Seit Freitag Abend ist der Vorhang geöffnet. Fahnen für den Goldenen Reiter wehen an den beiden historischen Masten im Wind. Wie die Passanten, Einwohner und Gäste die Installation von Beatrice Jugert interpretieren, liegt nun nicht mehr in der Hand der Künstlerin. Das betonte Kunsthistorikerin Susanne Altmann bei einer kleinen Einweihungsfeier. Für sie sei das bunte Wappentier „ein Hybridwesen aus Löwe und dummen August“. Am anderen Fahnenmast hängt eine große rote Fahne, die gemeinsam mit ihrem Gegenüber wie ein Rahmen, ein Vorhang für den Blick auf die Stadt wirken. Aber auch das wäre ja schon eine Interpretation.
Beatrice Jugert ist vor allem froh, dass ihr vor drei Jahren in Angriff genommenes Projekt nun endlich Wirklichkeit geworden ist. Ihr verdanke die Stadt, dass die beiden historischen Fahnenmasten instand gesetzt wurden. Darauf verwies heute Manfred Wiemer, Amtsleiter für Kultur und Denkmalschutz. Die Fahnenmasten mit ihren Sockeln und Reliefs zeigen Kaiser Wilhelm I. sowie den sächsischen König Albert. Errichtet wurden sie 1893 zum Gedenken an den Besuch des Kaisers in Dresden auf der Hauptstraße. Die Masten waren im Frühjahr 2014 demontiert worden, weil die innen liegende Stahlhalterung von Rost zerfressen war und die Masten bei Wind schon bedrohlich schwankten. Die Standsicherheit war nicht mehr gewährleistet. Erst im November 2015 wurden sie wieder aufgestellt.
„Ich möchte mich nicht instrumentalisieren lassen“, sagte die Künstlerin. Die Installation sei nicht per se politisch gemeint, auch wenn sich in den letzten anderthalb Jahren in Dresden viel geändert habe. Sie wolle nicht, dass ihr Werk von vornherein auf eine Richtung festgelegt werde. Die Recherchen, das Sammeln von Geschichten und die Beschäftigung mit der Geschichte von Wappen und Fahnen hätten vor allem der künstlerischen Inspiration gedient.
Jedenfalls, so Wiemer in seiner Ansprache, sehe man, dass das Wappentier bunt sei und auch Krallen habe. Das aber, so meinte er, so doch eher eine zu direkte Deutung. Drei Monate lang wird der Blick auf den Goldenen Reiter nun von der Installation begleitet. Die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum hat das Projekt gefördert.
Beatrice Jugert, geboren 1971 in Bremen, studierte ab 1996 Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihr Studium schloss sie 2002 mit einem Diplom für freie Kunst und 2004 als Meisterschülerin bei Eberhard Bosslet ab. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
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