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In Dresden wurde die deutsche Einheit gefeiert – ein kleiner Rundgang

In Dresden wurde drei Tage lang die deutsche Einheit gefeiert. Die Angebotspalette war breit – von der Eierschecke bis zum „Volksverräter“-Rufen konnten die Besucher auswählen. Anhänger der Sprechchöre begleiteten den Weg der Politiker an den verschiedenen offiziellen Festorten. Angela Merkel, Claudia Roth, Stanislaw Tillich, Martin Dulig, Joachim Gauck, Norbert Lammert und viele andere mussten sich das hasserfüllte Geschrei anhören.

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Schmunzelposter: Wie kommt man in den Bundestag? Foto: W. Schenk

Auch Dirk Hilbert wurde angepöbelt. Pegida schaffte es zudem, an diesem Montag doppelt so viele Leute auf die Straße zu bringen, wie in den vergangenen Monaten. Vielleicht wollten viele auch nur noch einmal Lutz Bachmann sehen, bevor er sich endgültig auf Tenneriffa niederlässt.

Zwischen Hauptbahnhof und Terrassenufer – dort wo die Politik nicht präsent war – schlenderten viele Menschen in kleinen und großen Pulks, um sich einfach anzuschauen, was der Feiertag so zu bieten hat. Neugierige blieben beim Schmied oder bei der Gerberei in der Handwerkermeile stehen. Manchmal wurde gefachsimpelt. Auf der Bühne an der Kreuzkirche mussten die Zuhörer beim Poetry Slam schon sehr aufmerksam lauschen, weil die Texte in einem für die meisten ungewohnten Tempo vorgetragen wurden. Poetry Slam ist noch kein Volkssport. Auf dem Altmarkt zeigten sich Bunderregierung, Bundesrat und Bundestag – aber erst nach einer gründlichen Leibesvisite. Statt Straßenbahnen grüßten auf der Wilsdrufer Straße die Länder-Pavillions. Ein wahres Paradies für die Souvenirjäger.

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Einheit feiern mit Bier aus Sachsen. Foto: W. Schenk

Beeindruckend ging es auf dem Neumarkt zu. Da lag ein Hauch von Zukunft und Zuversicht, wie er sonst an keinem Platz in Dresden zu spüren war. Mit lockerer Selbstverständlichkeit erzählten – fast überwiegend die jungen – Wissenschaftler aus den Forschungsinstituten, was sie mit den Steuergeldern und Drittmitteln so treiben. Den Fortschritt der Demenz abbremsen, Goldkörnchen im Nano-Bereich so sortieren, dass sie die Effektivität von Solarmodulen deutlich steigern, kleine Helfer im Reinraumlabor an der DNA andocken oder anschaulich zeigen, das eine 40-Quadratmeter-Wohnung in Wirklichkeit 280 Quadratmeter verbraucht. Sofort entsteht der Wunsch, auf einen Blick zu sehen, womit sich die tausenden Wissenschafter hier beschäftigen. Und was alle anderen davon haben, wenn Dresden zum Beispiel  „ein Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung des zukünftigen Netzstandards der 5. Generation ist“. Doch da hapert es. Und zwar gewaltig. Es würde sich schon lohnen, hier mehr Hirnschmalz zu investieren.

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Keine leichten Antworten. Foto: W. Schenk

Die Frage, warum die Zivilcourage der Dresdner nicht ausreicht, um die Pöbler zu übertönen, beantworten die Forscher nicht. Ist es Phlegma oder heimliche Zustimmung zu den Phrasen von Pegida und AfD? Und was treibt die Pöbler auf die Straße? Die Sozialforscher haben sich seit Jahren nicht damit beschäftigt, was diejenigen denken und fühlen, die nicht mehr zu Wahlen gehen. Auch die Parteien haben, ohne Ausnahme, jahrzehntelang hingenommen, dass sich immer mehr Menschen von der Politik abwenden.

Dresdner und Besucher haben die deutsche Einheit gefeiert. Jeder auf seine Weise. In 16 Jahren ist Sachsen wieder an der Reihe. Bis dahin haben alle Zeit, an der Angebotspalette zu arbeiten.

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