Gemeinhin verbindet man die sächsische Landeshauptstadt sofort mit barockem Prunk, Striezeln, Stollen und Elbromantik. Dabei wird allzu leicht vergessen, dass die Stadt kulturell nicht nur aus ruhmseliger Vergangenheit, sondern auch aus sehr lebendiger Gegenwart besteht. Diese Gegenwart erfährt seit Kurzem eine weitere Bereicherung in Form des Clubs TBA am Bahnhof Dreden-Neustadt. Dieses Akronym steht für „To Be Announced“ und verweist auf Deutsch auf die „noch anzuzeigenden Einzelheiten“. Klar ist somit: vieles soll offen bleiben.
Der neue Club – zu erreichen über eine Treppe am Haupteingang des Neustädter Bahnhofs – hat musikalisch das Ziel, den Underground zu vertreten. Hierzu sei erklärt, dass Undergroundmusikalisch gesehen das genaue Gegenteil von Mainstream meint, also von jenen Musikstilen und Titeln, die ununterbrochen und in munterer Wiederholung tagtäglich durch Funk und Fernsehen geistern. Eine kurze Überprüfung bei Christoph Töpfer – neben Harald Köhler einem der beiden Betreiber des TBA – ergibt: Tatsächlich befindet sich unter den angebotenen Stilrichtungen eine Richtung, die zumindest dem Verfasser dieser Zeilen noch gänzlich unbekannt ist. Neben Drum and Bass, Techno, Goa und Hard Tekk bahnt sich auch Neuro Funk durch die gut abgestimmte Soundanlage in die Gehörgänge der Gäste.
Treppe führt in den Underground
Doch zunächst zum Eingang des Clubs: der geneigte Gast begibt sich im Wortsinn in den Underground. Über eine Treppe gelangt man in das Kellergeschoss des Bahnhofs, in welchem sich der Dancefloor nebst Bar befindet. Die Bar ist als ruhiger Teil des Clubs konzipiert und lädt unaufdringlich und in dunkler Eichenoptik zum Verweilen, Mithören, Unterhalten und Rauchen ein. Dank „saugstarker Abluftanlage“ ist die Bar auch für Nichtraucher attraktiv.
Dancefloor mit bestem Sound
Der Dancefloor ist bewusst in schwarz gehalten und wird von Sandstein akzentuiert, um den verschiedenen Crews die Möglichkeit zu geben „eine neutrale Hülle“ (Töpfer) nach ihren Bedürfnissen atmosphärisch anpassen zu können. Die Musikanlage ist ein Eigenbau eines Freundes von Töpfer und Köhler und wird ergänzt durch Hochtöner des renommierten amerikanischen Soundanlagenbauers Danley. Der Klang ist Dreh- und Angelpunkt eines gelungenen Abends und soll nach und nach verbessert werden. Dennoch ist man mit dem aktuellen Ergebnis zufrieden. Töpfer ergänzt: „Der Sound ist druckvoll, klar und lässt den Gästen Raum, sich zu unterhalten.“
Künstler aus dem Berliner Berghain zu Gast
Neben Künstlern aus den Berliner Vorzeigeclubs Berghain und Kater Blau und Szenekonstanten wie der Bachstelzen Crew, nachhaltig bekannt durch das Fusion Festival, setzt das TBA auch auf lokale Künstler. Schritt für Schritt sollen so Resident DJs und befreundete Dresdner Musiklabels das Programm ergänzen und abrunden. Mit den ersten Veranstaltungen sind die Gründer des gerade eineinhalb Monate alten Veranstaltungsortes mehr als zufrieden. Die beiden sind sich sicher eine Lücke im Dresdner Nachtleben geschlossen zu haben: „Das ist genau die passende Größe zwischen kleinen Läden und großen Clubs. Das ermöglicht uns, Künstler zu buchen, für die das Sabotage als Lokalität zu klein und das Sektor Evolution zu groß wären“, schwärmt Töpfer.
TBA-Macher betreiben auch das „Sabotage“
Apropos Sabotage: Köhler und Töpfer sind keine Neulinge in der Dresdner Szene. Seit fünf Jahren betreiben sie das wesentlich kleinere „Sabotage“. Die Erweiterung um das TBA begründen sie auch damit, dass aufgrund der guten Lage keine Beschwerden der Nachbarn zu erwarten sind. Damit sei es möglich, den Club 24 Stunden zu nutzen und auch Veranstaltungen am Sonntag anzubieten.
Absage an Rassismus und Neonazis
Das politische Statement des TBA-Clubs ist deutlich: Die Veranstalter bekennen sich offen zu Flüchtlingen und verurteilen Rassismus und Gewalt. „No Racism! No Sexism! No Homophobia! Refugees Welcome!“, schreiben sie auf ihrer Webseite. Auf Facebook erklären sie zudem deutlich, dass Menschen mit Klamotten der im Neonazi-Milieu getragenen Marke „Thoar Steinar“ ebenso wenig Einlass gewährt bekommen, wie Gäste mit anderen Neonazi-Symbolen, Zeichen oder Parolen.
FTWR & Lotenheim präsentiert den Club der Discotanten am 29. Januar
Das kommende Wochenende steht jetzt erst einmal mit einem reichen Programm vor der Tür: Am Freitag, den 29. Januar präsentieren FTWR & Lotenheim den Club der Discotanten mit einem Mix aus Old School Rap, Rap Disco, House und all den feinen Welten dazwischen. Was auf dem zweiten Dancefloor passieren wird, bleibt nach Angaben der DJ-und Musiker Combo vorerst geheim. Auf ihrer Facebook-Seite beschreibt sie folgendes Szenario: „Harlem. New York Ende 1970. Tipsy, funky Discopeople stolpern aus dem Club durch den Nebel der Nacht. In einer Nebenstraße der Stadt steht eine kleine Gäng Jugendlicher mit Mützen um eine brennende Mülltonne und rappt. Unsere beiden Gruppen treffen aufeinander, teilen sich die letzten alkoholischen Getränke und entscheiden sich gemeinsam weiter zu ziehen. Zu uns. Zu euch.“ Nur wenige Stunden später, Sonnabendnacht, präsentiert das „Tekknikal Laboratory 02“ sein musikalisch-rhythmisches Repertoire. Am 5. Februar steht „Control x Motion“ mit dem Berghain-DJ „Fjaak“ aus Berlin und dem Dresdner „Casio“ an den Plattentellern.
Die Philosophie: Mensch sein, hier sein, frei sein
Der Start des neuesten Dresdner Clubs verläuft also sehr vielversprechend. Man kann den Machern und Gästen nur wünschen, dass sie das anspruchsvolle Programm der ersten Monate weiter halten und vielleicht sogar ausbauen können. Damit beschreiten sie einen Pfad, der in der sächsischen Clublandschaft nicht neu ist. Bereits in den 90er Jahren nach dem Wegfall der Mauer waren sächsische Clubs in ihrer Offenheit und ihrer Neugier auf neue Strömungen der internationalen Clubszene beispiellos. Das sich diese Bewegung in ähnlicher Intensität nun weiter fortsetzt, erscheint überraschend und auch folgerichtig. Nach der Philosophie des TBA befragt, entfährt Christoph Töpfer unmittelbar das Motto: „Mensch sein, hier sein, frei sein.“ Weiter so!
https://www.facebook.com/tbadresden/
Den Beitrag stammt aus der Feder von Gastautor CHRISTIAN STRASSENMEYER
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