In die neue Erstaufnahmeeinrichtung am Dresdner Flughafen werden in diesem Jahr voraussichtlich keine Flüchtlinge mehr einziehen. Die Unterkunft sei ein Teil der „Weihnachtsreserve“, sagte Peter Darmstadt, Abteilungsleiter bei der Landesdirektion Sachsen (LDS), kurz bevor Anwohner und Interessierte zu einer Bürgerbegehung eingelassen wurden. Darmstadt und Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes beantworteten Fragen nach Sicherheitskonzept und Ausstattung. Die Initiative „Brücken schaffen“, in der rund 150 Freiwillige Deutschkurse und Freizeitangebote für Flüchtlinge organisieren, war ebenfalls vor Ort.
Auf dem ehemaligen Parkplatz P4 stehen, umgeben von einem Zaun mit Blickschutz, 15 Leichtmetallhallen. 12 dienen als Unterkunft, in zwei Hallen sind die Sanitäreinrichtungen untergebracht und eine Halle ist für die Verpflegung vorgesehen. In jeder Halle können bis zu 50 Flüchtlinge unterkommen – ihnen stehen zehn Zimmer, ein Lagerraum und ein Aufenthaltsraum zur Verfügung. Die Einrichtung beschränkt sich auf fünf Betten, davon zwei im Doppelstock, einen Tisch und fünf Stühle. Regale oder Schränke gehören nicht zum Standard. 600 Menschen können hier maximal untergebracht werden, sagt Darmstadt. Er sieht in den Leichtmetallhallen eine langfristige Alternative zur Unterbringung in Wohncontainern. Das sei preiswerter und schneller am Markt zu bekommen. Die Hallen sind eine Spezialentwicklung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) in Kooperation mit einem Hersteller.
Grundlage sei eine Industriehalle, erklärt SIB-Projektleiter Jens Schönfelder. Sie wurde um Isolierung für Dach und Wände, einen stabilen Fußboden, isolierte Fenster und ein gasbetriebenes Heizgebläse ergänzt. Die warme Luft werde mittels Ventilatoren über die nach oben offenen Zimmer verteilt. Das Aluminiumgestell werde mit starken Zugseilen stabilisiert und ist mit Erdnägeln am Boden befestigt, erläutert Schönfelder. Auch an der Bremer Straße würden die neu entwickelten Hallen aufgebaut – hier allerdings nur 10. Sie sollen Anfang 2016 bezugsfertig sein. Auch Schönfelder sieht Vorteile gegenüber der Lösung mit Wohncontainern, kann aber die Kostenersparnis noch nicht genau beziffern. Für die Hygiene werden in zwei Hallen fertig vormontierte Sanitärmodule aufgestellt – zum Duschen, Waschen oder mit Toiletten.
Die Betreuung auf dem ehemaligen Parkplatz P4 hat das DRK übernommen, das inzwischen landesweit in mehr als 30 Erstaufnahmeeinrichtungen im Einsatz ist. Insgesamt betreue das DRK fast 12.000 Flüchtlinge in Sachsen. Dafür brauche die Organisation weiter hauptamtliches Personal, sagte heute DRK-Sprecher Kai Kranich und rief medizinisch und pädagogisch gebildete und interessierte Menschen auf, sich zu bewerben.
Für die Sicherheit auf und rings um das Gelände sorgen Sicherheitsmitarbeiter des Dienstleisters Uniserve. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Wiesbaden und unterstützt mit der Niederlassung in Sachsen seit 2012 die Dresdner Eislöwen. Einsatzleiter David Handschack ist heute mit voller Besetzung während der Besichtigungszeit vor Ort. Wenn die Einrichtung in Betrieb geht, werden pro Schicht 16 Mitarbeiter regelmäßig auf dem Gelände und außen herum Streifen laufen, erklärte er.
In Sachsen, so Peter Darmstadt, seien derzeit von den 17.000 Plätzen in Erstaufnahmeeinrichtungen rund 13.000 belegt. Die Ersterfassung und ärztliche Untersuchung erfolge innerhalb von 6 bis 12 Tagen, hinzu komme eine Inkubationszeit von zehn Tagen. Angestrebt werde die Weiterverteilung an die Kommunen innerhalb von drei Wochen. Ob die Unterkunft am Flughafen künftig speziell für abzuschiebende Asylbewerber genutzt werde, müssten die Erfahrungen erst noch zeigen.