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Podemus Biomarkt im alten Bahnhof Klotzsche eröffnet

10.15 Uhr war es soweit. Laut bimmelt Stefan Köppl mit der Handglocke, die er sich im Radebeuler Schmalspurbahnmuseum ausgeliehen hat, und ruft den vielen geduldig Wartenden in der Schlange vor dem Bahnhof Klotzsche zu: „Der Bioexpress aus Podemus ist eingefahren“. Obwohl er sonst in der Verwaltung bei Vorwerk Podemus arbeitet, klingt das sehr professionell und lässt die 15 Minuten Verspätung – man ist schließlich auf einem Bahnhof – prompt vergessen.  In letzter Minute mussten Podemus-Chef Bernhard Probst und Bruder und Bauherr Gerhard Probst noch Hand anlegen und den fehlenden großen Fußabtreter durch Holzplatten ersetzen. Sonst wäre die Unfallgefahr zu groß gewesen.

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Für den fehlenden Fußabtreter mussten die Brüder Gerhard und Bernhard Probst (r.) sich schnell was einfallen lassen. Foto: W. Schenk

Dann schneiden sie gemeinsam mit Marktleiter Olaf Oettel und dessen Stellvertreterin Kathrin Schneider das rote Band durch und die neuen Kunden können den Biomarkt in Besitz nehmen. Viele von ihnen haben sich den alten Bahnhof im Herbst 2014 zum Tag des offenen Denkmals angeschaut. Seit der Wende dem Verfall preisgegeben, hatte die Familie Probst den Bahnhof damals gerade erst gekauft und angekündigt, einen Biobahnhof zu errichten. Gerhard Probst als Bauherr kennt sich mit Nahverkehrsobjekten aus. Mit seiner Firma Probst & Consorten entwickelt er Vermarktungsideen für Verkehrsunternehmen. Mitte der 90er Jahre, noch als Student, fiel ihm gemeinsam mit zwei Kommilitonen der handliche GuteNachtLinie-Fahrplan der DVB ein. Den gibt es noch heute.

Der Bahnhof kann noch viele Geschichten erzählen

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Galerist Manto Sillack hatte früher auch einmal Pläne für den Bahnhof. Foto: W. Schenk

Begeistert erzählt er von der Geschichte des alten Bahnhofs. Vieles wurde erhalten und wiederhergestellt – alte Inschriften in der Bahnhofshalle, die Bordüren des historischen Keramikfußbodens oder das alte Eingangsportal. „Der Bahnhof Klotzsche ist der einzige historische Dresdner Bahnhof abseits von Hauptbahnhof und Bahnhof Neustadt, der saniert und in Nutzung ist“, meint Probst und mit Stolz in der Stimme fügt er hinzu: „Und ohne öffentliche Gelder.“ Über eine Million Euro wurden in die Sanierung, den Umbau sowie den neuen Anbau für die Fleischverarbeitung und das Kühlhaus investiert.

Zum Biomarkt gehört ein Bistro, das die Tradition der Bahnhofswirtschaft wiederbelebt. Bis zum Frühjahr entsteht am Bahnsteig ein Freisitz. Dort könnten dann Gäste unter fachkundiger Anleitung eines Kochs ihr T-Bone-Steak selbst auf dem Grill garen, berichtet Bernhard Probst über eine der Ideen, mit denen einmal pro Woche rings um den Biomarkt und das Bistro für Abwechslung gesorgt werden soll.

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Volles Haus und Geschenke für die ersten 700 Einkaufsgäste. Foto: W. Schenk

Auch der Klotzscher Verein setzt auf die Zusammenarbeit mit den Biomarkt-Betreibern. Vereinsvize Manto Sillack, der eine Galerie in der Königsbrücker Straße betreibt, verweist auf das gute Echo auf die Beteiligung der Bioproduzenten am letzten Forst- und Weinfest. „Es ist einfach ein herrliches Gefühl, dass der Bahnhof wieder lebt“, sagte Sillack. Er hatte selbst Anfang der 90er Jahre versucht, den alten Gebäuden ein neues Leben als Kunstbahnhof einzuhauchen, war aber an den damaligen  Preisvorstellungen der Bahn gescheitert.

Weitere Podemus-Biomärkte geplant

„Der Podemus-Markt in Klotzsche ist unsere Nummer 11“, erzählt Bernhard Probst und man sieht ihm nicht an, dass er noch bis in die Nacht um 3 Uhr zu tun hatte, damit zur Eröffnung alles an Ort und Stelle ist und zum Beispiel auch die Kaffeeautomaten und das Kassensystem funktionieren. Er hofft, dass viele Kunden, die heute neugierig durch das Geschäft schlendern, regelmäßig wiederkommen. Außerdem setzt er auf die Fahrgäste von Bus und Bahn, die hier bei täglich mehr als 400 Stopps ein- und aussteigen. Ab 7 Uhr können sie sich im Bistro versorgen, bis 19 Uhr auf dem Heimweg den Einkauf erledigen.

Wenn der Eröffnungsboom vorbei ist, kümmern sich Marktleiter Olaf Oettel und seine Stellvertreterin Kathrin Schneider um das Alltagsgeschäft. 14 Mitarbeiter seien sie im Team, so Oettel. Er ist neu bei Vorwerk Podemus und hat seit August 2016 eine intensive Anlernzeit durchlaufen. So soll sein Team künftig in der großen Küche nicht nur für das Bistro, sondern auch für die anderen Standorte kochen, meint Podemus-Chef Probst. Er hat schon die nächsten Ziele im Visier. Markt Nummer 12 wird in Pirna eröffnen und dann stehe eine Expansion in Radebeul an. Ein Standort sei bereits im Gespräch.

Kreativer Bahnhof eröffnet am 12. Dezember

Neben dem gerade eröffneten Biomarkt sind Daniela Tokar und Luisa Schneider im alten Bahnhofsgebäude mit den Handwerkern dabei, ihre Geschäfte fertig einzurichten. Unter dem Motto „Der kreative Bahnhof“ haben sie sich ein Mischkonzept ausgedacht: Spielzeug, modische Looks für die Frau und ein Atelier für individuelle Handarbeit. „Wir werden am Montag, dem 12. Dezember, um 10 Uhr eröffnen“, sagen die beiden. Die große Einweihungsparty folgt dann später, versprechen sie.

Königswalder Quartier fertig

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Die Beschriftung Biobahnhof und andere Kleinigkeiten müssen noch fertig werden. Foto: W, Schenk

Mit dem sanierten Bahnhof ist das Königswalder Quartier dann weitgehend fertig. Für das Gebiet um den Bahnhof Klotzsche war schon 1999 eine sogenannte Erhaltungssatzung erlassen worden. Bauvorhaben unterlagen strengen städtebaulichen Regeln und denkmalschutzrechtlichen Auflagen. Architekt Alexander Beck hat mit seinem Büro Coop4 das Areal zu einem „intergenerativen barrierefreien Stadtquartier mit Pflegewohngemeinschaft und Kleinkindbetreuung“ entwickelt. Aus dem historischen Gebäude des Bahnhofshotels und dem Ballsaal wurden Wohnungen, nebenan entstanden Neubauten. Beck war es auch gelungen, die Familie Probst in den Königswald zu locken und für den Bahnhof zu begeistern. Fertig wird das Quartier aber erst, wenn die Bahn den Brückenneubau über den Nesselgrund fertiggestellt hat. Bis dahin darf sie noch einen Teil des Biomarkt-Parkplatzes als Baustelleneinrichtung nutzen.

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