Biotop, Exerzierplatz, Müllkippe, Sandabbaugebiet, Industriestandort – all das ist (oder war zeitweise) der Heller. Ein Relikt der letzten Eiszeit: ein mächtiges Sandlager, bewachsen mit Trockenrasen, Ginster und Zwergbäumen – eine Landschaft von ganz eigentümlichem Reiz.
Für viele Einwohner ist der Heller nicht nur der Abenteuer-Spielplatz ihrer Kindheit, und Namensgeber der Siedlung (die Au am Heller), sondern auch Erholungsort, Naturerlebnis, Pilz-Fundgrube, Skigelände und ganz allgemein der grüne Gürtel, der die Dresdner Heide mit der Jungen Heide verbindet.
Ein kostbares Stück Natur, erst nach der Wende zurück“erobert“ wurde. Wie in so vielen Gegenden der DDR nach jahrzehntelanger Okkupation durch die Rote Armee.
Kein Wunder, dass so viele der Einladung des Vereins Bürgerschaft Hellerau e.V. zum Gespräch mit der Umwelt-Bürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) gefolgt waren, dass es nicht genug Stühle in der Waldschänke gab. Es ging am 30.März um die Zukunft des Heller, denn die
ist bedroht: vom Sandabbau, der unaufhaltsam fortschreitet und von gewerblicher Nutzung am Augustusweg, die zeitlich begrenzt geplant war und nun nach dem Willen der Mehrheit des Stadtrates permanent zu werden droht.
In klaren Worten umriss die Bürgermeisterin die Sachlage. Ziel der Stadt ist es, Naturschutzstatus für den Heller zu erreichen, auch für den
großen Teil, der unter Bergrecht steht. Bergrecht geht eben (noch) vor allem anderen Recht und Sandabbau wird dort auch zukünftig weiter möglich sein. Immerhin wurde in Verhandlungen eine Begrenzung des Abbaugebietes erreicht.
In der Diskussion wurden allerdings Zweifel an der Haltbarkeit solcher Verträge geäußert. Groß ist der Verdacht, dass sich Kapitalinteressen am Ende immer durchsetzen. Wie es das Beispiel der Industrie-Ansiedlung am Augustusweg zeigt, deren Betreibern es gelungen ist, ihre wirtschaftlichen Interessen als wichtiger darzustellen als den Wert eines intakten Naturraums, der für Kaltluft-
Entstehung und Belüftung gerade der dicht besiedelten Gebiete von Neustadt und Pieschen so wichtig ist.
Immer wieder wurde im Publikum auf die vielen Gewerbebrachen im Norden verwiesen, auf die diese Betriebe ausweichen könnten. Dann gäbe es auch nicht den Verlust von Arbeitsplätzen, mit dem sich offenbar so wirkungsvoll drohen lässt. Bürgermeisterin Jähnigen
konnte hier nur die Schultern zucken: solange die betroffenen Unternehmer die begründete Hoffnung haben, dass ihr Standort politisch garantiert wird, werden sie sich nicht bewegen und die Verwaltung kann sie nicht zwingen.
Die Natur hat eben leider keine Lobby, solange kein Umdenken einsetzt und die Prioritäten sich ändern, bevor es zu spät ist. Der Verein
Bürgerschaft Hellerau wird jedenfalls nicht aufhören, für die Integrität des Heller zu kämpfen, und er hat dabei, wie dieser Abend gezeigt hat, die Unterstützung der Bevölkerung.
Dieser Beitrag wurde vom Verein Bürgerschaft Hellerau e.V. zur Verfügung gestellt: Autorin Jutta Dyrchs-Jansen
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