In Dresden wurde heute Abend wieder demonstriert. Auf der Cockerwiese versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 18.000 Anhänger der Pegida-Bewegung. Der angekündigte erneute starke Zuwachs an Teilnehmer bliebt damit aus. Eine Pegida-Rednerin hat Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich eingeladen, zu den Pegida-Anhängern zu sprechen. So kündigte an, mit der Staatskanzlei „zeitnah einen Termin zu suchen“.
Vor dem Staatsschauspiel waren rund 4.000 Demonstranten dem Aufruf der Bands Banda Comunale und Yellow Umbrella zur Neujahrs-Putzaktion gefolgt. Sie zogen unter fröhlicher Musik der beiden Bands über die Wilsdrufer Straße zur Cockerwiese, um dort mit den mitgebrachten Besen symbolisch Populismus und Menschenfeindlichkeit wegzufegen. Viele Demo-Teilnehmer hatten außerdem Warnwesten an.
Nachdem zwei Tage vor Weihnachten auf der Pegida-Demo vor der Semperoper das Niveau einiger Redebeiträge deutlich unter der Gürtellinie lag, hatte das Pegida-Orga-Team Udo Ulfkotte, Autor des Buches „Gekaufte Journalisten“, als Hauptredner für die erste Demo im neuen Jahr eingeladen. Er bediente dann auch prompt das in den Sprechchören „Lügenpresse, Lügenpresse“ transportierte Bild über die Medien und deren Berichterstattung. So beklagte Ulfkotte, dass in den Medien berichtet würde, die Zuwanderer seien wirtschaftlich ein Gewinn für Deutschland. Und führte dann den Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn an, der den Medien-Behauptungen das Gegenteil vorhielt. Ulfkotte vergaß dabei zu erwähnen, dass Sinn seine Thesen in einem der von den Pegidisten verpönten Leitmedien, der FAZ verkündet hat. Ulfkotte hätte den Tausenden auf der Cockerwiese auch sagen können, dass die Thesen von Sinn nicht ganz unumstritten sind, wie man zum Beispiel in der Huffington Post nachlesen kann.
All denen, die Ulfkotte nun genüsslich am Biertisch zitieren, sei noch eine ausführliche Analyse von Stefan Niggemeiner auf krautreporter.de ans Herz gelegt. Er hat das Buch „Gekaufte Journalisten“ einem Faktencheck unterzogen. Nach umfangreichen Recherchen kommt Niggemeier zu dem Schluß: „Aber bei aller berechtigten Kritik am Zustand des deutschen Journalismus: Ulfkotte ist weder ein verlässlicher Zeuge noch ein brauchbarer Chronist.“
Am Nachmittag musste das Pegida-Orga-Team Gerüchte über eine angebliche Absage der Montags-Demo dementieren. Das Online-Satiremagazin „Der Postillon“ hatte über einen angeblichen Streit im innersten Pegida-Führungszirkel berichtet mit dem Ergebnis, dass der Organisator die Demo abgemeldet habe. Der obligatorische Pegida-Spaziergang führte heute nach den Ansprachen rings um das Stadion. Die Gläserne Manufaktur lag dabei komplett im Dunkeln. „Volkswagen steht für eine offene, freie und demokratische Gesellschaft“, begründete Christian F. Haacke die Aktion. Auch das Hygienemuseum war nur äußerst sparsam beleuchtet.
Die Polizei, die mit 1225 Beamten im Einsatz war, vermeldete einen friedlichen und störungsfreien Verlauf der Veranstaltungen. Unterstützung bei der Absicherung der Demonstrationen kam dieses Mal von Polizisten aus Bayern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen.
[yag id=“11955″]