Briony Chow aus Hongkong ist die Retterin. Ohne ihre Klavierkünste hätte Vongani Bevula zur Jubiäumsfeier im Goethe-Institut keine Begleitung. Sein Pianist hatte kurzfristig abgesagt. Der Opernsänger aus Südafrika will zwei Lieder aus Händel-Opern vortragen. „Ich brauche zwei Stunden zum Üben“, meint die Klavierstudentin. Sie habe die beiden Lieder von Händel noch nie gespielt. Institutsleiterin Kristina Pavlovic ist erleichtert. Ein wichtiger Programmpunkt für die Feierstunde am Dienstag ist endgültig gesichert.
Chow besucht in Dresden gerade einen vierwöchigen Kurs, um das A2-Zertifikat zu erlangen. Das hat Vongani Bevula schon hinter sich. Anfang des Jahres hat er hier seine Prüfung für das B2-Level erfolgreich bestanden. Er studiert seit November 2015 Gesang an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar. Dort war er einer von vier, die aus 400 Bewerbern für das Masterstudium ausgewählt wurden. Die Professoren hätten gesagt, dass sie ab dem Frühjahr nur noch Deutsch reden würden, erzählt der 32-Jährige. Da musste er handeln und kam in der Semesterpause für sechs Wochen nach Dresden. Man merkt ihm an, dass er gern deutsch spricht. Sein erstes Zertifikat hat er am Goethe-Institut in Kapstadt erworben. Dort, so meint er, könne man leicht jemanden treffen, der deutsch spricht. Touristen oder Auswanderer, die sich in der großen Stadt am Südatlantik niedergelassen hätten, gebe es viele. Das sei gut für die Sprachpraxis gewesen. In Dresden habe ihm ein Freund aus der Heimat geholfen. Er singe im jungen Ensemble der Semperoper.
Vongani Bevula hat sehr klare Vorstellungen – über seine Zukunft und warum er Deutsch lernt. Wer klassische Musik singen wolle, müsse einfach nach Deutschland gehen, meint er. In Südafrika gebe es sieben Opernhäuser, in Deutschland mehr als 150 Opernhäuser und Festivals. Da sei klar gewesen: „Ich muss Deutsch lernen“. Die nächsten zwanzig Jahre möchte er hier singen und dann nach Südafrika zurückkehren. „Wenn man gut singt, gibt es immer einen Job“, sagt er und klingt sehr überzeugt, dass seine Pläne aufgehen. Er hat bereits an der Berliner Philharmonie gemeinsam mit dem Ensemble des Cape Town Opera House gesungen und im Studiotheater in Weimar. Dort wird der Tenor im August in der Rolle des Oberaufsehers Monostatos in der Zauberflöte auftreten.
Etwa 30.000 Absolventen haben in den vergangenen zwanzig Jahren am Goethe-Institut in Dresden Sprachkurse besucht, Prüfungen abgelegt und Zertifikate für die verschiedenen Sprachlevel erlangt. 95 Prozent, so Institutsleiterin Pavlovic, würden wiederkommen, hätten die regelmäßigen Umfragen ergeben. Die verbleibenden fünf Prozent würden eine sehr breite Spanne an Gründen anführen, darunter auch Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit. „Ich suche viel Kontakt mit unseren Kursteilnehmern, um schnell auf ihre Fragen und Erfahrungen reagieren zu können“, meint sie.
Pavlovic ist nach Stationen in der Ukraine, Mexiko und München seit März 2011 die Chefin in dem Institutsgebäude an der Haltestelle Tannenstraße in der Königsbrücker Straße. „Wir finanzieren uns ausschließlich über Gebühren, nicht über Steuergelder“, betont sie. Dennoch sehe sie, dass das Institut auch einen Bildungsauftrag habe. Darum würden jetzt Drittmittel eingeworben, um Sprachkurse für Flüchtlinge anzubieten. Besonders für diejenigen, die durch das Raster der Bundesbehörden fielen, sagt sie.
Während das Gespräch läuft, hört man im Hintergrund Klavier und Gesang. Briony Chow und Vongani Bevula üben bereits. Viel Zeit ist nicht mehr. Am Dienstag um 18 Uhr feiert das Goethe-Institut Dresden mit rund 400 Gästen sein zwanzigjähriges Jubiläum.
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