Im Dezember 2019 erfuhr ich es – ich sollte Mutter werden. Plötzlich stellte sich alles auf den Kopf. Jungunternehmerin, gerade umgezogen, ungeplant schwanger. Endlich! So lang hatte ich mir genau das gewünscht.
Alles verlief wundervoll unkompliziert, wir fanden eine kleine, schnuckelige Wohnung in Pieschen, die unsere Familienhöhle werden sollte. Im April war der Umzug geplant. Vorher machten wir noch einen letzten Kurztrip zu zweit, mit kleiner Murmel. Auf der Fahrt nach Hause hörten wir es im Radio: „Die Grenzen werden geschlossen, unbekanntes Lungenvirus aus China auf dem Vormarsch nach Europa“.
Plötzlich fühlte sich alles gar nicht mehr so wundervoll unkompliziert an. Ein „unbekanntes Virus aus China“ und in meinem Bauch ein kleines Wesen, das heranwuchs. In Dresden angekommen, begann auch schon der erste Lockdown.
Diesen verbrachte ich zum größten Teil in meiner damaligen WG, welche eine Erwachsene, zwei Katzen und zwei Kinder umfasste und herrlich gesellig war. Mein Unternehmen stand still. Ein kleines Fotogeschäft in der Neustadt, einfach von jetzt auf gleich stillgelegt. Ängste machten sich breit – Existenzängste, Angst um mein ungeborenes Kind, Zukunftsangst.
Aber der Frühling klopfte an der Tür und gepaart mit den flauschigen Schwangerschaftshormonen ließ sich das alles gut verdauen. So nutzen wir den 1. Lockdown um unsere Familienhöhle herzurichten. Dank Gewerbeschein war das auch, zwar nicht unkompliziert, aber möglich. So bauten wir eine Küche nach Maß ein, fertigten eine Wickelecke nach unsere Vorstellungen an, ganz ohne schwedisches Möbelhaus, und bereiteten uns auf eine Zeit zu dritt vor.
Als der 1. Lockdown gelockert wurde, waren wir also in Pieschen angekommen. Auf einer kleinen verschlafenen, familiären Straße, in einem Häuschen mit nur wenigen, aber dafür umso herzlicheren Mietparteien. Der Sommer kam und mit ihm unser Baby. Es war heiß und aufregend, die letzten Sommertage verbrachten wir im Wochenbett, abgeschirmt von Corona und all dem Rest.
Dann stand der Herbst vor der Tür und dieser brachte uns die erwartete zweite Welle. Wir waren nun also schon erprobt im Zuhause bleiben. Und das Beste ist, wir können diese Zeit so genießen, wie kaum ein anderer. Die Welt steht still, hält den Atem an und wartet auf Heilung. Während wir, in unseren vier Wänden, Zeit mit unserem kleinen Wunderwerk verbringen können, ganz ohne den Druck, etwas zu verpassen. Denn alles, was für uns gerade wichtig ist, spielt sich sowieso so ab, wie es die Einschränkungen zulassen.
Angaben über die Zahl der am Covid-19-Virus erkrankten und verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohner in Stadtbezirk Pieschen werden nicht erhoben. Die Statistik liefert nur stadtweite Daten.
Wir möchten statt dessen gern Ihre Geschichten und Erlebnisse aus dem vergangenen Jahr und den kommenden Monaten hier veröffentlichen. Was hat Sie beschäftigt, woran sind Sie verzweifelt, was hat Ihnen Mut gemacht, was hätten Sie anders gemacht? Homeoffice, E-Learning, Corona-Einmalhilfen, Mundschutz, Notbetreuung, Systemrelevanz, Intensivstation, Isolation, Quarantäne und viele weitere Stichworte haben das Leben anders werden lassen.
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