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In die Sargkammer geschaut – Tutanchamun-Ausstellung in der Dresdner Zeitenströmung

Die Jahrhunderte werden geschrumpft auf dieser Zeitreise ins Alte Ägypten. Denn alles, was man in den Räumen der Zeitenströmung in Dresden findet, ist Jahrtausende alt. Auch der Stein von Rosetta, zu sehen ist eine hervorragende Kopie des im British Museum in London aufbewahrten Schatzes, trägt die Bezeichnung v.Chr., wenn auch „nur“ 196 v. Chr. Mit diesem – hier ist der Begriff Meilenstein tatsächlich angebracht – ließen sich erstmals Hieroglyphen entziffern. Der Grund: Die als Fragment erhaltene steinerne Stele zeigt drei Schriften: Hieroglyphen, Demotisch, Altgriechisch. Nur letzteres war beim Fund Ende des 18. Jahrhunderts noch bekannt. Als klar wurde, dass es sich drei Mal um ein- und denselben Text handelt, wusste man: Das ist der Schlüssel zur Entzifferung der ägyptischen Schriften. Doch die Stein-Kopie, die übergroße Skizze der Grabanlage im Tal der Könige, Karten und Fotos vom Nil und dem ihn umgebenden Land – all das ist nur Vorgeplänkel in der Ausstellung „TUTANCHAMUN – SEIN GRAB UND DIE SCHÄTZE“.

Mit Carter auf Entdeckungstour

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Die Schreine und Särge. Foto: Thessa Wolf

Die Sache nimmt Fahrt auf im Film-Vorführungs-Raum. Dort geht es nicht Jahrtausende zurück, sondern ein knappes Jahrhundert – und man darf teilhaben an der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun. Der britische Archäologe Howard Carter war fast schon besessen von der Idee, dieses zu finden. Er suchte einen geduldigen Geldgeber und konnte fünf Jahre graben lassen – ohne Ergebnis. Dann die Sensation im November 1922. Zwar hatte man auch zuvor schon Gräber entdeckt – aber ein solches noch nie: Unangetastet, verschont von Grabräubern und verborgen vor Wissenschaftlern. Und fast wie der Archäologe damals, dürfen sich auch die Gäste der Ausstellung Schritt für Schritt vortasten. Sie entdecken – nach dem Film – Vorkammer, Schatz- und Sargkammer und in letzterer den Schrein. Darin einen weiteren Schrein, noch einen dritten und vierten. Im Inneren einen Sarkopharg. In diesen, ebenfalls nach dem Matrjoschka-Prinzip einen ersten Sarg, einen zweiten – und schließlich den dritten aus massivem Gold, im Innern die Mumie des Pharao, das Gesicht verdeckt mit einer goldenen Maske.

Wertvolle Kopien, originalgetreue Handwerkskunst

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Tutanchamun – der Blick in die Vorkammer. Rechte: Semmel Concerts GmbH

Alle vier Kammern sind mit wertvollen Kopien bestückt, ganz so wie Carter sie im Original einst fand. Und dann gibt es die Schätze noch ein zweites Mal –von ägyptischen Kunsthandwerkern in Abstimmung mit den wissenschaftlichen Leitern der Ausstellung detailgetreu nachgebildete Kopien, denen man sich Vitrine für Vitrine nähern kann.

Okay, statt aus massiven Gold, sind sie mit Blattgold überzogen, statt 3.300 Jahre sind sie kein Jahrzehnt alt. Und doch öffnen sie neben Bewunderung und Staunen die Augen für den Blick in eine gänzlich andere Welt, eine Welt, in der man den Toten beispielsweise Lebensmittel für einige Monate mitgab, eingepackt in straußeneigroße Behältnisse. Eine Welt, die aus Dynastien bestand und aus vererbten Machtverhältnissen, und die trotz der Entzifferung der Hieroglyphen, des entdeckten Grabes und der inzwischen rekonstruierten Jahrtausende immer etwas entrückt bleiben wird – die besten Voraussetzungen für die beeindruckende Ausstellung des riesigen Nachlasses von Tutanchamun, der gerade mal zehn Jahre regierte und mit 18 Jahren starb.

Noch vier Monate Zeit

Seit der Premiere in Zürich im Frühjahr 2008 haben über sechs Millionen Besucher die Schau gesehen, unter anderem in Hamburg, Madrid, Budapest und Paris. In Dresden hat Tutanchamun 2.000 Quadratmeter bekommen, zu sehen ist er noch bis zum 28. Februar nächsten Jahres. Bisher haben bereits reichlich 15.000 Dresdner diese Gelegenheit genutzt. Und neben interessanten Informationen, entzündeter Entdeckerfreude und Bewunderung zeitgeschichtlicher Handwerkskunst, auch diese Erkenntnis mitgenommen: Es ist nicht so wichtig, das Original zu sehen, wenn eine Kopie sich ganz ähnlich erleben lässt.

Service:

  • Kuratoren-Führungen mit Dr. Wolfgang Wettengel am 14. und 15. November, jeweils 12 und 15 Uhr
  • MOSAIK-Familiensonntag am 8. November, ab 10 Uhr: persönliches Treffen mit Abrax, Brabax und Califax, Zeichenworkshop, szenische Lesung aus einem ägyptischen Abenteuer der Abrafaxe, Hieroglyphen-Kunde und kleine Entdeckertour
  • Geöffnet bis 28. Februar, Dienstag bis Sonntag, Eintritt 17, ermäßigt 14 Euro, Kinder 9 Euro Ort: Zeitenströmung Dresden, Königsbrücker Straße 96, 01099 Dresden
  • Die FreitagNächte:
    Der Fluch des Pharao: Experten-Vortrag zur Entdeckung des Grabes Kurator Dr. Wolfgang Wettengel am 13. November, 19 Uhr
    Advent im „Tal der Könige“ am 4. Dezember, 19.00 Uhr
    #derpharaoundich: Preisverleihung beim Social Media Fotowettbewerb am  8. Januar, 19 Uhr
    Nachts im Museum…: Erkundung der Ausstellung mit Taschenlampe am 5. Februar, 19 Uhr
  • Internet: www.tut-ausstellung.com

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