Der klassische Dreier im Jazz – Piano, Bass und Schlagzeug – er ist ein Garant für das Wesentliche. Ohne Schnickschnack drumherum, ohne Gimmicks, ohne Trickserei. Entkleidet bis aufs Hemd steht er da und präsentiert sich in seiner ganzen schönen Einfachheit und Klarheit. Da gibt es kein Verstecken, da verlässt sich jeder der Mitspieler blind auf den anderen. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Dafür übt er und übt und übt. Und seine beiden Partner nicht minder. Denn der kleinste Fehler wird zum Desaster und lässt sich auch mit einer Improvisation nicht kaschieren.
Insofern haben wir es beim Kenny Barron-Trio mit wahren Meistern und Intimkennern des jahrelangen Übens zu tun. Wovon das jüngste Album „Book of Intuition“ (Universal) Zeugnis ablegt. Da greift ein Zahnrädchen ins andere. Es flutscht, könnte man volkstümlich bemerken.
Dabei, volkstümlich geht es bei Kenny Barron (Piano), Kiyoshi Kitagawa (Doppelbass) und Jonathan Blake (Drums) nun ganz und gar nicht zu. Da wird nicht gepoltert oder übertönt, da wird nicht drauflos musiziert. Da ist alles fein austariert, wie mit einer Briefwaage ins Gleichgewicht gebracht. Heraus kommt eine geradezu schwebende Leichtigkeit in den zehn Stücken, die in ihrer Unterschiedlichkeit den ganzen Klangkosmos dieser drei Spitzenjazzer ausloten.
Rasante Piano-Soli konkurrieren mit rasenden Schlagzeugpassagen, Der Bass pumpt dazu einen Soundteppich, auf dem sich die beiden Kollegen trefflich auszutoben – oder zu entspannen – wissen. Es ist ein steter Wechsel zwischen treibenden Passagen und balladeskem Innehalten. Muss man erstmal können.
Wie die drei zueinander gefunden haben, lässt sich in der langen Karriere von Kenny Barron nur erahnen. Einen Riecher für geniale Mitspieler hatte der 72-Jährige schon immer. Dieses Trio aber ist ein Sonderfall. Die drei kennen sich seit zehn Jahren. Genug Zeit, selbst die verborgensten Seiten aus einem Partner herauszukitzeln. Geht manchmal nur in der Musik. Ganz besonders bei sensiblen Jazzern. Die neue Platte ist der Ton gewordene Beweis.