Seit 2010 arbeitet in Dresden ein Team von Bildungsberatern im Projekt Dresdner Bildungsbahnen. Das Verbundprojekt der Stadt und der Volkshochschule Dresden hilft vor allem Menschen, die einen Berufswechsel wünschen oder nach längeren Auszeiten wieder in das Berufsleben einsteigen wollen. Junge Leute können sich hier mit einem Berufs-Interessens-Test Hilfe holen. Seit zwei Jahren geht es immer häufiger auch um Bleibeperspektiven für Migrantinnen und Migranten. Gemeinsam mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit Dresden wird seit Januar im Rahmen des „Infopunktes Migration“ eine Erweiterung der Bildungsangebote für diese Zielgruppe vorbereitet. Mehr als 12.000 Beratungsgespräche wurden in den letzten Jahren geführt. Zu 60 Prozent waren es Frauen, die das Team beraten hat.
„Wir helfen da, wo es keine anderen Beratungsprogramme gibt“, erklärt Bildungsberaterin Anna Tietze. Oft würden die zu Beratenden vom Jobcenter geschickt. Ziel sei es dann, in mehreren Gesprächen zu ermitteln, welche Weiterbildungsangebote am sinnvollsten seien. „Dafür wird zum Beispiel ein Interessen- und Fähigkeitsprofil erstellt, Bewerbungsunterlagen überarbeitet oder Weiterbildungen gesucht, die zur vorhandenen Qualifikation passen“, erläutert Tietze. In den vergangenen sechs Jahren haben die Bildungsberater ein umfassendes Netzwerk aufgebaut, auf das sie sich bei ihrer Arbeit stützen können. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung hat dem Team einen sehr guten Beratungserfolg bestätigt. Sie hat auch bestätigt, dass eine Zielgruppe angesprochen werde, die von anderen Beratungsprogrammen nicht profitiere.
Anna Tietze ist eine von noch vier verbliebenen Mitarbeiterinnen in dem Projekt. Als das Projekt „Lernen vor Ort“ 2010 mit Bundesmitteln gestartet war, waren sie zehn. Seit September 2014 hat die Stadt die Finanzierung mit deutlich reduzierter Mitarbeiterzahl übernommen, zunächst bis zum Sommer 2015 gesichert und dann noch einmal bis März 2016 verlängert. Jetzt droht das Aus für das Team, das in den Außenstellen der Volkshochschule in Gorbitz, Seidnitz, der Johannstadt und dem Bildungsbus die Beratungen anbietet.
„Wir waren fraktionsübergreifend von den positiven Effekten des Projektes überzeugt“, sagt Bildungspolitikerin Anja Apel (Linke). Leider seien die in Aussicht gestellten Fördermittel ausgeblieben. Jetzt muss ein Stadtratsbeschluss her, um die Finanzierung bis zum Jahresende zu sichern. 180.000 Euro sollen aus den Mehreinnahmen aus der Einkommenssteuer bereitgestellt werden, heißt es in einem entsprechenden Antrag der Linke-Fraktion. Der Bildungsausschuss hat dem heute mit großer Mehrheit zugestimmt.
Ob das reicht, müssen die Beratungen der Stadtratsfraktionen in der kommenden Woche zeigen. Erst dann wird sich entscheiden, ob das Votum der Bildungspolitiker mehrheitsfähig ist und von einer Mehrheit im Stadtrat am 17. März unterstützt wird. Über den Fortbestand der Dresdner Bildungsbahnen ab 2017 beraten die Stadträte dann bei der Vorbereitung des Doppelhaushaltes 2017/18. 330.000 Euro pro Jahr, so Apel, seien dafür erforderlich.
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