Die Regierungsbildung der CDU/SPD-Koalition hat jetzt bei der SPD-Stadtratsfraktion zu personelle Konsequenzen geführt. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange holt sich den Fraktionsgeschäftsführer und Stadtrat Axel Bergmann ab 1. Dezember in ihr Haus. Er soll dort die Leitung des Planungsstabs übernehmen. Er freue sich sehr auf die Aufgabe, teilte Bergmann mit. Weil die neuen beruflichen Aufgaben nicht ausreichend Zeit für die Stadtratsarbeit lassen, habe er Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) um Entbindung von seinem Stadtrats-Mandat gebeten. Dem muss noch der Stadtrat zustimmen.
Bergmann, der seit 2007 als Geschäftsführer die Fäden der SPD-Stadtratsfraktion in der Hand hielt, erzielte bei der Kommunalwahl im Mai 2014 mit 4219 Stimmen das drittbeste Ergebnis unter den SPD-Bewerbern. Erfolgreicher waren nur Peter Lames und Albrecht Pallas. Bergmann hatte 2009 das SPD-Urgestein Dietrich Ewers als Stadtrat für Dresden Mitte abgelöst. Als Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau wird der studierte Geograph wegen seiner sachlichen und kompetenten Art auch von den anderen Stadträten und der Verwaltung sehr geschätzt.
„Für die Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsstadt Dresden kann es nur gut sein, wenn ein so profunder Kenner der Dresdner Stadtpolitik an verantwortlicher Stelle im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst wirken wird“, reagierte Fraktionschef Peter Lames.
Wer die Nachfolge von Bergmann als Stadtrat antritt, ist noch nicht entschieden. Nachrücker auf der Liste ist eben der Dietrich Ewers, den Bergmann beerbt hatte und den die SPD 2009 in den Ruhestand verabschiedete. Ewers ist ein alter Hase in der Dresdner Kommunalpolitik. Er wurde 1990 zum ersten Mal in den Stadtrat, der damals noch Stadtverordnetenversammlung hieß, gewählt. Nach anderthalb Jahren legte er sein Mandat nieder, da er parallel bereits Ortsvorsteher in der Altstadt war und dieses Amt bis zu seiner Pensionierung 2004 ausübte. „Damals war noch alles neu, darum konnte ich als Angestellter der Stadt auch noch in der Stadtverordnetenversammlung sitzen“, erinnerte sich Ewers im Gespräch. Als Rentner trat er 2004 noch einmal erfolgreich für die SPD an und saß noch fünf Jahre im Stadtrat. Dann übernahm Bergmann.
Dass er jetzt als Nachrücker wieder gefragt ist, ist wohl seiner immer noch vorhandenen Popularität in Dresden-Mitte geschuldet. Von einem eigentlich aussichtslosen Listenplatz 5 rutschte er auf Platz 2 vor und erzielte mit 1534 Stimmen das 13. beste Ergebnis unter den SPD-Bewerbern. Ob er noch einen dritten Anlauf wagt, will Ewers noch nicht sagen. „Ich warte erst einmal auf das offizielle Schreiben der Oberbürgermeisterin“, sagt der heute 75-Jährige. „Mit meiner Familie muss ich das auch noch bereden“, ergänzt er. Auch ein Verzicht muss gut begründet sein. Einfach „Nein“ sagen, sieht das Gesetz nicht vor.
Die nächsten Anwärter nach Ewers sind, entsprechend dem Wahlergebnis, Jutta Petzold-Herrmann mit 975 Stimmen und Hendrik Stalmann-Fischer mit 786 Stimmen. Nachrücken können nur Bewerber von der SPD-Liste für den Wahlkreis 1. Petzold-Herrmann hat mit 66 eigentlich auch schon das Rentenalter erreicht. Die studierte Kunst- und Kulturwissenschaftlerin arbeitet aber noch und ist als Reiseleiterin mit ihren Gruppen viel in Europa unterwegs. Stalmann-Fischer ist 22 Jahre alt, in Hamburg geboren und studiert in Dresden Verkehrsingenieurwesen. Die SPD hat ein Personalproblem. Sie ist die einzige Stadtratsfraktion ohne Frauen, sie braucht aber auch einen kompetenten Nachfolger für Bergmann im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau. Über das Ausscheiden von Bergmann wird der Stadtrat frühestens auf seiner Januar-Sitzung entscheiden.
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