2002 war‘s. Da hat Andreas Dresen diesen herrlich kruden Film „Halbe Treppe“ gedreht. An Axel Prahl, diesen kleinen gehörnten Dicken im trostlosen Plattenbauambiente, erinnert sich fast jeder. Aber auch an die 17 Hippies? Die haben damals den grandiosen Soundtrack geliefert.
Und spätestens von da an kannten sie viele. Obwohl, es gibt die 17 Hippies schon seit 1995. Grund genug, mal zurückzuschauen, was man da in zwei produktiven Dekaden so fabriziert hat. Es war viel – Gutes und sehr Gutes. Das ist ein prinzipielles Qualitätsversprechen, was die 17 Hippies, die meist gar keine 17 Leute auf die Bühne bringen – meist sind es elf oder 14 oder auch nur neun – , in 20 Jahren auch auf CD gepresst haben.
Wer das Wesen dieser Band, die mittlerweile bis auf Alaska, Feuerland und Hawai und einige andere wenige Ausnahmen jeden Kontinent in ihren Reisepass eingestempelt bekam, vertstehen will, muss freilich in ein Konzert der Berliner Musikeransammlung gehen. Da dauert es keine zehn Minuten und das Publikum steht – sinnbildlich gesehen – auf den Stühlen. Und was da zu Ohren kommt, ist mit Weltmusik nur äußerst unzureichend beschrieben. Auf Deutsch, Englisch und Französisch wird gesungen, oft geprägt von der romantisch-erotischen Stimme Kiki Sauers, der Mitgründerin dieses charismatischen Ensembles.
Wer sich überzeugen möchte, ob das hier Geschriebene nicht doch etwas dick aufgetragen ist, dem sei der Doppelsampler der 17 Hippies „Anatomy“ und „Metamorphosis“ (Hipster Records) empfohlen. Auf „Anatomy“ bekommt er 20 herrliche Songs aus 20 Jahren zu hören. Anspieltipp: Adieu. Da kräuselt sich das Empfindungszentrum und man denkt – garantiert – an seine erste oder seine größte Liebe zurück. Ein sinnlicher Taumel. Der auch die Motorik anregt. Eine Mixtur aus Lust, Ballade und Ekstase mit jeder Menge musikalischer Einflüsse, mit Bläsern, Streichern, mit Akkordeon, Kontrabass und Klarinette. Partymusik der gehobenen Klasse für Leute mit Sinn für Ästhetik und Schönheit.
„Metamorphosis“, der zweite Rundling der Doppelausgabe, hat 14 Songs parat von Musikern und Bands, die zu den Freunden der mehr oder weniger 17 Hippies zählen. Auf der Bonus-Scheibe musizieren Kollegen, denen die Band auf ihren Tourneen rund um den Globus in all den Jahren über die Bühnentreppe gelaufen sind. Denen haben sie ihre Songs zur Bearbeitung freigegeben. Zur freien Bearbeitung, zur Neuinterpretation. Herausgekommen sind Versionen, die neue Freunde suchen. Es werden wohl nicht wenige sein.
Die 17 Hippies, Deutschlands musikalischer Exportschlager Nr.1. Acht von zehn Sternen.