Vor 118 Jahren schenkte Zar Nikolaus II. seiner Frau Alexandra Fjodorowna ein Maiglöckchen-Ei. Er hatte es in der Werkstatt von Carl Peter Fabergé in St. Petersburg anfertigen lassen. Ein Fabergé-Ei? Spätestens mit dem Film „Ziemlich beste Freunde“ hat sich herumgesprochen, dass diese Kunstwerke außerordentlich wertvoll sind.
Dass einige von ihnen nun als Kopie im Jägerhof zu sehen sind, hat seinen Ursprung im thüringischen Ichtershausen in der Nähe von Erfurt. Dort wohnt Olaf Frenzel. Auch er schenkte seiner Frau vor 17 Jahren ein Maiglöckchen-Ei. Mit einem Unterschied: Er hatte es in seiner eigenen Werkstatt gefertigt, dieses Straußen-Ei im Art-Nouveau-Stil, dessen Schale mit den Lieblingsperlen der jungen Zarin verziert ist. Fabergé´s Original, beziehungsweise das, was sein Werkmeister Michael Perchin unter seiner Regie fertigte, kam 1900 auf die Weltausstellung nach Paris. Holger Frenzels Kunstwerk gelangte vor etlichen Jahren auf die Kunsthandwerkermesse nach Mailand und jetzt, 2016, ist es im Jägerhof zu sehen.
Porzellan-Schmetterlinge und Papierherzen
„Ostern im Jägerhof“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 3. April im Museum für Sächsische Volkskunst zu erleben ist – zu erleben im tatsächlichen Wortsinn, denn an allen Tagen zeigen Volkskünstler im Museum, wie sich Osterschmuck herstellen lässt. Nachmachen erwünscht. Anregungen kann man sich auch von den 30 geschmückten Sträuchern holen. Daran hängen übrigens nicht nur Eier, sondern auch Porzellan-Schmetterlinge, Papierherzen oder Stoff-Hasen. Auch die etwa 500 Eier, die an den Sträuchern, in Körben oder einzeln hinter Glas arrangiert sind, machen auf beeindruckende Weise die Vielfalt österlicher Volkskunst klar. Da wurde geklebt, umhäkelt, gekratzt und gebatikt.
Auch die kunstvollen Bukovina-Eier, welche im vergangenen Jahr Schwerpunkt der Ausstellung waren, sind in einer Vitrine versammelt. Andere wurden mit Fäden verziert oder mit Stoffen ummantelt. Nur mit Hilfe einer Lupe erahnen lassen sich die Malereien auf zwei winzigen Schneckeneiern.
Da macht es Holger Frenzel den Besuchern leichter. Seine Schätze sind mit bloßem Auge zu bestaunen. In Anlehnung an das Grüne Gewölbe – dort hatte der Thüringer einst bei einem Besuch mit seiner Schulklasse die Initialzündung für seine lebenslange Leidenschaft bekommen – sind 20 der verzierten Eier, Muscheln und Schalen dezent beleuchtet auf Sockeln angerichtet. Er baue in seiner Freizeit nicht nur Fabergé -Eier nach, erklärt der Ingenieurökonom für Metalltechnik, sondern kreiere auch viele Stücke selbst. Und doch: Gerade in der Osterausstellung sind die originalgetreuen Ei-Kopien der Blickpunkt, etwa das in der Mitte platzierte „Eisenbahn-Ei“, welches der Zar einst zur Eröffnung der Transsibirischen Eisenbahn in Auftrag gegeben hatte – für Olaf Frenzel bisher die aufwendigste Nachbildung. Sein persönlicher Favorit ist ein goldverziertes Emu-Ei, welches aufgeklappt werden kann und dann ein Miniaturschiff aus Bernstein zum Vorschein kommen lässt.
WAS: Ausstellung „Ostern im Jägerhof“
WANN: 12. März bis 3. April 2016, täglich 10 bis 18 Uhr, Ostermontag, 28. März 10 bis 18 Uhr, geschlossen: Montag, 14. / 21. März 2016
WO: Museums für Sächsische Volkskunst, Jägerhof
>> vom 12. bis 28. März führen zahlreiche Handwerker und Ostereiergestalter ihre Techniken vor und bieten Osterschmuck auch zum Verkauf an
Veranstaltungen:
Sonnabend, 19. März
11 Uhr: Frühlingskonzert mit dem Radebeuler Kammerchor
15 Uhr: Lieder und Geschichten aus dem Erzgebirge „Ball werd Frühgar sei“ mit dem Erzgebirgszweigverein Dresden
Sonntag, 20. März
11 Uhr: Hausmusik und Texte zum Frühlingsanfang und Palmarum „Der Schmetterling ist in die Rose verliebt“ mit dem „Zentrum der menschlichen Stimme“ und Reinhart Gröschel
15 Uhr: Frühlingskonzert mit den Dresdner Blechbläsern ad libitum und Rezitationen mit Ulrich Kelm
Gründonnerstag, 24. März
11 Uhr: „Märchen zum Licht“ erzählt von Frank-Ole Haake
15 Uhr: „Der fleißige Osterhase“ – Gabenbringer und Vorbild für die Kinder, Vortrag mit der Volkskundlerin Heidrun Wozel
Karfreitag, 25. März
15 Uhr: „Das Leiden Christi“ – Das mechanische Figurentheater aus der Oberlausitz um 1830, Kunstgespräch mit Igor A. Jenzen
Sonnabend, 26. März
11 Uhr: Puppenspiel mit Madame Rosa „Die Muse und die Kunst“
16 Uhr: Frühlingskonzert mit der Kammermusikvereinigung „Il passatempo“ Dresden
Ostersonntag, 27. März
15 Uhr: Frühlingsliedersingen für Jedermann mit Elke Birninger und Horst Berger an der Zither
Ostermontag, 28. März
16 Uhr: Frühlingslieder gesungen vom Männerchor Dresden-Striesen
Das könnte Sie auch interessieren …
Mitmachaktionen zum Thema Balance und Geschicklichkeit standen im Mittelpunkt des Sport- und Familientages der Dresdner >>>
Die neue Brücke über den Nesselgrundweg in Klotzsche soll Ende März in Betrieb gehen. Darum wird die Eisenbahnstrecke >>>
Zwei neue Zimmer für Eltern krebskranker Kinder hat der Verein Sonnenstrahl in der gleichnamigen Villa eingerichtet. >>>
„Stiehl wenig – und du kommst ins Gefängnis. Stiehl viel – und du machst Karriere.“ Das ist das Patentrezept des Paten. Doch >>>