Heidelberger Band DePhazz erfindet sich auf „Private“ noch einmal selbst

michael keller

Ach ja, Heidelberg. Da gibt es 64 Jahre alte Schlagerschnulzen, die diese mittelalterliche Perle deutschtümelnd emotional überhöhen, dass es einem graust. Dabei, Heidelberg hat etwas zu bieten, von dem man nicht unbedingt annehmen kann, dass es tatsächlich Heidelberg als Ausgangspunkt hat.

Die Rede ist von der Band DePhazz, die man unter entspanntem Jazz-Rock oder Lounge-Jazz – einer Melange aus Drum‘n‘Bass, Trip Hop und Easy Listening – noch am ehesten einordnen kann. Was die 1997 tatsächlich in Heidelberg gegründete Band in den 19 Jahren ihrer Existenz so produziert hat, gehört zur Rubrik Ohrwurm. Gern genommen in Radiosendern, die mit Dudelfunk nicht so viel am Hut haben und lieber auf Qualität setzen.

Die hat DePhazz zweifelsohne. Was sich da mischt zu einem herrlichen Clubsound, bei dem man jeden Tag nach Feierabend ’ne Party anstiften möchte, ist auch auf dem neuen Album „Private“ (Edel) hörbar. Wer die Titelliste studiert, wird merken, dass da viele alte Bekannte hervorlugen.

Es ist quasi die Neuerfindung, die man auch gern als alter Wein in neuen Schläuchen beschreiben könnte. Was am Wesen der Scheibe natürlich vollkommen vorbeigeht. Denn DePhazz hat analog die alten Songs als Akustikversion neu belebt. Und wer sorgt für die Farbe in allen Versionen? Klar, Sängerin Pat Appleton mit ihrer lasziven Stimme.

de phazz private

Private von De Phazz aus Heidelberg.

Was da aus den Boxen tönt, ist ein Feinschliff dessen, was die Band unter Mastermind Pit Baumgartner schon einmal unters Volk geworfen hat. Da findet sich „My Society“, „Something Special“, „Astrud Astronette“ oder „Our Relationship“. Kennt man vielleicht nicht, wenn man es liest. Aber wenn man es hört, allemal. Das war doch … Genau, das war mal eine neue Stilmixtur, die da so entspannt und lacy aus den Boxen schwappte und die Sommer an deutschen Badeseen zum Top-Event mutieren ließ. Rubrik Ohrwurm eben.

DePhazz-Songs sind ein – ach was, das – Sinnbild für Entspannung, Fingerschnippen, Party, Loslassen. Wohl dem, der einen Jazzklub oder eine Lounge – demnächst auch wieder einen Badesee, zur Not auch ein Cabrio  – in der Nähe weiß. Ästhetischer kann man kaum Feierabend oder Wochenende oder Urlaub genießen. Da sage noch einer was gegen Heidelberg.

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