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Schöne Aussicht – Staatsschauspiel Dresden stellt neuen Spielplan vor

„I Dresden je Europa.“ Oder statt auf Isländisch auf Deutsch: Dresden ist auch Europa. Diese eigentlich simple Tatsache ist dem Staatsschauspiel Dresden künstlerisch wertvoll. Deshalb wird es mit der neuen Spielzeit immer wieder Stücke darüber geben, wie Menschen verschiedener Kulturen in Europa miteinander leben.

Ulrich Reitzler, Beate Heine

Jürgen Reitzler, Intendant für die nächste Spielzeit und Chefdramaturgin Beate Heine präsentierten heute die Pläne. Foto: Th. Wolf

Doch zunächst wird umgebaut. Im Sommer erneuern Handwerker im Großen Haus den Brandschutz, Elektroanlagen und Haustechnik, verstärken den Dachstuhl und bringen neue Polster auf die Stühle. „RALF“ zieht ins Kleine Haus und „Der Weltensammler“ ins Schlosstheater. Im Palais im Großen Garten, bisher als Theaterstätte vor allem bekannt mit seinem kultigen „A Christmas Carrol“, gibt es die Ödön-von-Horváth-Komödie „Zur schönen Aussicht“. „Sie ist einst für Dresden geschrieben, aber dann nicht gespielt worden“, erinnert Jürgen Reitzler an die Entstehungsgeschichte. Der künstlerische Betriebsdirektor ist der Intendant der neuen Spielzeit. Die Gesellschaftssatire sei mitten in der Weltwirtschaftskrise geschrieben – und erst 40 Jahre später in Graz uraufgeführt worden. Das Palais im Großen Garten werde zum Hotel „Zur schönen Aussicht“, einem Ort, an dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, meinte Reitzler.

Der Weltensammler im Schlosstheater

Das kann für das Staatsschauspiel nicht gelten. Die Lücke, welche mit dem Wechsel des nach Düsseldorf berufenen Intendanten Wilfried Schulz sicher hier und da auftauchen wird, will man so schnell – und so interessant – wie möglich schließen. Und so präsentieren der Intendant auf Zeit und Chefdramaturgin Beate Heine ein volles Paket an Vorfreuden für Großes und Kleines Haus wie auch für Palais, Trinitatiskirchenruine, Frauenkirche und Schlosstheater.

Großer Garten Palais

„Zur schönen Aussicht“ und „Europa“ werden im Palais im Großen Garten aufgeführt. Foto: W. Schenk

Schlosstheater? Das wird die Schlosskapelle im Dresdner Schloss sein, bespielt mit „Der Weltensammler“ von Ilija Trojanow ab dem 21. August. Im September folgt hier „Mein Herz ist rein“ von Martin Heckmanns.

Wenn ab 6. Oktober „Europa“ im Großen Garten spielt, kündigt Reitzler eine Verwandlung an. „Das Palais wird dann völlig anders aussehen“. Das Stück, nach einer recht düsteren Erzählung von Lars von Trier, erzählt die Sicht eines Deutsch-Amerikaners, der die Nachkriegswelt nachts aus dem fahrenden Zug betrachtet.

Ende Oktober startet dann die Spielzeit auch im Großen Haus – mit einem Klassiker. „Othello“ von William Shakespeare. Wenn man dann noch „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist, übrigens in der Regie von Wolfgang Engel, und Medea von Euripides auf dem neuen Spielplan findet, wird klar, in welcher Tradition sich vor allem das Große Haus befindet. Aber: Auch Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“ und Hans Falladas „Jeder stirbt für sich allein“ kommen auf die Bühne an der Theaterstraße. Natürlich gibt es in der Vorweihnachtszeit wieder etwas Rühriges, die Astrid-Lindgren-Geschichte „Mio, mein Mio“, in der Regie von einem, der sonst selbst gern und gut spielt: Matthias Reichwald.

„Aus Alf wurde Ralf.“

„Es gab Überlegungen, im Kleinen Haus nur heutige, moderne Stücke zu spielen“, sagt der Intendant. „Aber das machen wir nun doch nicht ausschließlich.“ Dafür sei die erste Premiere am 20. August gleich eine Uraufführung: „RALF“. „Ich persönlich liebe dieses Stück sehr. Es ist extrem schnell, extrem farbig“, sagt Reitzler. Wer die Fernsehserie Alf kenne, habe sicher eine Vorstellung davon, wie ein Wesen von einem anderen Planeten das Leben einer Familie durcheinanderbringen könne. Der Titel sei ein Zugeständnis an die Rechte des Originals. „Aus Alf wurde Ralf.“

Noch ein kurzer Griff ins Programm des Kleinen Hauses, der Großes verheißt: „Szenen einer Ehe“, die sehr intime, fein pointierte Variante des Ingmar-Bergmann-Films hat im September Premiere. Insgesamt packt das Schauspielhaus mit seinem starken Ensemble und der Bürgerbühne 34 Premieren in die Spielzeit. Zwei davon sind unbedingt noch herauszugreifen, nicht nur wegen ihrer besonderen Orte. So wird „Alte Meister“ nach dem Roman von Thomas Bernhard in der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen sein und Elfriede Jelineks „Wut“ tönt als „psychogeographische Konzert-Performance“ durch die Frauenkirche.

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