Kati Wetzel hat die Nacht kein Auge zugemacht. Seit gestern Abend hat sie gekocht, damit die Esskultur vom Freiraum Elbtal vor dem Rathaus ein Erfolg wird. An einer Tafel – voll mit liebevoll zubereiteten Gerichten – wollten die Vereinsmitglieder mit Rathausmitarbeitern ins Gespräch kommen. Es ließ sich keiner blicken und so blieb es beim Dialog mit interessierten Passanten, die sich von der Tafel und der Musik angelockt fühlten. Seit der Zwangsräumung des Geländes an der Leipziger Straße 33a hat der Verein kein Zuhause mehr. Andreas Schenker, Mitglied im Verein, hängt Fotos an einer Leine zwischen zwei Bäumen auf. Auf ihnen hat Lothar Lange dokumentiert, wie das Gelände heute aussieht. Eingerissene Gebäude, zerfetzte Dachpappe, halb stehengebliebene Mauern. Hier haben in besten Zeiten 30 bis 35 Vereinsmitglieder gewohnt und gearbeitet.
Zu ihnen gehörte auch Vereinsvorsitzender Thomas Herold. Eine Alternative gibt es bisher nicht, sagt er. Die Politik habe das Thema an die Behörden abgegeben. Ob es Chancen für das Gelände an der Ecke Köngisbrücker Straße/Stauffenbergallee gibt, weiß er nicht. Platz wäre dort genug, sagt Herold. Selbst wenn, wie im Ortsbeirat Neustadt vorgeschlagen, in einem der Gebäude eine Unterkunft für Asylbewerber eingerichtet würde. Dann, so meint er, würden man sich um die Menschen kümmern.
Der ehemalige Bauwagenplatz ist vorübergehend auf das Gelände am alten Leipziger Bahnhof umgezogen. Der Globus-Projektleiter, der auf Baurecht für einen großen SB-Markt wartet, unterstützt derzeit mehrere Künstlerprojekte mit der Bereitsstellung von leeren Gebäuden und Außenflächen auf dem Gelände.
Nach Informationen von Linke-Stadträtin Jaqueline Muth, die lange im Vereinsvorstand war, würde sich jetzt die Kreativraumagentur um Platzangebote kümmern. Die Dresdner Agentur ist spezialisiert auf die Vermittlung zwischen Immobilienwirtschaft und Kreativwirtschaft. Vielleicht bewirken der von Kati Wetzel kreierte vegane Fleischsalat oder doch eher die Spargelsuppe und mit Frischkäse gefüllte Lachsröllchen doch noch ein Wunder.
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