625 Sportstätten listet die Sportdatenbank der Landeshauptstadt auf. Dazu gehören alle Schulsporthallen, aber auch Schwimmbäder, Tennishallen, Fußballplätze oder kleine und große Sportplätze und Stadien. Nur die großen und wichtigen haben einen eigenen Namen. Dass der auch öfter wechseln kann, hat gerade erst die Umbenennung des Dynamo-Stadions in DDV-Stadion gezeigt. Die SPD-Stadtratsfraktion will jetzt mit einem Antrag von der Stadtverwaltung prüfen lassen, wie das Stadion wieder zu seinem traditionellen Namen „Rudolf-Harbig-Stadion“ kommen kann. Gleichzeitig schlagen die Sozialdemokraten vor, eine der Tribünen nach dem ehemaligen Fußballspieler und langjährigen Trainer Walter Fritzsch zu benennen.
„Es ist uns wichtig, der überbordenden Kommerzialisierung des Sports Einhalt zu gebieten“, sagte heute Christian Avenarius, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Auch die Benennung anderer Sportstätten nach Dresdner Sportlerinnen und Sportler sei „eine Möglichkeit, die Traditionspflege zu fördern. Das regt zum Nachdenken an und kann Identität stiften“, fügte er hinzu. Einen schneller realisierbaren Vorschlag unterbreitet die Fraktion in ihrem Antrag für die Umbenennung der Sportanlage an der Bodenbacher Straße in „Luise-Krüger-Stadion“.
Die Idee dafür kommt vom Dresdner Leichtathletikverband. „Wir haben alle Stadtratsfraktionen und die Mitglieder des Sportausschusses angeschrieben, nur die SPD hat geantwortet“, meinte Verbandsvorsitzender Dietrich Ewers. An der Bodenbacher Straße befinde sich Dresdens bestes Leichtathletikstadion, das auch über Anlagen für Diskuswerfen und Hammerwerfen verfüge. Früher sei das Stadion nach Philipp Müller benannt gewesen, einem deutschen Kommunisten, der in Essen bei einer Demonstration gegen die Wiederbewaffnung von der Polizei erschossen und in München begraben wurde. Der Tod Müllers wurde von der DDR-Politik vereinnahmt, viele Schulen und andere Einrichtungen nach ihm benannt. Die FDJ verlieh eine Philipp-Müller-Medaille. Auch das kleine Stadion in Dresden trug bis in die 90er Jahre seinen Namen, bis er irgendwann verschwand und der Name Sportanlage Bodenbacher Straße daraus wurde.
Offizielle Dokumente darüber seien nicht gefunden worden, meinte Ewers. Für ihn gehe es um eine Neubenennung des Stadions. Geehrt werden sollten künftig Sportlerinnen und Sportler aus Dresden. Luise Müller sei ein Beispiel dafür. Sie sei 1915 in Dresden geboren worden und eine bekannte Speerwerferin. Bei den Frauenweltspielen 1930 habe sie Bronze und bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin eine Silbermedaille gewonnen. Zwei weitere bekannte Dresdner gewannen dort ebenfalls Medaillen – Rudolf Harbig mit der 4 x 400-Meter-Staffel Bronze und Katharina „Käthe“ Krauß über 100 Meter ebenfalls Bronze. Alle drei waren für den DSC gestartet. Nach dem Krieg habe Luise Müller als Sportlehrerin an der TH gearbeitet und sei 2001 in Dresden gestorben. „Mit den Nazis war sie nicht verbandelt“, betonte Ewers, dass der Vorschlag auch daraufhin geprüft worden sei.
Thomas Blümel, Fraktionsgeschäftsführer, sportpolitischer Sprecher und selbst kurze Zeit Aufsichtsratsvorsitzender bei Dynamo Dresden, hat den aktuellen Antrag ausgearbeitet. Die Benennung von Stadien nach Wirtschaftsunternehmen sei inzwischen weit verbreitet, meinte er. „Wir verteufeln das nicht“, sagte er mit Blick auf die Umbenennung des Dynamo-Stadions in DDV-Stadion. DDV ist der Name des Verlages, in dem die Sächsische Zeitung und die Dresdner Morgenpost erscheinen. An dem Verlag hält die DDVG, die Zeitungs-Beteiligungsgesellschaft der SPD, 40 Prozent.
Für Blümel ist jedoch das Modell in Braunschweig überzeugender. Dort hätten fünf Sponsoren die Namensrechte erworben und dafür gesorgt, dass das Stadion wieder Eintracht-Stadion heißt. Man müsse der Vermarktung auch Grenzen setzen, so Blümel. Sonst haben wir irgendwann auch noch eine „Radeberger Semper Oper“. Und das, so Blümel, wolle sicher niemand. Er plädierte ausdrücklich dafür, dass die Fans in die Benennung der Sporteinrichtungen einbezogen werden sollten.
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