Die Taschenuhr No. 1440 liegt verrußt und etwas eingeschmolzen hinter Sicherheitsglas. Das gute Stück, hergestellt von A. Lange, ist eines der wertvollsten Exponate der Sonderausstellung „EINFACH – VOLLKOMMEN. Sachsens Weg in die internationale Uhrenwelt“ im Mathematisch-Physikalischen Salon im Zwinger. Nicht nur, weil sie mit ihren Spuren von der Dresdner Bombennacht im Februar 1945 zeugt, sondern vor allem als einstige Taschenuhr von König Johann von Sachsen. Dieser hatte das gute Stück einem Leutnant vererbt, später kam es ins Museum – und dann im Zweiten Weltkrieg auf einen Lkw, der die Kunstschätze aus der Stadt bringen sollte. Das Fahrzeug schaffte es jedoch nicht. Neben anderen Originalen wurde auch besagte Uhr durch Hitze und Löschwasser beschädigt und ließ sich nicht mehr öffnen.
Nun haben Forscher mittels Computertomografie ins Innenleben geschaut – und dies für die Besucher der Ausstellung animiert. Ganz praktisch: Man dreht an einem Rädchen und auf einem Bildschirm sieht man sich Stück für Stück ins Uhrwerk hinein. Nebenan liegt ein unzerstörtes glänzendes Exemplar der Serie No. 1440.
Versteckte Gravur von Lange
Heute, am 18. Februar, jährt sich der 200. Geburtstag von Ferdinand Adolf Lange. Er hatte das Uhrmacherhandwerk bei Johann Christian Friedrich Gutkaes in Dresden erlernt und sein Wissen während der damals üblichen Wanderjahre in der Schweiz und in Frankreich erweitert. Mitte des 19. Jahrhunderts begann er, in Glashütte Lehrlinge auszubilden, keine geborenen Kunsthandwerker, sondern frühere Strohflechter und Dienstboten.
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Es sei bemerkenswert, in welch kurzer Zeit man in Glashütte zu solcher Präzision gefunden habe, sagt Peter Plaßmeyer, der Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons und verweist auf einige der insgesamt 80 Exponate der Schau. Andere waren noch nie in Sachsen, wenige sind überhaupt noch nie gezeigt worden. So gibt es ein Exemplar, auf dem in Latein „erfunden und hergestellt von Gutkaes“ graviert ist. An anderer, versteckter, Stelle hat Ferdinand Adolf Lange noch eine zweite Gravur untergebracht, die auf ihn – den Lehrling – verweist, vermutlich ohne Wissen seines Lehrmeisters.
Außerdem sind das 1768 von Johann Georg Thiell gefertigte, vermutlich älteste deutsche Seechronometer, und die sogenannte König Ludwig II.-Uhr von A. Lange & Söhne zu sehen. Apropos Lange & Söhne. Zur Ausstellungseröffnung war nicht nur Wilhelm Schmid, Geschäftsführer A. Lange & Söhne, gekommen, sondern auch Walter Lange, der Urenkel des „Geburtstagskindes“. Er hatte den Namen Lange in den 1990er-Jahren wieder zurück nach Glashütte gebracht und damit auch ein paar Fundamente fürs heutige Uhren-Mekka im Osterzgebirge gesetzt.
Erste Armbanduhren für Piloten
Neben dem Blick auf die Begründer, Wegbereiter und –begleiter der sächsischen Uhren – neben Ferdinand Adolf Lange und seinem Lehrmeister Gutkaes wird Johann Heinrich Seyffert genannt – geht es in der Ausstellung um die Entwicklung dieses Präzisionshandwerks in anderen Regionen und um die Geschichte der Zeitmesser überhaupt. „Je mobiler der Mensch wurde, umso mehr veränderten sich die Uhren“, erklärt Wilhelm Schmid. „Zunächst reichte es, den Stand der Sonne zu kennen. Mit der Entwicklung der Seefahrt benötigte man genauere Zeitmesser.“ Die Armbanduhr sei zunächst von Piloten verwendet worden. „Sie brauchten beide Hände und konnten während des Flugs nicht die Taschenuhr aus der Jacke ziehen“, so Schmid. Wie die Entwicklung dann weiterging, das schaut man sich am besten außerhalb des Zwingers an. Bis ins Uhrenmuseum nach Glashütte sind es keine 30 Kilometer.
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