Hängen und Würgen Sempf Zahn

Vom Hängen und Würgen: Mario Sempf erzählt Dresdens schaurige Geheimnisse

Alle diese Erzählungen sind wahr. Sie entstammen Chroniken, Akten, Gerichtsprotokollen und historischen Dokumenten, Fundstücken und der hartnäckigen Recherche zu noch so kleinen Details der der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit. Mario Sempf erzählt sie in seinem Buch „Vom Hängen und Würgen – Dresdens schaurige Geheimnisse“, das jetzt im Dresdner Buchverlag erschienen ist. Auf 187 Seiten ist der Alltag der Bestrafung im Mittelalter beschrieben. Sempf hat sich dafür ein gewagtes Sujet gewählt.

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Platz für 20.000 Schaulustige. Das Hochgericht auf dem Sande und die Hinrichtung von Lips Tullian. Quelle: salomo publishing

Er schreibt in der Ich-Form aus der Sicht des Dresdner Scharfrichters Melchior Wahl. Den lässt er locker plaudernd in vielen kleinen Geschichten über den Alltag seines Berufsstandes und über Hängen, Enthaupten, Rädern, Foltern oder gerichtlich verordnete Zweikämpfe erzählen. Der Leser erfährt, dass auch der Scharfrichter selbst zum Opfer der aufgeputschten Menge werden kann, wenn er sein Handwerk nicht ordentlich ausführt.

Das Buch ist nichts für zart Besaitete. Und auch nichts für Kinder. Verlegerin Katharina Salomo betonte bei der öffentlichen Vorstellung des Buches im Dresdner Sophienkeller heute, dass es erst für Leser ab 16 Jahre geeignet sei. Illustriert wurde das Buch vom Künstler und Maler Thomas Zahn. Zahn und Sempf haben sich bei Studien zu mittelalterlichen Kampfkünsten kennengelernt.

Salomo Hängen und Würgen henkerswerkzeuge

Die Werkzeuge des Scharfrichters. Foto: W. Schenk

Bei ihren Recherchen entdeckten sie nicht nur Richtstätten des mittelalterlichen Dresdens sondern zum Beispiel auch in Lauenstein. Anhand von historischen Vorlagen bauten sie ein Modell des Dresdner Hochgerichts „Auf dem Sande“, das 1562 errichtet wurde und dort 170 Jahre lang die Gegend beherrschte. Das ist etwa dort, wo sich heute Königsbrücker Straße und Katharinenstraße schneiden. Auch ein Modell des Schandesels haben sie gefertigt, um die Qualen der Verurteilten anschaulich machen zu können.

Anschaulichkeit ist überhaupt ein großes Thema für Mario Sempf. Er ist Mitglied im Verband der experimentellen Archäologen. Was das ist, veranschaulicht er mit einem kleinen Beispiel. „Es gibt 47 verschiedene Arten, Feuer zu machen“. Und da kämen Streichhölzer oder Feuerzeug nicht vor.

„Wir haben viel mehr zusammengetragen, als in dem Buch verarbeitet werden konnte“, sagt Sempf. Es wirkt darum auch wie eine folgerichtige Idee, dieses Wissen dem interessierten Publikum auch auf anderen Wegen zu vermitteln. Zum Beispiel bei schauderhaften Stadtrundgängen zum Thema „Mit nur einem Hieb – Scharfrichter und Henker in Dresden und Umgebung“, einer Lauensteiner Galgenwanderung oder einer „Dresden zum Gruseln“-Stadtrundfahrt im Oldtimerbus. Sempf tritt dann als RitterJonas Daniel auf, Zahn als Scharfrichter Melchior Wahl und Katharina Salomo schlüpft in die Rolle der Magd Rosine Rehn, über die es im Buch heißt, dass sie als Magd in Oelsa im Müglitztal ihr Neugeborenes umgebracht hatte. 1731 wurde sie darum auf dem Marktplatz in Lauenstein öffentlich enthauptet.

Doch zunächst präsentiert Salomo ihre Neuerscheinung und weitere Bücher aus dem Verlagsprogramm auf der Buchmesse in Leipzig. Dort ist sie zum zehnten Mal mit einem eigenen Stand vertreten.

 

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