Blassgrünes Gras wächst zwischen den schmutzigen Betonfugen. Die blau-grauen Fliesen haben feine Risse und auch dem Sprungturm sind die Zeichen der Zeit anzusehen. Dafür zeigt sich der Himmel im schönsten Blau, betupft mit blütenweißen Wolken. Doch das Gras ist aus Bast, der Himmel aus Papier. Das klebt an der Wand. Das gesamte Schwimmbad ist nicht echt, sondern ein recht original wirkendes Bühnenbild der neuen Spielstätte der Semperoper Dresden, „Semper Zwei“.
Am Sonntagabend wird dies mit einer Premiere zum ersten Mal öffentlich belebt, „the killer in me is the killer in you my love“ nennt sich das Stück, in dem Jugendliche sich im sommerlichen Schwimmbad suchend durch die Pubertät tasten. „Es richtet sich an junge Leute zwischen 12 und 16 Jahren und erzählt von Freundschaften und ersten erotischen Erfahrungen“, sagt Manfred Weiß, der künstlerische Leiter von „Semper Zwei“.
Bühnenraum mit Tageslicht
Diese Premiere ist der Beginn einer ganzen Reihe von neuen Stücken und Veranstaltungen. „Der Raum ist vielseitig nutzbar, sogar als Produktionsstudio für Musik“, erklärt der Technischer Direktor Jan Seeger zur neuen Spielstätte. Das einstige Gastronomiegebäude hinter dem historischen Opernbau war seit 2014 saniert – und zu Studiobühne und Opernkantine umgebaut worden. Etwa sechs Millionen Euro hatte der Freistaat Sachsen dafür zur Verfügung gestellt. So wurden ein neues Licht- und ein modernes Soundsystem eingebaut. „Ganz stützenfrei haben wir es nicht bekommen“, räumt Jan Seeger ein und verweist auf die beiden Säulen, die wegen der Statik bleiben mussten. „Ich hoffe, das guckt sich weg.“ Ein großer Vorteil des 328 Quadratmeter großen und 6,50 Meter hohen Bühnenraumes mit 160 Plätzen ist die Möglichkeit, Tageslicht hereinzulassen. Durch die großen Fenster, die – wenn es gewünscht wird – mit schweren schwarzen Samtvorhängen auch entsprechend verdunkelt werden können, schaut man auf den Zwingerteich.
Schneewitte und Lohengrin
Mit dem neuen Raum gibt es auch ein neues Logo und, nein keinen neuen Namen, sondern lediglich eine neue Schreibweise des Namens. „Aus Semper2 mit Ziffer wird Semper Zwei mit der Zwei als Wort“, sagt Semperoper-Intendant Wolfgang Rothe und fügt hinzu: „Der Untermieter hat jetzt endlich ein richtiges Zuhause bekommen.“ In der neuen Spielstätte wolle man zeitgenössisches Musiktheater machen, „Stücke, die auf der großen Bühne nicht so gut passen“. Dabei könne man auf das gesamte Sängerensemble der Oper zurückgreifen. Einige Produktionen laufen auch in Kooperation mit der Staatskapelle, etwa „Lohengrin“ im April nächsten Jahres.
Fast in jedem Monat ist eine neue Premiere geplant, so das „Orakel“ im November, „Alles Schwindel“ im Januar 2017 und „Schneewitte“ im Mai nächsten Jahres. „Ein witziges und schönes Stück über die Auseinandersetzung des erwachsen gewordenen Schneewittchens mit seiner Stiefmutter“, sagt Manfred Weiß über letzteres. Zudem erprobe man neue Formate, etwa „Tanz à la carte“ oder die „Semper Bar“. „Wir sind kein B-Haus, sondern ein gleichwertiges Musiktheater“, sagt der Künstlerische Leiter mit Blick auf die Semperoper. „Anders als diese beschäftigen wir uns jedoch vor allem mit der Frage: Wo ist unser Publikum von morgen?“
>> Premiere: 16. Oktober, 18 Uhr in „Semper Zwei“: „the killer in me is the killer in you my love“
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