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Die Russen fehlen, die Chinesen kommen – Jahresbilanz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

 

Das Paradies liegt nur wenige Meter vom Elbufer entfernt, mitten auf der Brühlschen Terrasse. Allerdings findet man es dort erst im Herbst. Dann präsentiert die Gemäldegalerie Alte Meister in einer großen Sonderausstellung ihren Bestand an flämischer Landschaftsmalerei. „Das Paradies auf Erden. Landschaften von Bruegel bis Rubens“ nennt sich die Schau. Die Dresdner Sammlung zähle weltweit zu den bedeutendsten ihrer Art, heißt es von den Staatlichen Kunstsammlungen. Sie sei jedoch in den vergangenen Jahren wenig gewürdigt und kaum ausgestellt worden. „Ihre umfassende Untersuchung und wissenschaftliche Bearbeitung sowie die Restaurierung von mehreren  Hauptwerken kommen einer Wiederentdeckung gleich.“

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Letzte SKD-Bilanz für Hartwig Fischer. Ministerin Eva-Maria Stange sucht Nachfolger. Foto: Th. Wolf

Weniger paradiesisch sieht es in der Jahresbilanz der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) aus. Der kaufmännische Direktor Dirk Burghardt musste einen Rückgang der Besucherzahlen vermelden. Insgesamt 2,3 Millionen Besucher waren 2015 in die insgesamt 14 Museen der SKD gekommen, sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Auch da hatte es bereits einen Rückgang um vier Prozent gegeben. Der kaufmännische Direktor  setzt diese Zahlen in Relationen: „Wir hatten von 2006 bis 2013 einen Steilflug und haben inzwischen unsere Reisehöhe erreicht.“ Gerade befinde man sich etwas im Sinkflug und müsse sich nun auf eine andere Reisehöhe einstellen. Dirk Burghardt benennt auch die Gründe für den Sinkflug: „Es fehlen die russischsprachigen Gäste. Allein in den Alten Meistern waren es 65.000 weniger als im Vorjahr.“ In den Top-Ten der Gäste machen die Russen allerdings immer noch die mit Abstand größte Gruppe aus, gefolgt von Polen und Tschechen. An vierter Stelle stehen Besucher aus den USA, an fünfter die aus Japan.

Abschied von Generaldirektor Hartwig Fischer

Auch aus Deutschland fehlten die Kunstinteressierten. Eine Hypothese der SKDler ist der schlechte Ruf der Stadt. „Es könnte etwas mit den Montagen zu tun haben“, meinte Burghardt und umschiffte den Namen der Organisatoren der Montagsdemos. Als kleinen Erfolg bezeichnete er die Tatsache, dass wieder mehr Gäste aus Dresden und Sachsen gezählt wurden. Auch bei den Chinesen und den Engländern verzeichnete man ein Plus.

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Stephan Koja ist der neue Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister. Foto: Th. Wolf

Apropos England: Die Veröffentlichung der Jahresbilanz war auch eine der letzten Amtshandlungen des Generaldirektors Hartwig Fischer, der, wie schon sein Vorgänger Martin Roth, nach London gehen wird. Deshalb geriet das Treffen fast zur Abschiedsfeier. Kultusministerin Eva-Maria Stange (SPD) lobte Fischers „sehr ruhige, nachdenkliche Art“. Sie freute sich über die Fülle von Einzelausstellungen, die unter seiner Regie gezeigt worden seien, aber auch, dass der Generaldirektor sich für die Forschungsarbeit stark gemacht habe. Jetzt sei eine Findungskommission einberufen worden und diese werde sicher spätestens zum Jahresende einen neuen Generaldirektor präsentieren können. „Es bleibt auch für den Nachfolger noch viel zu tun“, sagte Stange und erinnerte an den Masterplan für das Japanische Palais und das Johanneum. Letzteres solle perspektivisch wieder zu den Kunstsammlungen gehören, „aber vermutlich nicht in den nächsten fünf Jahren“. Interimsmäßig wird Dirk Syndram die Kunstsammlungen weiterführen, den Direktorposten bei den Alten Meistern hatte vor kurzem Stephan Koja übernommen.

Weltsicht-Ausstellung ab dem 19. März

Er habe, betonte der scheidende Generaldirektor, den Anspruch der SKD Dresden als weltoffene Stadt darzustellen, sehr ernst genommen. „Die Stadt hat Welt gesammelt und von der Welt profitiert“, sagte Fischer. Das habe man auch unmissverständlich mit Bannern zum Ausdruck gebracht. Mit den insgesamt 14 Museen verfüge man über eine ganze Welt von Kompetenzen. „Was für ein unglaubliches Potenzial liegt in diesem Zusammensein“, freute sich Fischer. Er verwies auch auf die neue Dauerausstellung „Weltsicht und Wissen um 1600“, die ab dem 19. März im Georgenbau gezeigt wird und meinte: „Das Schöne ist: Wir reden von einer Ausstellung und meinen oft auch die Eröffnung eines neuen Flügels.“ Er freue sich, dass der Bauabschnitt im Georgenbau mit Hilfe des Bundes realisiert werden konnte. „Ich kam von einer Baustelle, bin auf einer Baustelle gelandet und werde auf eine Baustelle weiterziehen“, sagte Fischer.

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