Alles neu macht der Mai. Einen rockig-bluesigen Frühjahrsputz inklusive. Den absolviert Henrik Freischlader, der Mann mit der Schiebermütze, im klassischen Trio auf seinem neuen Album „Openness“ (Cable Car Records). Der Kölner besetzt die Gitarre und den Gesang, mit ihm im Bunde bei der Reinigungsaktion sind Carl-Michael Grabinger (Drums) und Alex Grube am Bass.
Nachbarn vorwarnen, CD in den Dreher und den Lautstärkeregler hoch. Man wird sehen: der Winterstaub rieselt kräftig aus den Boxen. Die Dreierkombo lässt von Anfang an keine Fragen offen. Hier geht‘s zur Sache, mit einem fetten Blues-Rock-Gemisch in klassischer Manier, dass die Heide wackelt. Kraftvoll und kompromisslos wird die Stilistik von Anfang an bedient.
Mit dem Titelsong gibt es sofort Druck auf die Kalotten, zur Selbstreinigung gewissermaßen. Mein lieber Alter, das haut richtig rein. Die Putzaktion geht bis Titel Nr. 6 („Never really left you“), bei dem das balladeske Fach zum Luftholen bedient wird, um danach mit Kraft und Feuer weiterzurocken. Und alles technisch wunderbar abgemischt.
Die schöpferische Pause Freischladers hat bei ihm hörbar neue Energie freigelegt und mit „Openness“ einen weiteren schöpferischen Höhepunkt erreicht. 12 unbedingt anhörenswerte Songs sind ihm nach der Auszeit aus der Feder geflossen. Spaß gemacht hat es ihm und seinen beiden Kollegen offenbar auch, wie man bei allen Stücken hören kann. Schön auch, dass diese Stilrichtung nicht dem flachen Massengeschmack zum Opfer gefallen ist. Man sollte unbedingt zusehen, dass man ein Ticket für eines der Live-Konzerte bekommt (z.B. am 22. Oktober in Erfurt), wenn die Band auf Tour geht. Da gibt‘s übrigens gratis die Schippe Blues-Dreck dazu, die den Bluespuristen auf Studioalben immer mal fehlt. Bei Freischladers Boxen-Putzkolonne aber kein Makel.