Beigeordnete Verabschiedung 2408

Feierliche Verabschiedung: Vier Pflastersteine für vier Bürgermeister

„Hoffentlich wird es ein schöner Rotwein“, flachste Winfried Lehmann über das Abschiedsgeschenk kurz bevor es heute Abend feierlich wurde im Kulturrathaus. Es wurde kein Rotwein. Die Beigeordneten bekamen Steine, Lehmann einen 2.200 Gramm schweren. Die Steine lagen die letzten einhundert Jahre im Innenhof des Rathauses. Den Rotwein, mit dem er sich in den Garten setzen wird, um an die letzten 25 Jahre zu denken, muss ihm ein anderer schenken. Der originale Stein ist „nicht herausgeputzt, nicht glatt, nicht bemalt und nicht verschönert“, sagte Dresdens künftiger Oberbürgermeister Dirk Hilbert, der mit Lehmann 14 Jahre gemeinsame Zeit als Beigeordneter verbrachte. Neben Lehmann wurden auch Martin Seidel, Ralf Lunau und Jörn Marx zum Ende ihrer Amtszeit als Bürgermeister in Dresden feierlich verabschiedet.

Nach Hilbert war es die ehemalige Oberbürgermeisterin Helma Orosz, die die Amtszeit und die Zusammenarbeit mit den vier Bürgermeistern samt Erfolgen würdigte. Vieles davon betrifft auch ihre eigene Bilanz. „Der Abschied ist nicht ganz einfach, nicht nur heute, sondern auch in den Tagen und Wochen danach“, schilderte sie ihre eigene Erfahrung aus der Zeit nach dem Rückzug Ende Februar 2015  und erinnerte an wichtige Eckdaten des gemeinsamen Wirkens in der Landeshauptstadt. In den letzten sieben Jahren sei das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Stadt mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro angeschoben worden, der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz deutschlandweit einzigartig umgesetzt, ein Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet worden, der europaweit beispielhaft sei, mit dem Kraftwerk Mitte und dem Kulturpalast klare Bekenntnisse für Kunst und Kultur abgegeben worden. Der Bau der Waldschlößchenbrücke sei ein „ein Paukenschlag“ gewesen und die Regelung der Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Empfänger jetzt rechtssicher. In den letzten Wochen habe Seidel als Sozialbürgermeister mit sehr viel Engagement die Unterbringung der Asylbewerber organisiert.

Beigeordnete Verabschiedung 2408 stein

2.200 Gramm Erinnerung an 25 Jahre in der Stadtverwaltung für Wnfried Lehmann. Foto: W. Schenk

Seidel, Lunau und Marx bedankten sich bei ihren Amtsleitern, den Stadträten und besonders ihren Büros, also denen, die ihnen bei der täglichen Arbeit am nächsten standen. Als Seidel dankte, gab es sogar eine spontane La-Ola-Welle der Mitarbeiter, die in einer Reihe im Saal saßen. Seidel mahnte noch: „Verspielen Sie nicht das Recht auf einen Kita-Platz. Das ist ein zentraler Standortvorteil Dresdens“. Als Zeichen eines neuen Abschnitts in seinem Berufsleben hat sich Seidel jetzt einen Bart wachsen lassen.

Fast genau 25 Jahre hat Winfried Lehmann als Hauptamtsleiter und Bürgermeister in Dresden gearbeitet. Mit „Lieber Winfried“, hatte darum auch Hilbert persönliche Worte an ihn gerichtet. „Es ist gut, dass Du Bürgermeister geworden bist, denn Du wärst ein gnadenlos schlechter Schauspieler. In Deinem Gesicht konnte jeder sofort lesen, was Du von einer Diskussion hältst oder wie Du einen Vorschlag beurteilst. Und wenn der Kopf langsam rot wurde, war dies ein klares Zeichen: Achtung, gleich geht’s los…“, schilderte Hilbert seine Erfahrungen mit dem Kollegen und die Reaktion im Saal zeigte, das viele wussten, wovon die Rede war. Lehmann ließ es sich nicht nehmen, seine eigene Sicht auf die tiefen Spuren zu schildern, die er laut Hilbert hinterlassen hat. In einem launischen Rückblick, der mit der Konstituierung der ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung am 22. Mai 1990 begann, erinnerte er an die Nachwendezeit und die ersten Erfahrungen der „Verwaltungslaienspielgruppe“. Als Leiter des Hauptamtes ist er seit dem 1. Oktober 1990 selbst dabei gewesen – von den Ratgebern aus dem Westen erst belächelt und bedauert, später oft respektiert. 2001 dann, als frisch gewählter Bürgermeister, hätte er als eine seiner ersten Amtshandlungen einen Schließungsvorschlag für 20 Schulen vorlegen müssen. „Und das nannte sich auch noch Schulentwicklungsplan“, sagte er. Nachdem die Stadt 2005 ihre Schulden los war, konnte er dann kräftig in neue Schulen, Schwimmhallen und Sporteinrichtungen investieren. Er wird sich die Zeit nehmen, und mit einem Glas Rotwein zurückdenken, versprach er. Und er wird leise in sich hinlächeln. Für die 25 Jahre, aber auch für diese Worte erntete Lehmann langen, kräftigen und sehr herzlichen Beifall.

 

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