Ratgeber: Wie man einen festsitzenden Bremssattel verhindert

Sollten Sie bemerken, dass Ihr Fahrzeug beim Bremsen auf eine Seite zieht, sich der Bremsweg merklich verlängert hat, sie mehr Kraft zum Bremsen benötigen oder es gar verbrannt nach dem Bremsen riecht, dann sollten Sie die Bremssättel kontrollieren lassen. Diese könnten defekt sein. Zudem kann ein erstes Anzeichen eines festsitzenden Bremssattels sein, dass sich die Räder schlechter drehen.

Aufbau der Bremse

Ihr Bremspedal ist mit einem hydraulischen System mit den Bremssätteln verbunden. Treten Sie aufs Bremspedal, wird ein Kolben in den Bremssätteln nach vorne geschoben, wodurch die darauf befindlichen Bremsbeläge gegen die Bremsscheibe gedrückt werden. Nehmen Sie anschließend den Fuß vom Bremspedal, so lösen sich die Bremsbeläge im Normalfall wieder von der Scheibe und kehren selbstständig in die Ausgangsposition zurück. Bei einem Defekt funktioniert dieses nur noch schwergängig oder der Bremssattel sitzt komplett fest. In solchen Fällen sollte unbedingt ein Fachmann in einer Werkstatt konsultiert werden.

Ein Scheibenbremssystem besteht grundlegend aus drei Bestandteilen: Der Bremsscheibe, dem Bremssattel und den darauf befestigten Bremsbelägen. Es wird dabei in zwei verschiedene Systeme unterteilt: Den schwimmenden und festen Bremssätteln.
Schwimmende Bremssättel bestehen normalerweise aus einen und manchmal aus zwei Kolben, die sich allerdings nur auf einer Seite der Bremsscheibe befinden. Der Bremssattel ist hierbei an der am Achsschenkel montierten Halterung angebracht. Die Bremsbeläge
wiederum werden auf die entsprechenden Halterungen am Bremssattel montiert. Spezielle Federn sorgen dafür, die Beläge in den Führungsschlitzen zu halten. Wenn Sie nun das Bremspedal betätigen, bewegt sich der Kolben heraus und übt einen Druck auf den
inneren Bremsbelag aus. Durch den Druck bewegt sich nun die Klammer an den Führungsstiften und drückt hierdurch auch den äußeren Belag auf die Bremsscheibe. Das feste Bremssattel-Design dagegen beinhaltet keine Führungsstifte, da es auf beiden
Seiten der Bremsscheibe jeweils Kolben gibt. Beim Abbremsen wird das unter Druck stehende Fluid der Hydraulik zu jedem Zylinder gleichzeitig geleitet, wodurch sich sowohl der innere als auch der äußere Zylinder und damit der Bremsbelag in Richtung Bremsscheibe bewegt. Manchmal werden sie auch mit Spring-Abstandshaltern auseinandergehalten.

Warum blockiert ein Bremssattel?

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ein Bremssattel festsitzen kann. Wenn der Bremssattel nicht ganz stimmt, sind zunächst häufig Feuchtigkeit und Schmutz daran schuld. Denn die angesammelten Verunreinigungen verhindern, dass sich die Kolben und Führungsstifte frei bewegen können. Feuchtigkeit kann zur Korrosion und damit zu einem Verkleben der Bauteile führen.

Es gibt aber noch weitere Gründe:

  • Ist die Gummimanschette zum Schutz der beweglichen Teile vor äußeren Einwirkungen beschädigt, kann es passieren, dass Kolben und Stifte zerbrechen. Auch sollten Sie darauf achten, dass Sie die Bremsflüssigkeit regelmäßig ersetzen. Denn diese ist hygroskopisch und zieht somit Wasser an. Mit steigendem Wassergehalt in der Bremsflüssigkeit steigt dadurch das Risiko, dass Kolben und Nadeln korrodieren.
  • Auch können falsche oder gar nicht verwendete Schmierstoffe zu einer Blockade eines Bremssattels führen. Für die Schmierung der Führungsstifte muss ein spezielles hochtemperaturbeständiges Fett benutzt werden. Wird ein unpassendes Fett verwendet, kann dieses austrocknen oder auslaufen. Oder aber es schädigt die Gummielemente. Das falsche Fett kann dazu sorgen, dass sich die Führungsstifte nicht mehr frei bewegen können.
  • Wird eine Bremse abrupten Temperaturänderungen ausgesetzt, so kann dieses dazu führen, dass die Gummimanschetten schneller verschleißen.
  • Auch sollten Sie darauf achten, dass die die Bremssätze rechtzeitig erneuern. Abgenutzte Bremssätze sorgen für einen erhöhten Verschließ der Kolbenfläche und somit vermehrten Abrieb. Der abgelagerte Schmutz kann dazu führen, dass sich die Bremssättel festsetzen. Zudem wird die Korrosion gefördert.
  • Abgefahrene Bremsbeläge oder auch Bremsscheiben können dazu führen, dass der Kolben des Bremszylinders so weit ausfahren muss, dass er eine Neigung aufweist und dadurch in seinem Lauf blockiert.
  • Weniger aufgrund Verschleißes sondern aufgrund eines falschen Einbaus kann es dazu kommen, dass sich die Führungsstifte unter den hohen Belastungen oder durch unvorsichtiges Fahren verbiegen.
  • Auch die falsche Bremsflüssigkeit kann zu einer festsitzenden Bremse führen. Ist diese zu viskos, können die Kolben nicht in ihre Anfangsposition zurückkehren. Auch können polymere oder zusammengesetzte Bremskolben beim Kontakt mit einer falschen Flüssigkeit anschwellen und dadurch festsitzen.
  • Aggressive Chemikalien wie Streugut und Bremsflüssigkeit können zu einem vorzeitigen Verschleiß der Staubmanschetten aus Gummi führen. Sie sollten daher dafür sorgen, dass System zu jeder Zeit luftdicht zu halten.

Sechs Tipps für ihre Bremssättel

1. Die Bremselemente sollten regelmäßig gereinigt und geschmiert werden. Zudem sollte der Zustand der Staubmanschetten aus Gummi immer dann kontrolliert werden, wenn Sie Ihre Bremsbeläge ersetzen – oder bestenfalls alle sechs Monate. Verbrauchte Dichtungselemente sollten umgehend ersetzt werden.

2. Die Bremsflüssigkeit sollte rechtzeitig gewechselt werden. Mit der Zeit steigt der Wassergehalt in der Bremsflüssigkeit an, was sich auf die Bremsleistung auswirkt und auch dazu führen kann, dass die inneren Kolben rosten.

3. Mit Anti-Scuff-Pasten, die Kupfer oder Molybdän beinhalten, können Bremsscheiben, Druckfedern und Außenseiten von Bremsbelägen geschmiert werden. Besondere Keramik-Schmierstoffe werden für den Einsatz der Belagssitze empfohlen. Die Führungsstifte sollten mit mineralischen Mitteln geschmiert werden, welche bei Temperaturen zwischen -45 ° C und +180 ° C eingesetzt werden können. Zudem gibt es universell synthetische Schmierstoffe, die für den Einsatz in allen beweglichen Einheiten an der Bremsanlage vorgesehen sind. Bei der Wartung der Bremsanlage ist es wichtig, nur wenig Schmieröl auf die Staubmanschetten aufzubringen, damit es am Reibbelag austritt. Auch sollte vermieden werden, dass Anti-Scuff-Paste auf die Dichtungselemente gelangt.

4. Ein aggressiver Fahrstil sollte vermieden werden. Beim Fahren auf kurvenreichen Strecken in den Bergen hilft es nicht, die Bremsen oft zu betätigen. Bei gängigen Fahrzeugen ist es ratsam, ein plötzliches Starten und Stoppen zu vermeiden. So verhindern Sie eine Überhitzung der Bremsanlage.

5. Wenn die Bremsbeläge ersetzt werden, wird ein Spezialwerkzeug zum Pressen des Kolbens in den Zylinder benutzt. Vor der Benutzung sollte geprüft werden, dass die Einheiten nicht schief sind.

6. Eine besonders hitzebeständige Farbe kann auf den Bremssattel aufgebracht werden, um Korrosion zu vermeiden. Vorher sollte die Oberfläche mit Schleifpapier geglättet und entfettet werden. Der Lackmantel schützt nicht nur den Bremssattel vor Schäden, sondern kann Ihr Auto auch hervorheben.

Fazit

Sie sollten ihre Bremssattel niemals vernachlässigen. Nur wenn sie in korrektem Zustand sind, sorgen sie für eine optimale Leistung der Bremsanlage und damit für Ihre Sicherheit – und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer. Stellen Sie fest, dass die  Bremsanlage nicht mehr richtig funktioniert, sollten Sie Ihr Fahrzeug stehen lassen und in einer Werkstatt überprüfen lassen. Anderenfalls können Risse auf den Scheiben entstehen und die Bremsen komplett ausfallen. Die Bremsen des Autos sind sicherheitsrelevante Bauteile, weshalb eigene Reparaturversuche und Bastelarbeiten daran generell verboten sind. Wenn Sie diese
Ratschläge befolgen, sollte Ihr Bremssattel lange und reibungslos funktionieren.

Quellen:

https://www.autodoc.de/info/ein-blockierter-bremssattel-was-ist-passiert-und-wie-kann-ich-das-vermeiden https://www.fairgarage.com/de-de/bremssattel-fest

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