Die überraschende Nominierung von Hartmut Vorjohann als Bildungsbürgermeister ist nur bei der FDP/FB-Fraktion im Stadtrat auf ungeteilte Zustimmung gestoßen. Im rot-grün-roten Lager herrschte dagegen große Zurückhaltung. Von einer deutlichen Ablehnung des Vorschlags war jedoch keine Rede. Linke-Fraktionschef André Schollbach bezeichnete es als „bedauerlich, dass die CDU-Fraktion gegen den fachlich geeigneten Bewerber gestimmt und das Gewicht ihrer Entscheidung auf die Versorgung jenes Parteifreundes gelegt hat, der in den vergangenen Monaten bereits alles Mögliche werden wollte“. Hinsichtlich der Eignung von Vorjohann gebe es „ernstzunehmende Bedenken“, so Schollbach.
Auch Grüne und SPD zeigten sich überrascht über die Entscheidung der CDU-Fraktion, dem ausgewiesenen Bildungsexperten Béla Bélafi einen Korb zu geben. „Wir hätten uns einen Fachmann gewünscht“, sagte Christiane Filius-Jehne, Vorsitzende der Grünen-Fraktion. Wie bei der Wahl der anderen Beigeordneten würde man den Bewerber in die Fraktion einladen, damit er sich präsentieren kann. „Wir sind gespannt auf die bildungspolitischen Vorstellungen von Herrn Vorjohann“, sagte Filius-Jehne. Auch SPD-Fraktionschef Christian Avenarius kündigte eine Einladung des Bewerbers in die Fraktion an. „Wir haben Gesprächsbedarf“, sagte er. Die Einigung mit der CDU über die Verwaltungsstruktur und das Vorschlagsrecht für die Bewerber sei aber „kein Blankoscheck gewesen“, betonte er.
Fast euphorisch klingt dagegen die Reaktion bei den Liberalen. „Wir begrüßen die Kandidatur von Hartmut Vorjohann ausdrücklich. Bereits 2015 haben wir uns für eine weitere Amtszeit des aktuellen Finanzbürgermeisters eingesetzt“, betonte FDP/FB-Fraktionschef Holger Zastrow. Vorjohann bringe die notwendige Verwaltungserfahrung im Bereich Hochbauamt und Liegenschaften für die Herausforderungen im Schulhausbau mit. Darüber hinaus sei er „vermutlich der einzige Bürgermeister, der die Fähigkeiten hat, das Chaos bei den explodierenden Kosten im Jugendhilfebereich in den Griff zu bekommen“, betonte Zastrow. Das habe die derzeit zuständige Beigeordnete Kristin Kaufmann (Linke) seit einem Jahr nicht geschafft.
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