Generalkonsul jiri kudela

Generalkonsul Jiří Kuděla: Uns verbindet mehr als die Elbe

Seit fünf Monaten residiert Jiří Kuděla in der schmucken Villa in der Erna-Berger-Straße in der Dresdner Neustadt. Der promovierte Historiker leitet als Generalkonsul eine der zehn konsularischen Vertretungen Tschechiens in Deutschland und ist für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig. Er spricht sieben Fremdsprachen und hat sich auch schon  des Sächsischen angenommen. Das sächsiche „Nu“ habe viel Ähnlichkeit mit dem „No“ der Tschechen, das „bestimmt“ oder „jawohl“ meint. Auch ein sächsisches Wörterbuch habe er sich schon zugelegt. Das hat der Diplomat in Magdeburg beim Landtagspräsidenten erzählt, bei einem seiner Antrittsbesuche im neuen Zuständigkeitsbereich.

Von seiner Amtsvorgängerin übernommen hat er auch die Schirmherrschaft über die Tschechische Schule des Vereins Schola Ludus in Dresden. Hier haben sich Menschen zusammengefunden, die in tschechisch-deutschen Partnerschaften leben und deren Kinder zweisprachig aufwachsen. In den wöchentlichen Unterrichtsstunden lernen sie auf Tschechisch die Kultur, Geschichte und Geografie Tschechiens kennen. Mit dem tschechischen Schriftsteller und Illustrator Petr Morkes waren sie sogar schon auf Verbrecherjagd. Im Spiel lernt sich die Sprache noch schneller. Für solche Initiativen hat Kuděla viel Sympathie und würde die Kooperationen zwischen tschechischen und sächsischen Schulen oder Kindertagesstätten gern weiter ausbauen.

Plattenbauten und Zwinger

Der 54-jährige hat Dresden schon als Jugendlicher kennen gelernt. Zwinger und die Alten Meister gehörten damals zum Pflichtprogramm. „Ich war positiv überrascht, wie sich die Stadt seitdem entwickelt hat“, meinte der Diplomat, der ein Faible für Geschichte und Architektur hat. Bes onders begeistert ihn darum auch das „fantastisch modernisierte“ Barockviertel ganz in der Nähe seines Dienstsitzes.

Der Umgang der Stadt mit ihren Plattenbauten ist für Kuděla ein interessantes Thema. Im November präsentierte eine Delegation aus Pilsen im Dresdner Kulturrathaus ihr Konzept für die Kulturhauptstadt Europas 2015. Auch dort kennt man Industriewüsten, Plattenbauten und geschichtsträchtige Architektur. Und Pilsen hat mit dem Kulturhauptstadtstatus bereits erreicht, worum Dresden noch kämpfen will. Themen, bei denen Kuděla gern den Erfahrungsaustausch vermittelt.

Lieb gewonnen hat er in Dresden auch den Elberadweg, nicht nur als Radfahrer, sondern auch, weil er von Sachsen direkt ins Böhmische führt. „Uns verbindet mehr als nur die Elbe“, ist Kuděla überzeugt. Nicht nur touristisch sind beide Regionen eng miteinander verknüpft. „Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner. Die Freistaaten Sachsen und Bayern spielen dabei eine ganz besondere Rolle“, so der Generalkonsul. Er ist überzeugt, dass speziell im sächsisch-tschechischen Grenzraum viel Potenzial für weitere Wirtschaftskooperationen vorhanden ist.

Sprache noch als Barriere

Das gilt ebenso für die Kontakte zwischen tschechischen und sächsischen Hochschulen. Kürzlich wurde das Projekt „Grenzraum 2.0“ abgeschlossen, an dem Studierende der Universitäten aus Chemnitz, Ústí nad Labem und Liberec beteiligt waren. Sie besuchten Workshops und Coaching-Seminare, um die notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse für Berufsperspektiven im sächsisch-tschechischen Grenzraum zu erwerben. Die Projektideen der Nachwuchswissenschaftler wurden in einer zweisprachigen Abschlussdokumentation ausführlich dargestellt. Dieses Projekt, so Kuděla, soll künftig auch auf die Universitäten in Dresden, Leipzig und Pilsen ausgeweitet werden.

Das Dresdner Generalkonsulat stellt nicht nur Kontakte in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur her. Zurzeit bereitet Kuděla mit seinen Mitarbeitern den Besuch sächsischer Minister in Tschechien im kommenden Jahr vor. Regelmäßig tagt die sächsisch-tschechische Arbeitsgruppe für grenzübergreifende Zusammenarbeit und berät über laufende und künftige Projekte. Ein weiteres großes sächsisch-tschechisches Projekt ist der gemeinsame Unesco-Welterbeantrag „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří“. Auf kulturellem Gebiet hofft der tschechische Generalkonsul auf eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Dresden-Hellerau.

Möglichkeiten der Zusammenarbeit sieht Kuděla auch im Bereich Verkehrswegenetz. „Landkarten von Sachsen und Böhmen aus dem 19. Jahrhundert zeigen ein sehr dichtes Straßen- und Eisenbahnnetz. Auch hier gibt es noch Potenzial, zum Beispiel alte Eisenbahnstrecken neu zu beleben“, so der Generalkonsul.

Bei allen guten Entwicklungen der sächsisch-tschechischen Zusammenarbeit ist die sprachliche Barriere nach wie vor ein Problem. „Nachdem lange Zeit die Orientierung hin zum Englischen sehr groß war, besteht seit einiger Zeit wieder verstärkt Interesse daran, Deutsch zu lernen“, beschreibt er seine Beobachtung. Umgekehrt gibt es auf sächsischer Seite vereinzelt Aktivitäten in Schulen und Universitäten, das Erlernen der tschechischen Sprache anzubieten. Das Generalkonsulat fördert jetzt Tschechisch-Lektorate an der Universität Leipzig und an Schulen in Bautzen.

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