Othman Abdi, Thuraya Khaled und Mohammed Dao sind drei von einhundert Flüchtlingen und Asylsuchenden, die jetzt einen vierwöchigen Sprachkurs an der Dresdner Volkshochschule (VHS) absolvieren können. Eine Spende der f6 Cigarettenfabrik macht dies möglich. Der Dresdner Werksleiter Ingo Jentsh übergab heute einen Scheck in Höhe von 25.600 Euro an VHS-Direktor Jürgen Küfner.
In der Gesprächsrunde zeigt Othman Abdi, was er im 300-Stunden-Kurs der Bundesagentur für Arbeit bereits gelernt hat. Er stellt sich vor und erzählt, dass er aus Ransalein, einer Stadt im Osten Syriens, kommt. Dort habe er als Tischler gearbeitet. Später, in einem Lager in der Türkei, habe er Arabisch, Kurdisch und Türkisch gedolmetscht. Seit sieben Monaten ist er jetzt in Dresden und wohnt in einer Unterkunft in der Berliner Straße. Er würde gern wieder in seinem Beruf arbeiten. Oder in einem anderen – Hauptsache arbeiten, sagt er.
Seine Landsmännin Thuraya Khaled hat Anglistik studiert. Sie spricht bereits sehr gut. Wenn sie nicht aufpasst, beginnt sie ihre Sätze auf englisch, statt auf deutsch. Mohammed Dao kommt aus Libyen und hat Labortechniker gelernt. Er hat bereits ein Praktikum in Dresden absolviert. Weil er nicht aus einem unsicheren Herkunftsland kommt, gibt es noch Probleme mit der Bezahlung der offiziellen Sprachkurse.
Hier kann Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der mit in der Runde sitzt, zumindest Hoffnung machen. Das Integrationspaket, das die Landesregierung Mitte März vorgelegt hat, plant auch eine Unterstützung für Asylsuchende aus Libyen und Afghanistan. Die entsprechenden Richtlinien werden voraussichtlich bis zum Sommer verabschiedet sein, hieß es auf Nachfrage aus dem Büro der Intergrationsministerin. Bisher würden die Kosten für Sprachkurse für Asylsuchende aus Iran, Irak, Eritrea und Syrien bezahlt.
Die anderen Flüchtlinge sind auf die Sprach-Angebote der vielen Dresdner Flüchtlingsinitiativen – zum Beispiel vom Dresdner Umweltzentrum im Albertinum oder von der Initiative „Laubegast ist bunt“ – angewiesen.
Die Spende der f6 Cigarettenfabrik hilft, gerade solche Lücken zu überbrücken. „Ich finde es unheimlich schön, dass wir heute hier sitzen“, sagte Werksleiter Jentsch und richtete seine Worte auch an die anwesenden Kursteilnehmer. Man wolle unbürokratisch helfen und hoffe so einen Beitrag zu einem selbständigen Leben in Deutschland leisten zu können. „Als einer der größten Arbeitgeber vor Ort sehen wir uns in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung für die Stadt. Deshalb hoffen wir auch, dass unser Engagement weitere Spender auf den Plan ruft, die noch mehr Kurse möglich machen“, so Jentsch. Mit der Spende würden nicht nur die Kosten für den Sprachunterricht, sondern auch für Nahverkehrstickets und Unterrichtsmaterial abgedeckt.
Hilbert steckte die Ziele für die Asylsuchenden noch weiter ab. Um eine Ausbildung zu beginnen, müsste mindestens das Sprachniveau B1 oder B2 erreicht werden. Schließlich käme dann auch noch die Fachsprache hinzu. Er denkt über eine Veranstaltung von geeigneten Bewerbern und Unternehmen nach. Mit kurzen Steckbriefen könnten sich die Bewerber vorstellen und sich um Ausbildungsplätze bei den anwesenden Unternehmen bewerben. Von den rund 5.000 Asylbewerbern in Dresden hätten bereits mehr als 3.000 einen Sprachkurs absolviert. „Aber ich bin noch nicht da, wo ich hin will“, stellte er klar. Hauptthema bleibe aber im Moment die Sprache.
Janice Biebas-Richter ist Projektkoordinatorin für die Sprach- und Integrationskurse an der Volkshochschule. Bisher seien die Erfahrungen sehr positiv, meint sie. Für viele Kursteilnehmer sei es neu, dass Männer und Frauen in einer Klasse lernen. Inzwischen hätten sie sich aber selbst an die gemischte Gruppenarbeit im Unterricht gewöhnt. Es gehe aber nicht nur um die Sprache. Wir reden auch darüber, wie man sich hier zurechtfindet. Wie komme ich an ein ermäßigtes Nahverkehrsticket, wie erhalte ich den Berechtigungsschein für einen Integrationskurs, was muss ich über den Staat, Kleidung, Sitten und Bräuche wissen – es geht um alles, was zum Alltag dazu gehört, beschreibt sie die Kursarbeit. Iuliia Tsyntsar wird einen der Kurse übernehmen. Viele ihrer Schüler kennt die gebürtige Ukrainerin bereits aus den von der Arbeitsagentur finanzierten Sprachkursen. Es gebe viele Unterschiede unter den arabischen Ländern, hat sie festgestellt. Nicht nur beim Zeitgefühl.
Vielleicht wird auch Thuraya Khaled einmal Deutsch unterrichten. Oder Deutsch und Englisch.
Die in Dresden ansässige f6 Cigarettenfabrik ist seit 1990 ein Tochterunternehmen der Philip Morris GmbH und hat rund 400 Beschäftigte. Ein Schwerpunkt liegt auf der Herstellung und Verpackung von Dreh- und Stopftabaken, die 90 Prozent der Produktion ausmachen. Im Jahr 2014 lag die Jahresproduktion am Standort Dresden bei 12,3 Milliarden Zigarettenäquivalenten. Davon wurden knapp zwei Drittel für den Export hergestellt, unter anderem für Italien, Frankreich und Benelux. Das Unternehmen ist auch sozial engagiert und unterstützt zum Beispiel das FrauenBildungsHaus Dresden.