dresdner satirepreis 2016

Der Sieg der Ratte – sechs Nominierte traten beim Dresdner Satire-Preis an

Wie bewertet man Satire? Dieser Frage mussten sich am Sonnabendabend sieben Juroren stellen und über den Dresdner Satire-Preis entscheiden. Unter ihnen waren Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, die Geschäftsführerin der Dresden Marketing Gesellschaft Bettina Bunge und Autor Michael Bittner. Sie entschieden sich für Cornelia Fritzsche alias Ursula von Rätin, die mit ihrer riesigen Handpuppe – einer Ratte – brandneue Informationen aus dem Untergrund präsentierte. Ja, tatsächlich: Weil auf die Berliner Ratten neuerdings geschossen wird, flüchten die Nager nach Sachsen. Größte Barriere: die Sprache, oder besser: der Dialekt. Dass die Rätin in Dresden zu Hause ist, merkte man gleich zu Beginn ihres Programms am Heimvorteil-Applaus. Dass sie durchaus preisverdächtig war, ahnte man bei ihrem hintersinnigen Spiel mit dem Nager.

Ursula von Rätin, Showreel1 2013:

Pure Freude an den Zwischentönen

Sechs Kabarettisten waren nominiert und schon das eine Auszeichnung. Schließlich hatten sich deutlich mehr um den Auftritt im Kabarett Breschke & Schuch beworben. Moderiert wurde das Ganze vom Vorjahressieger Joachim  Zawischa und dieser legte gleich ordentlich vor mit seinem Hinweis auf Janosch und dessen „Oh, wie schön ist Panama“. Kinderbuchautoren seien immer schon ihrer Zeit voraus gewesen, erklärte der Schauspieler und Kabarettist und schlug vor, Auffanglager für Steuerflüchtlinge einzurichten.

Lorenz Böhme, Bühnenname Lorman, kam mit Künstler-Häme und Erinnerungen an seine westdeutsche Jugend in den 1980er Jahren. Björn Pfeffermann witzelte über späte Väter und seine gefährliche Kindheit: unangeschnallt im Auto, die Mutter rauchend am Steuer – und bekam dafür den Publikumspreis.

Björn Pfeffermann: „Fränkischer Gärtner – Laubbläser-Terror“, 2011

Josefine Gartner verlangte den Sachsen nicht nur mit ihrem bayrischen Dialekt einiges ab, sondern auch mit ihrer Rundumschelte der Gesellschaft. Klar: Humor ist Geschmackssache. Der eine möchte, dass das Lachen bitte im Hals steckenbleibt, ein anderer will frei und sinnig aus sich herauslachen und der nächste sich einfach nur amüsieren. Immerhin: Nicht nominiert, aber absolut preisverdächtig waren die Einspielungen von Daniel Vedres, weit mehr als originelle Zwischentöne. Der Breschke-Schuch-Haus-Musiker spielte mit Klängen und Ideen, dass es eine pure Freude war.

Kluge Polit-Satire aus Berlin

Mit kluger Polit-Satire kam nach der Pause der Berliner Tom Ehrlich auf die Bühne. Und er zeigte eindrücklich, dass man für bissig-gute Unterhaltung gar nichts neu erfinden muss – man versucht einfach nur, Kindern diese verrückte Welt zu erklären. Claudius Bruns verscherzte es sich zunächst etwas mit seiner Dresden-Schmähe, holte aber mit Klavier und Gesang wieder Sympathiepunkte rein. Seine besungenen Probleme mit Frauen mag man ihm angesichts der schwarz-weißen Tastenliebe allerdings nicht ganz glauben.

Zum dritten Mal ist der Satire-Preis vergeben worden – Sponsoren machten unter anderem Preisgelder von 1.000 Euro (Landskron Brauerei Görlitz) für den Sieger und 500 Euro (Lausitzer Früchteverarbeitung und Lichtenauer Mineralquellen) für den Publikumsliebling möglich.

Für alle, die den Ausscheid verpasst haben: Am 7. Oktober sind Ursula von Rätin mit  „Kabarette sich, wer kann“ und am 14. Oktober Björn Pfeffermann mit  „Meine Kresse! – Ein Mann sieht grün“ noch einmal im Dresdner Kabarett Breschke & Schuch zu erleben.

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