Antik-Ausstellung 2207

Antiker Kopf, barocker Körper – neue Ausstellung im Albertinum zeigt „Schönheit und Größe“

Ihr Alabasterbusen schimmert transparent unter dem faltenreichen Gewand hervor. Die feinen Linien ihres Gesichts sind in weißen Marmor gemeißelt. Zwischen beiden – Rumpf und Kopf – liegen knappe tausend Jahre Zeitgeschichte. Denn der Marmorkopf stammt von einer antiken Skulptur, die Büste aus Alabaster kam erst im 16. oder 17. Jahrhundert dazu. Seit heute ist die Frau, bei der man vermutet, dass es sich um Faustina, die Frau des Kaisers Antoninus Pius, handelt, im Mosaiksaal des Albertinums zu sehen. Dort ist die Ausstellung „Schönheit und Größe“, Römische Porträts und ihre barocke Aneignung, eröffnet worden.

Antik-Ausstellung faustina

Faustina: Antiker Kopf auf barockem Körper. Foto: Thessa Wolf

Sie zeigt nicht nur beeindruckende Kunst, sondern auch die Verknüpfung der verschiedenen Stil-Epochen. Diese Ausstellung sei auch ein Gleichnis für die heutige Museumsarbeit, sagte Stephan Koja, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und der Skulpturensammlung. „Sich an den Größen der Vergangenheit messen und diese als Herausforderung für die Gegenwart sehen“, formulierte er es. Besonders freue er sich, dass Teile der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) nun wieder sichtbar gemacht würden.

Immerhin waren die Bestände nach dem Hochwasser 2002 im Depot verschwunden und erst mit Neueröffnung des Albertinums wieder aufgereiht, allerdings nur in Schaudepots hinter Glaswänden. Jetzt hat man 50 von ihnen in den Mosaiksaal gebracht. Sie werden, zusammen mit 40 weiteren, im Herbst in die restaurierte Osthalle des Semperbaus umziehen. Dann ist dort immerhin ein knappes Sechstel der gesamten SKD-Skulpturensammlung zu sehen.

4.200 Taler für 12 Kaiser

Doch wie kommt nun ein antiker Kopf auf einen barocken Körper? Das hat viel mit der Mode der damaligen Zeit und dem Drang nach größtmöglichem Gewinn zu tun. Also: Für antike Stücke gab es im Barock eine große Nachfrage. Und so wurde flugs „Antikes“ in großer Stückzahl hergestellt. Mitunter bekam also auch ein antiker Kopf eine barocke Büste.

Antik-Ausstellung Knoll

Oberkonservatorin Kordelia Knoll zeigt die Plastik der Knöchelspielerin, dargestellt wie eine Venus. Foto: Thessa Wolf

Als August der Starke 1728 römische Kunst kaufte, wusste der Kurfürst und Polen-König nicht, dass einiges, was er für antik hielt, erst wenige Jahre alt war. Doch ausgesucht wurde ohnehin nicht danach, ob es sich nun um ein Original handelte, sondern vielmehr nach Kunstfertigkeit, wertvollem Material und den Personen, die in Stein verewigt worden waren. So zahlte August der Starke 4.200 Taler für ein Dutzend Kaiserbüsten, sozusagen das erste römische Dutzend von Caesar bis Domitian. Präsentiert werden diese nun auf einer Alabasterplatte, in die ein Teil des berühmten Tauben-Mosaiks eingelassen ist. Letzteres war um 130 nach Christi in der Villa des Kaisers Hadrian zu finden.

Neben den Kaisern – Septimus und Marc Aurel sind dabei wie auch Antoninus Pius und Caligula – gibt es aber auch Skulpturen von Bürgerlichen und sogar von Kindern. „Damit hat man sich an Verstorbene erinnert“, erzählt Kordelia Knoll, die Oberkonservatorin der Skulpturensammlung. Sie zeigt auf die Plastik der Knöchelspielerin, eines jungen Mädchens, welches wie eine Venus dargestellt ist. Gleich daneben ist ein Junge zu sehen, dessen Blick in die Weite geht. „Er trägt eine Toga, eigentlich ein Gewand für Erwachsene. Vielleicht wollten die Eltern ihn so zeigen, wie er einmal hätte aussehen können“, vermutet sie. Interessant sei auch die Venus, die einen griechischen Körper habe, auf dem kunstvoll ein römischer Kopf drapiert wurde.

Älteste Sammlung nördlich der Alpen

„Die Dresdner Antikensammlung ist die älteste nördlich der Alpen“, macht Stephan Koja klar. Die Skulpturen gelangten im frühen 18. Jahrhundert aus der Brandenburgischen Sammlung Friedrich Wilhelms I. und aus der römischen Sammlung des Fürstenhauses Chigi nach Dresden. Heute lassen sich mittels moderner Technik und bildlichen Vergleichen zu anderen Kunstwerken genauere Schlüsse auf die Herkunft und das Alter ziehen.

Service:

Schönheit und Größe, Römische Porträts und ihre barocke Aneignung – Die Ausstellung der Skulpturensammlung im Mosaiksaal des Albertinums ist bis 6. November 2016 geöffnet, täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen.

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