenbahnstrecke >>>
Zwei neue Zimmer für Eltern krebskranker Kinder hat der Verein Sonnenstrahl in der gleichnamigen Villa eingerichtet. >>>
„Stiehl wenig – und du kommst ins Gefängnis. Stiehl viel – und du machst Karriere.“ Das ist das Patentrezept des Paten. Doch >>>