Hin und wieder die Luft anhalten. Applaudieren. Lachen. Der diesjährige Dresdner Weihnachts-Circus bietet für all das gute Vorlagen. Tierdressur, Artistik und Clownerie sind charmant gemischt. Da ist dieser athletisch-virtuose Fahrrad-Franzose, dem die Tour de France vermutlich zu langweilig ist, wohl, weil man da meist auf dem Gefährt sitzt, während beide Reifen die Straße berühren. Marc Giely ist meist nur auf einem Rad unterwegs, oft stehend oder springend und zwar auf und über metallene Hindernisse. Treppensteigen mit dem Fahrrad? Kein Problem für den Ausnahmesportler.
Clown Totti würde daran scheitern wie jeder andere auch. Doch der ist ja auch zum Singen und Musizieren vor Ort und einmal schafft er es sogar, das Licht einzufangen.
Das Raubtier als Schmusekatze
Ein echter Tiger bringt natürlich viele Punkte in der Zuschauergunst. Gleich fünf Prachtexemplare lässt Carmen Zander auf Ansage durch die Manege springen, sich hinlegen oder auf die Hinterbeine stellen. Und sie kommt den massigen Raubtierschönheiten sehr nah bei ihren Streicheleinheiten, fast so, als wären es Schmusekatzen. Wenn es um die Rubrik Gefährlichkeit geht, wetteifern noch andere Zirkusnummern mit. So lässt sich ein messerwerfendes Ehepaar feiern und sechs Motorradfahrer rollen – eng an eng und mit hoher Geschwindigkeit – durch eine Kugel. Letzteres wurde übrigens erstmalig zur Dresdner Premiere gezeigt. Was hier außerdem noch keiner gesehen hat: einen Dschigiten-Reiter, der, während sein Pferd durch die Manege stiebt, einmal kielholt, und das ganz freiwillig. Er zieht sich unter dem Pferd hindurch, ohne den Boden zu berühren. Die anderen der Truppe haben ebensolchen Spaß am wilden Turnen auf den galoppierenden Tieren und die Menschen auf den Rängen ein paar Späne auf dem Schoß. Auch Aleh Kniha war mal Dschigitenreiter. Bis er Yuliya Kotova kennenlernte und mit ihr ein Programm einstudierte, was eine echte Luftnummer ist, nicht im wörtlichen, sondern vielmehr im sehenswert sportlichen Sinn unter dem Zirkuszelthimmel.
Musizierender Seelöwe, tanzender Jongleur
Alan Sulc hat schon immer jongliert, schon als Fünfjähriger. Jetzt kann der junge Tscheche bereits eine Monte-Carlo-Auszeichnung und einen Weltrekord vorweisen. Doch er jongliert nicht nur mit bis zu 12 Bällen, er tanzt dabei – und bekam im Dresdner Weihnachts-Circus begeisterten Beifall dafür. Applaudiert hat später auch ein Seelöwe, allerdings den Gästen vor ihm. Er und sein Seelöwen-Kompagnon balancierten Bälle auf der Nase und schnieften in die Trompete. „Rund 40 Künstler aus zehn Länder sorgen für viele Facetten“, hieß es in der Ankündigung. Stimmt. Auch die 19. Ausgabe der vor- und nachweihnachtlichen Lieblingsshow von Zirkusdirektor Mario Müller-Milano ist gelungen, eindrucksvoll gut.
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