Nach Webangeboten für Flüchtlinge wie affefa.de oder ichhelfe.jetzt haben zwei Dresdner Unternehmen heute eine mehrsprachige App für Smartphones präsentiert. Einmal geladen, funktioniert sie auch ohne Internetverbindung. Hinter dem Projekt stecken zwei Unternehmerinnen aus der IT-Branche: Viola Klein, Geschäftsführerin der Saxonia Systems Holding und Peggy Reuter-Heinrich, Geschäftsführerin von HeiReS. Mit den richtigen Informationen zur richtigen Zeit sollen Asylsuchende versorgt werden, erklärt Initiatorin Klein.
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Das Konzept beruhe auf vielen Gesprächen mit Behörden, Vereinen der Flüchtlingshilfe und Flüchtlingen selbst. Etwa 80 Prozent aller Flüchtlinge würden nach Schätzung der Ausländerbehörde ein Smartphone besitzen, sagte Klein. „Und das sollte man nicht als Luxus sehen, als Anzeichen dafür, dass es diesen Menschen doch viel zu gut geht, wie dann manche schnell behaupten. Für die Flüchtlinge ist das Smartphone ihre Verbindung zur Heimat, ihr wichtigstes Mittel, um an Informationen zu gelangen“, sagte Klein.
Für die Gestaltung der App habe man mit der Firma HeiReS einen kompetenten Partner gefunden. „Mit Hilfe ihrer Smartphones und der App können die Flüchtlinge schnell mit den wichtigsten Informationen ausgestattet werden, schon bevor sie sich an ein Amt wenden“, erkläutert Reuter-Heinrich. „Ein Stadtplan innerhalb der App erleichtert die Orientierung für die Asylsuchenden. Inhaltliche Änderungen können in digitalen Medien wie einer App schnell und einfach integriert werden.“ Etwa 100.000 Euro haben beide Unternehmen in die Entwicklung der App bisher investiert.
Wie funktioniert die App?
Den Prototypen – eine „Welcome-to-Dresden-App“ – haben die beiden Unternehmen in Eigenleistung entwickelt und heute an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als Geschenk übergeben. „Gerade jetzt, wo zehntausende Flüchtlinge in Europa eine neue Bleibe suchen, sind wir als Stadtspitze, als Verwaltung und als Bürgerschaft gefordert, nicht nur große und bedeutsame Worte zu finden, sondern Taten sprechen lassen. Diese App ist genau die richtige Initiative. Herzlichen Dank“, erwiderte Hilbert.
Großes Interesse bei Kommunen und Landkreisen
Bei dem Prototypen soll es nicht bleiben. Beide Unternehmen wollen bis zum 3. Oktober eine Basisversion für ganz Deutschland vorlegen. „Welcome to Germany“ soll alle für Deutschland relevanten Informationen aus den Bereichen Asylsystem, Beratung, Alltagsleben und Notfallhilfe, angereichert
mit generellen Informationen über Land und Leute zur Verfügung stellen.
Deutschlandweit ist die App-Entwicklung auf großes Interesse gestoßen. Mit Göttingen habe man bereits einen Vertrag unterzeichnet, sagte Reuter-Heinrich. Leipzig stehe ebenfalls in den Startlöchern. Die Integrationsbeauftragte in Thüringen habe Interesse für das gesamte Bundesland bekundet. Für die Bereitstellung der lokalen Daten gebe es eine extra Schnittstelle, auf die nur zertifizierte Partner zugreifen könnten. Die Übersetzung, so Hendrik Lösch, Projektleiter bei Saxonia Systems, werde man mit kompetenten Partnern organisieren. Den Prototypen gebe es je nach Betriebssystem in englischer, arabischer und französischer Sprache.
Verbreitung der App unter den Flüchtlingen als große Herausforderung
Die größte Herausforderung, so Klein, sei die Kommunikation und Verbreitung der App unter den Asylsuchenden. In einem ersten Schritt hat HeiReS Postkarten und Aushänge gestaltet, die an Behörden und Hilfsorganisationen für die Flüchtlinge übergeben werden. „Als wichtigsten Kanal zur Verbreitung der App haben wir die sozialen Netzwerke im Blick“, sagte Klein und fügte hinzu: „Wir wollen die Asylsuchenden aber auch bitten, die App ihren Familien und Freunden in ihrer Heimat zu empfehlen. So können sie sich über ein Asylverfahren und ihre Chancen schon informieren, bevor sie sich auf den weiten Weg nach Europa machen. Vielleicht kann man so mit einigen Gerüchten über das vermeintliche Schlaraffenland Deutschland aufräumen. Jeder, der mit Asylsuchenden im Kontakt steht, kann die Verbreitung der App unterstützen.“
Um die weitere Entwicklung der App zu finanzieren, bieten die Unternehmen verschiedene Formen des Sponsorings mit Beträgen zwischen 200 und 10.000 Euro an. Für die beiden Firmen sei die App kein Businessmodell, sondern eine „Plus-Minus-Null“-Variante, betonten beide Geschäftsführerinnen.
Saxonia Systems engagiert sich auch bei der Organisation von Sprachkursen für Flüchtlinge. Am Montag beginnt bereits der dritte vom Unternehmen voll finanzierte, 8-Wochen-Sprachlehrgang. Holding-Geschäftsführerin Klein und ihre Geschäftspartner Andreas Mönch sind auch die Initiaoren der Hope-Gala, die in diesem Jahr am 31. Oktober stattfindet. Hier werden Spenden für HIV-positive Kinder und deren Eltern in Cape Town gesammelt. Der aktuelle Spendenstand liegt bei 836.000 Euro.