Beigeistert haben die Kinder mit einem kräftigen Holzstab auf die Piñata eingeschlagen. Mit verbundenen Augen war das nicht ganz einfach. Luisa Schneider hatte die Pappmachékugel zudem so stabil gebaut, dass sie nicht beim ersten Schlag aufplatzte. So kamen die Schlange stehenden Kinder mehrfach an die Reihe bis endlich das Geheimnis gelüftet war und die Süßigkeiten herauspurzelten. Blitzschnell hatten die Piñata-Spieler alles eingesammelt.
Luisa Schneider und Daniela Tokar hatten heute zum Frühlingsfest eingeladen. Inzwischen ist der am 12. Dezember 2016 eröffnete Kreative Bahnhof bekannt. „Einzigartiges Spielzeug, tolle Mode für die Frau von heute und ein zauberhaftes Atelier für individuelle Handarbeit“ bieten die beiden Geschäftsfrauen im sanierten Bahnhof Klotzsche. „Die letzten drei Monate waren einfach großartig“, sagt Daniela Tokar. Das Spielzeug sei gefragt, aber auch die Mode. An diesem Wochenende testet sie das Interesse der Kundinnen an Schuhen des Dresdner Labels Tapodts. „Die Kooperation hat sich erst vorige Woche im Gespräch ergeben“, sagt sie und ist nun gespannt.
Eine Treppe höher, im Atelier, wird natürlich gebastelt. „Besonders die Kindergeburtstage sind ein Renner“, sagte Luisa. Fast jedes Wochenende seien Kinder dagewesen, bis Juni ist der Kalender schon voll. Inzwischen hat sie weitere Kooperationspartner, zum Beispiel für die Herstellung eigener Lampen oder das beliebte Filzen, gewonnen. Vom letzten Messebesuch habe sie die Bastelpackung „Der kleine Troll“ mitgebracht. Das habe eine Holländerin entworfen. Auch Luisa Schneider freut sich, dass die Kunde vom Kreativen Bahnhof schnell die Runde gemacht hat. Am großen Basteltisch im Atelier sitzt eine noch junge Oma mit Enkelkindern. „Wir kommen aus Ottendorf und sind einfach mal aus der S-Bahn ausgestiegen“, sagt sie. Weil es so schön war, sei sie nun zum Frühlingsfest mit den Enkeln da.
Das ist eine der Ideen, die Bahnhofsanierer Gerhard Probst mit seinem Projekt verfolgt. Die vorbeifahrenden Bahngäste neugierig machen. Noch ist nicht alles fertig. Die Terrasse am Bahnsteig mit ihren 40 Sitzplätzen soll im Mai in Betrieb gehen. Auch die beiden Kreativ-Frauen haben noch Pläne für ihren Außenbereich. Seit der Biomarkt Podemus im Dezember als erster Mieter sein Geschäft eröffnete, hat sich einiges getan.
Im Februar wurde eine Carsharing-Station in Betrieb genommen – es ist die dritte in Klotzsche. Probst will die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel miteinander verzahnen. Der Bahnhof soll ein „angenehmer Ort zum Verweilen werden und Angebote bereithalten, die Bus- und Bahnfahren attraktiver und nützlicher machen“, sagt Cornelia Probst, die zusammen mit ihrem Mann Eigentümer des Bahnhofs ist. Das Fahrradgeschäft, das im Juli gegenüber vom Biomarkt die letzte, etwa 100 Quadratmeter große Fläche, in Beschlag nehmen wird, passe hervorragend in das Konzept. Bereits im April würden die Dresdner Verkehrsbetriebe ihren Aufenthaltsraum für die Busfahrer beziehen. Nebenan, in einer Kombination aus Wohnen und Atelier, hat sich eine Textilkünstlerin eingemietet.
Neues gibt es auch aus der Küche des Bistros. Dort ist seit kurzem Dennis Schulze der Chef. Er hat die letzten sechs Jahre im Dresdner Villandry gekocht und zuvor in Australien, Spanien und Österreich in die Töpfe geguckt. Er verspricht saisonale und regionale Gerichte und will regelmäßig zu Kochkursen einladen. „Vier mal im Monat wollen wir mit bis zu zehn Teilnehmern drei oder vier Gänge kochen und natürlich auch genießen“, sagt er. Sorgen bereitet ihm der mangelnde Nachwuchs. „Wir suchen, aber das ist nicht einfach“.
Die Eigentümerfamilie Probst engagiert sich auch im Umfeld des Biobahnhofs. Gerade erst sind im in die Jahre gekommenen Bahnhofstunnel drei große Tafeln angebracht worden, auf denen Anekdoten aus der Geschichte des Bahnhofs erzählt werden – wie zum Beispiel über das Treffen des Sächsischen Königs mit August Bebel auf Bahnsteig 1. „Wir haben hier ein sehr schönes und harmonisches Miteinander von Wohnen und Handel“, sagt sie. Das nächste Projekt sei eine bessere Information für Wanderer und Umsteiger. Wer hier aussteige, um in die Dresdner Heide zu ziehen, bekomme derzeit rein gar keine Hilfe oder Orientierung.
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