Wenn in einhundert Jahren, mehr durch Zufall, die schicke, große und zugelötete Hülse gefunden wird, die heute im Fundament der Feuerwache Albertstadt versenkt wurde, kommen die Finder sicher ins Grübeln. 2014 gab es, das belegen die wichtigen Zeitzeugen-Dokumente, die wichtige Leute in die Hülse gepackt haben, keine e-Mail, keine Webseite, keine Datencloud. Das digitale Zeitalter stand erst noch bevor.
Wenigstens belegt der Geschäftsverteilungsplan der Landeshauptstadt Dresden, dass man sich zu organisieren wusste. Und auch der Ablaufplan der Grundsteinlegung zeigt das. Und natürlich steckten vier gedruckte Tageszeitungen in der Hülse. Immerhin finden sich in diesen Holzmedien unter manchen Texten Links ins Web. Doch was wird sich in einhundert Jahren hinter diesen Links verbergen? Wer betreibt dann noch die Datenspeicher?
Wir haben ein digitales Grundsteinhülsen-Dilemma. Es gibt nichts, worauf man eine Momentaufnahme der digitalen Angebote – zum Beispiel der Stadt Dresden – festhalten und speichern könnte. Jedenfalls nichts, was einhundert Jahre hält. Und selbst, wenn es hält – womit könnte man das dann noch lesen. Wer noch eine alte Diskette von 1990 hat, weiß, wovon die Rede ist.
Ein USB-Stick hält etwa 30 Jahre, eine Archiv-DVD auch nicht viel länger. Das ist doch ärgerlich. Also müsste man das Internet ausdrucken? Am besten auf Pergament – das hat seine Haltbarkeit eindrucksvoll bewiesen. Aber mit welcher Tinte?
Ich habe für mich anders entschieden und einen Granitblock erstanden. Darauf steht jetzt www.menschen-in-dresden.de. Größere Hülsen müssen her.