Wie setzt man sich einen Hut auf? Nein, nicht einfach so, sondern auf akrobatisch-vergnügliche Weise. Also: Zunächst geht es in den Handstand, zwischen den Füßen besagten Hut haltend. Dann hebt man den Kopf nach oben. Noch ein Stück weiter, bis über die Grenzen gewöhnlicher Halswirbeldehnung hinaus. Erst dann, wenn die Umgebung wieder gerade zu sehen ist, obwohl man kopfüber steht, wird der Hut fallengelassen – hinab auf die Stirn.
Vermutlich kann sich Jason Mac Pherson aus San Francisco auch ganz herkömmlich ankleiden – aber für das Publikum der Dinnershow „Cabaret im Palais“ zeigte er seine Verrenkungen artistisch-präzise wie komisch-vergnüglich, und zwar so, dass die Zuschauer diesen Au-Effekt – jenen Moment, in dem Normalsterbliche in ihrer Fantasie Knochen knacken oder Gelenke auskugeln sehen – einfach überlachen konnten. Als Duo „Strange Comedy“, zusammen mit seiner Frau Shelly Kastner gehörte der Handstand-Ankleider, Rollwippen-Rodeo und verhinderte Flamencotänzer zu den Künstlern, welche dem musikalisch-flotten Abend die artistische Würze gaben.
Gediegene Sexbomb
Die Premiere war genau das, was von ihr erwartet wurde – beste Unterhaltung auf hohem Niveau. Das ist vor allem den beiden Machern des „Cabaret im Palais“ zu danken: Miss Evi & Mr. Leu. Die beiden haben nicht nur originelle Ideen, sondern setzen diese auch mit ihren großartigen Stimmen um. Miss Evi jazzt, swingt, rockt und flötet sich die ganze Tonleiter rauf und runter. Mr. Leu schafft es mit seinem Timbre genau an die Stelle, an der sich ein Tom-Waits-Bass und ein Elton-John-Bariton treffen. Und wenn Evi und Leu dann den Last-Christmas-Song aus dem Kitsch in die hohe Schule heben, ist es einfach nur schön.
Ach ja: Sie können auch eine Tom-Johns-Sexbomb oder ein Doors-Light-my-fire zur klassisch-feierlich angehauchten Darbietung machen. Zu all dem gab es ein leckeres Weihnachtsmenü mit einem schokoladigen I-Tüpfelchen zum Schluss. Zwischendurch schwang sich übrigens noch Margo Darbois in die Lüfte. Nicht nur mit der Internationalität der Stars – der französischen Luftakrobatin und dem amerikanisch-kanadischen Slapstick-Artistik-Paar – war der Abend eine Art Cabaret-Weltreise, sondern auch wegen der tollen Arrangements mit russischen Einschlägen und Südsee-Sehnsüchten.
Schwarzer Glitzer, rote Roben
Damit auch keiner vergessen wird: Zur Premiere spielte David Tröscher am Schlagzeug auf. Und dann kamen noch auf die laufstegähnlich angelegte Bühne: ein silbrig Glitzerndes mit Schneekönigin-Kopfschmuck, ein enges Schwarzes mit roter Walle-Stola, eine Pink-Robe mit Barockkragen und schwarzem Zylinder, eine rote Neckholder-Aufregung mit schwarzer Stola und so weiter und so weiter. Die Auftritte von Miss Evi wären schon als Modenschau abendfüllend gewesen. Mit ihrem Inhalt – der Vollblutkünstlerin und deren Stimme – wurden sie zum Kurländer Hochgenuss.
>> Cabaret im Palais, Kurländer Palais, Tzschirnerplatz 3, vom 23.11. bis 21.12., 29.12. bis 30.12. sowie am 6. und 7. 1. 2017
>> Karten ab 58,50 Euro, Tickethotline 0351/4219990
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